„Einzigartiges Lego-Puzzle“ macht Putin zum Verlierer im Schwarzen Meer
Die Ukraine hat einen Weg gefunden, die russische Blockade im Schwarzen Meer zu überlisten. Zugleich wurd Wladimir Putins Flotte Schiff für Schiff dezimiert.
Odessa – Der Ukraine-Krieg ist für Russland im Schwarzen Meer längst eine Geschichte der Rückschläge und Pannen. Der Verlust des Flaggschiffs „Moskwa“ im April 2022 steht exemplarisch für die Schwierigkeiten Moskaus in dem Gewässer, das der Kreml eigentlich beherrschen will.
Ukraine-Krieg: Russland hat Kontrolle über Schwarzes Meer verloren
Nicht nur, dass die militärischen Verluste der Schwarzmeerflotte hoch sind: Wie die britische Wochenzeitung The Economist jetzt berichtet, ist auch die russische Blockade des ukrainischen Getreidehandels durch den Bosporus in Richtung Mittelmeer mittlerweile weitgehend verpufft.
Mit 6,3 Millionen Tonnen hatten die drei ukrainischen Häfen Odessa, Chornomorsk und Piwdenny im Dezember demnach fast wieder so viele Waren und Getreide verschifft wie noch vor dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf das westliche Nachbarland. Es ist die nächste Niederlage für Autokrat Wladimir Putin im geopolitischen Ringen um die Ukraine.

Russische Schwarzmeerflotte: Verheerende Verluste auf dem Meer und der Krim
Aus Sicht Kiews ist die russische Schwarzmeerflotte nach verheerenden Schlägen gegen sie Anfang 2024 aus dem nordwestlichen, südwestlichen und sogar zentralen Teil des Gewässers zurückgedrängt. Die Rede ist von 22 zerstörten, versenkten oder (schwer) beschädigten Kriegsschiffen Moskaus. Jene Verluste dokumentierte jüngst eine Karte, die das ukrainische Online-Portal The New Voice of Ukraine (NV) auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlicht hatte. Mehrere Beispiele lassen sich anhand von Fotos oder Videos bei X (vormals Twitter) nachvollziehen.
Am 26. Dezember wurde bei einem Luftangriff auf die Hafenstadt Feodossija etwa das große russische Landungsschiff „Nowotscherkassk“ zerstört. Dass der Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“ am 14. April 2022 gesunken ist, gilt mittlerweile als gesichert. Laut US-Verteidigungsministerium sollen dafür zwei ukrainische Seezielflugkörper des Typs „Neptun“ verantwortlich gewesen sein.
Schwarzmeerflotte Wladimir Putins: 22 zerstörte oder versenkte Kriegsschiffe
Im September 2023 beschädigten die ukrainischen Luftstreitkräfte ferner das U-Boot „Rostow am Don“ sowie das Landungsschiff „Minsk“ derart, sodass sie nicht mehr einsatzfähig sein sollen. Bei diesem Angriff auf die Sergo-Ordzhonikidze-Werft in Sewastopol kamen offenbar französische Scalp-Marschflugkörper zum Einsatz. Um nur die drei bekanntesten Beispiele zu nennen.
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Schwarzes Meer: Ukraine bricht die Seeblockade Russlands
Dass die zwischenzeitliche Blockade des Hochseehandels seit Juli 2023 nur kurz gehalten hat, dürfte ein ähnlich empfindlicher Schlag für das Kreml-Regime sein. Unter anderem wurde seitens der Ukraine der gesamte Verkehr der Frachter einem zentralen Seekommando unterstellt. „Wir verbinden die Händler mit Notfalldiensten, Umweltdiensten, Wetterberichten, Raketenangriffen und Luftangriffswarnungen“, zitiert The Economist Yuriy Lytvyn, den Leiter der ukrainischen Seehafenbehörde: „Es ist ein einzigartiges Lego-Puzzle, eine wahnsinnige Menge Arbeit.“
Penibel kontrolliert der ukrainische Grenzschutz zudem rund um die Uhr die Häfen zwischen Donau-Delta nahe der rumänischen Grenze, der Großstadt Odessa (von rund 990.000 Menschen bewohnt) und dem Dorf Rybakiwka im Süden der ukrainischen Oblast Mykolajiw, von wo aus die nördlichsten Zipfel der russisch besetzten Krim nur zehn Kilometer Luftlinie entfernt sind. Mögliche russische Saboteure sollen so abgeschreckt werden.
Russische Schwarzmeer-Blockade gebrochen: Nato hilft der Ukraine
Mittlerweile ist ferner bekannt: Die Ukraine schickt die riesigen Frachtschiffe, eigentlich für die Hochsee-Schifffahrt konzipiert, aus ihren Häfen durch flaches Gewässer nahe der rumänischen und bulgarischen Grenze, offensichtlich in enger Absprache mit der transatlantischen Verteidigungsallianz Nato, deren Präsenz die Tanker vor möglichen russischen Angriffen schützt.

Schwarzes Meer: Ukraine verschifft Millionen Tonnen Getreide durch den Bosporus
Unter anderem liegt der Nato-Flughafen Konstanza (Constanta) direkt an der Schwarzmeerküste. Auf dem benachbarten Luftwaffenstützpunkt Borcea sind amerikanische Kampfjets vom Typ F-16 und vom Typ F / A-18 Super Hornet stationiert, ebenso befindet sich dort die 53. Jagdstaffel der rumänischen Luftstreitkräfte, mit allen 14 F-16-Kampfjets des Landes.
Die stark landwirtschaftlich geprägte Ukraine exportiert aus ihren gewaltigen Getreidekammern Millionen Tonnen Mais, der etwa die Hälfte der Getreideexporte ausmacht. Aber auch Weizen (etwa ein Viertel), Sonnenblumenkerne (etwa zehn Prozent) und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Laut dem Rat der Europäischen Union gegen rund zwei Drittel des Weizens an Entwicklungsländer. (pm)