Sie war die Tante Emma von Moorenweis - „wo Gitti war, war Leben“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Fürstenfeldbruck
  4. Moorenweis

Kommentare

Brigitte Köppel führte den Kramerladen in Moorenweis. © Repro: Osman

Moorenweis ist um ein Original ärmer: Brigitte Köppel, die Tante Emma des Dorfes ist gestorben. In ihrem Kramerladen hat man sich nicht nur zum Einkaufen getroffen.

Moorenweis - Der Laden war ihr Leben. Über Jahrzehnte betrieb Brigitte Köppel ein kleines Lebensmittelgeschäft in Moorenweis – einen typischen Tante-Emma-Laden, der sich auch dann noch hielt, als er am anderen Ende des Dorfes übermächtige Konkurrenz von einem Supermarkt und einem Discounter bekam.

Die Stammkunden schätzten das Zwischenmenschliche bei Brigitte Köppel, die persönliche Atmosphäre. Anonym abgefertigt wurde hier niemand.

Die Kramerin stammte aus Oberndorf bei Salzburg. Ihre Familie hatte Verbindungen zu Katharina Rieger, die seit 1958 das Lebensmittelgeschäft in der Blumenstraße führte. 1969 fing Brigitte Köppel als Aushilfe dort an. 16 Jahre war sie damals alt. Eine formale Ausbildung im Einzelhandel machte sie nicht, lernte aber bei ihrer „Tante Kathi“ alles, was man wissen musste. 1982 übernahm sie das Geschäft.

Zwei Jahre später erweiterte sie den in einem ehemaligen Bauernhaus gelegenen Laden durch den Ausbau eines angrenzenden Stalls. Ab 1990 arbeitete ihre Tochter Sandra mit, die ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau erfolgreich abgeschlossen hatte. Nicht lange danach tauchten die Supermärkte im Ort auf. „Wir hatten zu kämpfen, aber es gab genügend Stammkunden“, erinnert sich Tochter Sandra Bachinger.

Man konnte bei Brigitte Köppel nicht nur alles für den täglichen Bedarf einkaufen. Zum Laden gehörte auch eine Lottoannahmestelle und ab 1999 eine Postfiliale. Außerdem war immer Zeit für ein freundliches Wort, ein gutes Gespräch. Die resolute Kramerin hatte einen Draht zu Menschen.

Das zeigte sich auch, wenn sie sich – ganz selten – mal eine Busreise mit einer Freundin gönnte. Sie fand überall schnell Kontakt, war oft der Mittelpunkt einer lustigen Runde. „Wo Gitti war, war Leben“, stand in einer der vielen Beileidskarten, die Sandra Bachinger nach dem Tod ihrer Mutter bekam.

Bis Ende letzten Jahres arbeitete Brigitte Köppel noch voll im Geschäft mit, das inzwischen ihre Tochter führte. Heuer wollte sie endlich etwas kürzertreten, sich mehr Freizeit gönnen und Reisen machen. Im Januar buchte sie für Juni einen Trip nach Kroatien, zur Lavendelblüte. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Eine Krebsdiagnose traf sie aus heiterem Himmel – die Krankheit befand sich bereits im Endstadium.

Nun fehlt im Mehrgenerationenhaus der Familie die Seniorengeneration. Brigitte Köppels Ehemann Rudi ist bereits vor drei Jahren gestorben. Sandra Bachinger blickt auf das Zusammenleben unter einem gemeinsamen Dach als große Bereicherung zurück, ebenso ihre beiden Söhne – die Enkel waren Brigitte Köppels Ein und Alles.

Moorenweis hat nicht nur eine Förderin der örtlichen Vereine verloren– der Ort ist um ein Original ärmer. Brigitte Köppel wurde 71 Jahre alt.

Auch interessant

Kommentare