Nach Demiral-Skandal bei der EM: Lehrerverband warnt vor Verwechslungsgefahr von Wolfsgruß
Nach dem umstrittenen Wolfsgruß-Jubel des türkischen Nationalspielers Merih Demiral während der EM 2024 äußert der Lehrerverband Bedenken. Grund ist die Verwechslungsgefahr mit dem Schweigefuchs.
Frankfurt – Der türkische Fußballnationalspieler Merih Demiral sorgte beim Achtelfinale der EM 2024 gegen Österreich für einen Eklat. Nach seinem zweiten Treffer zeigte der 26-Jährige beim Spiel in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß, das Handzeichen und Symbol der türkischen rechtsextrem und ultranationalistischen Organisation „Graue Wölfe“. Während die Uefa den Nationalspieler wegen seines Wolfsgruß-Jubels für zwei EM-Spiele sperrt, warnt der Deutsche Lehrerverband vor Verwechslungsgefahr mit dem Schweigefuchs.
Nach EM-Skandal um Wolfsgruß: Deutscher Lehrerverband warnt vor Verwechslungsgefahr mit Schweigefuchs
Wird es im Kindergarten oder in einem Klassenraum, meist in Grundschulen, laut, nutzen Lehrkräfte oft den sogenannten Schweigefuchs, um Ruhe zu fordern. Ähnlich wie beim Wolfsgruß werden der kleine Finger und der Zeigefinger gestreckt sowie Mittel- und Ringfinger gegen den Daumen gepresst. Das Handzeichen soll so dem Kopf eines Fuchses ähneln. Oder, wie bei den türkischen Rechtsextremisten, einem Wolf.
Nach dem Wolfsgruß-Skandal um Demiral während der EM 2024 fordert der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll nun, Lehrkräfte an Grundschulen für die Gefahr der Verwechslung mit dem Schweigefuchs zu sensibilisieren. Gegenüber Zeit Online sagte Düll, indem man Lehrkräfte auf die Ähnlichkeit der Handzeichen aufmerksam mache, könnten diese nachvollziehen, „wenn Kinder oder Eltern mit Fragen dazu auf sie zukommen“. Es sei wichtig, dass die gesonderte Bedeutung des Schweigefuchses im Rahmen von Schule oder Kita erklärt werde.

Lehrerverband plädiert nach Wolfsgruß-Jubel bei EM 2024 für Sensibilisierung in Schulen
„Wir plädieren dafür, dass dabei auf die Sicht von Kindern oder Eltern, die das Handzeichen problematisch finden, Rücksicht genommen und der Schweigefuchs dann nicht eingesetzt wird“, sagt Düll weiter. In Deutschland gilt der Schweigefuchs sowie der Wolfsgruß, im Gegensatz zu Österreich, zwar nicht als verbotenes Zeichen, dennoch gebe es gute Alternativen, um Ruhe in einem Klassenzimmer einkehren zu lassen.
Der Präsident des Deutschen Lehrverbands erklärt weiter, dass die Verwechslungsgefahr nicht erst durch den Wolfsgruß-Jubel von Demiral im EM-Achtelfinale aufgefallen sei. Bereits 2018 habe das Kultusministerium Baden-Württembergs Schulämter und Regierungspräsidien darauf hingewiesen, dass das Zeichen zweideutig sei.
Demiral nach Wolfsgruß-Eklat bei EM 2024 gesperrt – auch politische Debatte losgetreten
Am Freitag teilte die Uefa mit, dass Merih Demiral für die zwei kommenden Spiele bei der Europameisterschaft in Deutschland gesperrt ist. Damit wird der türkische Nationalfußballer wegen des Feierns seines Treffers gegen Österreich mit dem Wolfsgruß das Viertelfinale gegen die Niederlande verpassen. Sollte es die Türkei bei der EM 2024 ins Halbfinale schaffen, wird Demiral ebenfalls nicht am Platz stehen.
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Auch auf politischer Ebene wurde das Wolfsjubel-Zeichen im EM-Achtenfinale zur Debatte. So warf etwa Nancy Faeser (SPD) Demiral vor, die Europameisterschaft „als Plattform für Rassismus zu nutzen“. Zudem bestellte Deutschland den türkischen Botschafter ein. Das türkische Außenministerium bezeichnete die Untersuchungen der Uefa, noch bevor die Sperre von Demiral verkündet wurde, als inakzeptabel.