Ausbleibende Waffenlieferungen: Scholz lässt sich laut Selenskyj von Putin einschüchtern
Zuckt Scholz vor Putin zurück? Der ukrainische Präsident wirft dem Westen vor, dringend nötige Hilfen aus Angst vor Russland zurückzuhalten.
Kiew – Bei einem Besuch in der schwer umkämpften Frontstadt Charkiw im Osten der Ukraine hat der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj abermals darauf hingewiesen, dass sein Land sich ohne die Unterstützung des Westens nicht mehr viel länger gegen den russischen Angriffskrieg zur Wehr setzen könne. In einem Interview mit der Bild-Zeitung und weiteren Axel-Springer-Medien betonte Selenskyj sein Unverständnis, dass die Partner im Westen nicht die Mittel an die Ukraine lieferten, die das Land zum „überleben“ brauche.
Dabei ging es Selenskyj vor allem um die von den Republikanern im US-Kongress blockierten Hilfen in Milliardenhöhe sowie die bisherige Absage von Bundeskanzler Olaf Scholz, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Scholz‘ bisherige Begründung, dass er Deutschland nicht zur Kriegspartei machen wolle, stellt Selenskyj im Gespräch mit den Springer-Medien infrage und gibt an, dass der SPD-Politiker ihm gegenüber den Eindruck mache, als lasse er sich dabei von Drohungen aus Russland beeinflussen.
Atomdrohungen aus Russland: So schätzen Geheimdienste die Lage aktuell ein
Die Drohungen gibt es – sowohl vonseiten russischer Medien, als auch aus der Politik – regelmäßig, seit klar ist, dass der Westen die Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg mit Waffen und Munition unterstützt und Russland im Gegenzug mit Sanktionen belegt hat. Als Begründung für Russlands Drohungen gegen den Westen wird immer wieder angeführt, dass sich das Land von der Nato bedroht fühle, die immer näher an Russlands Grenzen heranrücke.
Dabei sprechen Russlands Machthaber Wladimir Putin, seine politischen Weggefährten und Kreml-Propagandisten auch immer wieder die Möglichkeit eines Atomschlags an. Das Land rüstet sein Nuklearwaffen-Arsenal seit Jahren kontinuierlich auf und zählte 2023 mit über 4400 einsatzbereiten Sprengköpfen zu den gefährlichsten Atommächten der Welt. Dennoch stufen Experten es immer wieder für unwahrscheinlich ein, dass eine solche Drohung wahrgemacht wird.
Spionage, Hacking, Atomdrohungen: Wie gefährlich kann Russland dem Westen werden?
Das berichtete zuletzt auch das ZDF und zitierte dabei einen Bericht des US-amerikanischen Office of the Director of National Intelligence (ODNI), dem Geheimdienstinformationen zugrunde liegen. Darin heißt es, dass Russland zwar aller Voraussicht nach seine „asymmetrischen Aktivitäten“ fortsetzen werde und damit Desinformationskampagnen, Hacker-Angriffe und Spionageeinsätze auch im Westen weiter vorantreiben wolle, aber „mit ziemlicher Sicherheit“ keinen militärischen Konflikt vom Ausmaß eines Atomkriegs riskieren würde.
Dass sich Scholz dennoch von Putins Drohungen einschüchtern lässt, liegt zumindest für Selenskyj auf der Hand, der gegenüber den Springer-Medien erklärte, dass Nachrichten, die er von Scholz erhalten habe, nahelegen „dass es so ist“. Doch die Taurus-Marschflugkörper seien seinen Informationen nach eben „das stärkste Waffensystem in Deutschland“ und damit für die Ukraine eine wichtige Hilfe, sich trotz der schwierigen Lage an der Front gegen Russland zur Wehr zu setzen. (saka mit dpa)