Weilheims Weg zur Fahrradfreundlichkeit
19 Prozent Radverkehr bis zum Jahr 2031: Weilheim will noch fahrradfreundlicher werden.
Weilheim – Weilheim ist seit 2019 Probemitglied in der „Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern“ (AGFK). Im November 2023 wurde die örtliche Fahrradfreundlichkeit nochmals auf Herz und Nieren geprüft. Eine vollwertige Mitgliedschaft in der AGFK samt Auszeichnung zur fahrradfreundlichen Kommune blieb der Stadt vorläufig versagt. Bis Ende Oktober 2024 wurde der Stadt ein Zeitfenster eingeräumt, um in einigen Punkten nachzubessern. „Es sind viele Hausaufgaben, die wir erledigen müssen bis Herbst“, erklärte Radverkehrsbeauftragter Stefan Frenzl in der jüngsten Stadtratssitzung und suchte die Zustimmung der Räte bei einigen Änderungen.
Im November 2019 wurde als politische Zielvorgabe gesetzt, dass der Anteil der Radfahrer innerhalb von fünf bis sieben Jahren um fünf Prozent gesteigert werden soll. Da dieser Beschluss jedoch auf keiner aktuellen Datenbasis basierte, konnte kein konkreter Zielwert festgesetzt werden. Auf Anregung der AGFK wurde deshalb eine „Modal-Split-Erhebung“ durchgeführt, die Auskunft darüber gibt, welche Verkehrsmittel im Stadtverkehr zu welchen Anteilen genutzt werden. Das beauftragte Fachbüro ermittelte einen Anteil an Radlern von 14 Prozent, allerdings ohne Befragung. Es sei ein Schätzwert, verdeutlichte Frenzl. „Bis 2031 könnte man sich vornehmen, den Anteil auf 19 Prozent steigern zu wollen“, wandte er sich an die Räte, die im Anschluss darüber debattierten.
„Es ist ein pragmatisches, aber dennoch solides Mittel“, erklärte zunächst Verkehrsreferent Manuel Neulinger zum Ermittlungsverfahren. Er regte an, sogar 20 Prozent Radverkehr anzustreben. Das sei der Zielwert, den sich der Freistaat bis 2025 gesetzt habe. „Wir könnten ein Stück ambitionierter sein und 2030 statt 2031 festlegen“, so Neulingers nächster Vorschlag.
Roland Bosch (ÖDP) ging sogar noch ein Stück weiter und plädierte für das Jahr 2029. „Wir haben alles, was es dazu braucht“, war er sich sicher und verwies auf die vorhandenen Fahrradstraßen, die festgesetzten Gelder für Investitionen in den Radverkehr und das bereits existierende Radverkehrskonzept, das zwischen 2020 und 2022 entstanden ist. „Lassen Sie uns mutiger sein“, so Boschs Appell.
„Es hängt alles davon ab, was wir uns leisten können“, gab Marion Lunz-Schmieder (CSU) zu bedenken. Das Radverkehrskonzept könne nur Schritt für Schritt abgearbeitet werden. „Das ist nur ein Schaufensterbeschluss“, kritisierte sie das diskutierte Vorhaben. Ihrer Meinung nach könne man in Weilheim ohnehin wunderbar mit dem Rad fahren.
Dem widersprach Brigitte Gronau (Grüne). Denn für Familien mit Kindern und ältere Menschen sei das Radfahren in der Stadt alles andere einfach. Außerdem, so ihre Überzeugung, sei es notwendig, auf die immer mehr werdenden E-Bikes und ihre schnelle Geschwindigkeiten zu reagieren.
Susann Enders (FW) gestand, dass sie zwiegespalten sei, denn sie sehe die Bedeutsamkeit des Radverkehrs, befürchtete jedoch, dass die Fußgänger komplett vergessen würden.
„Wir wollen uns mit einem Titel schmücken“, kritisierte Rüdiger Imgart (AfD) und konnte dem Ganzen wenig abgewinnen. „Damit bringen wir die Menschen doch nicht aufs Fahrrad“, so seine Meinung.
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Stefan Zirngibl zeigte sich ebenfalls skeptisch und sprach von einem „Placeboantrag“. „Wir alle wissen, dass wir uns das eh nicht leisten konnten“, sagte er und hielt es für sinnvoll, im Beschluss aufzunehmen, dass Investitionen von der jeweiligen Haushaltslage abhängig gemacht werden. Neulinger wunderte sich über Zirngibls Haltung, denn 2019 sei immerhin ein Grundsatzbeschluss gefasst worden. „Wollen wir davon jetzt abrücken?“, fragte er in Richtung CSU und betonte, dass nicht alle Maßnahmen viel Geld kosten würden.
„Es gibt viele kleine Maßnahmen im Radverkehrskonzept, die auch mit wenig Kosten umgesetzt werden können“, stimmte Horst Martin (SPD) zu. Schilder und Markierungen seien beispielsweise schnell zu realisieren. Man müsse in diesem Bereich „endlich in die Puschen kommen“, so Martin.
Schließlich wurden verschiedene Varianten abgestimmt. Auf geplante 19 Prozent Radverkehr und das Jahr 2031 als Zielvorgabe konnten sich die Mehrzahl der Räte einigen und stimmten damit für Frenzls ursprünglichen Vorschlag. Die Ergebnisse sollen dann nochmals überprüft werden.
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