„Ausgedehnte Feuer“: Ukraine feuert mit ATACMS auf Krim-Militärflugplatz

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Von den USA gelieferte ATACMS-Raketen schlugen offenbar auf der Krim ein. Kiew äußerte sich zunächst nicht dazu – doch Signale aus dem Westen weisen auf einen Wandel hin.

Moskau – Das russische Verteidigungsministerium meldete am Mittwoch (15. Mai), ukrainische Raketenangriffe mit ATACMS auf die von Moskau annektierte Halbinsel Krim abgewehrt zu haben. Rhetorisch scheint im Westen eine „rote Linie“ gefallen: Die USA und Großbritannien winken ukrainische Angriffe mit westlichen Waffen auf russisches Gebiet durch.

Ukraine-Krieg: Videos sollen ATACMS-Treffer auf der Krim zeigen

Die Angaben aus Moskau zu den Attacken auf der Krim ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Von ukrainischen Medien geteilte Videos zeigten Flammen auf dem Militärflugplatz Belbek in der Nähe der Stadt Sewastopol. „Leider ist es uns nicht gelungen, ein oder zwei Raketen abzuschießen“, schrieb der russische Militärblogger Rybar auf Telegram. Er ärgerte sich dabei offenbar besonders, dass „die Videos einer Überwachungskamera im Internet erneut der ganzen Welt bekannt“ wurden. „Wie und warum das im dritten Kriegsjahr noch möglich ist, ist schon lange eine rhetorische Frage“, so der nationalistische Blogger weiter.

Auch der Telegram-Kanal Astra teilte entsprechende Videos. Die Karten der Nasa „zeigen ausgedehnte Brände an dem Ort, an dem Russland zahlreiche Flugzeuge parkt“, hieß es auf einem Militärblog auf der Plattform X, die über das Video berichtete. Die USA hatten der Ukraine zuletzt ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern geliefert. Damit rückte die Krim vermehrt ins Fadenkreuz. Zuvor war die maximale Flugstrecke der von den USA gelieferten ATACMS auf 165 Kilometer begrenzt gewesen.

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Die US-amerikanische Rakete ATACMS beim Abschuss von einem M270. Das Akronym ATACMS steht für Army Tactical Missile System (Symbolbild). © IMAGO/U.S. Army / Avalon.red

Immer wieder gab es zuletzt Meldungen von Angriffen mit ATACMS auf die Krim, die Ukraine hatte diese aber zunächst nicht offiziell bestätigt. Moskau hatte die Halbinsel bereits im Jahr 2014 völkerrechtswidrig annektiert. Aus Sicht des Völkerrechts sowie einer Resolution der UN-Generalversammlung gehört das Gebiet offiziell weiterhin zur Ukraine. Russland betrachtet die Krim hingegen als eigenes Staatsgebiet. Im Ukraine-Krieg läuft über die Halbinsel eine wichtige Nachschub-Route des russischen Militärs mit Waffen, Munition und Soldaten.

Wandel im Ukraine-Krieg? Westen „erlaubt“ Kiew Angriffe auf russisches Territorium

US-Außenminister Antony Blinken hatte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba betont, dass die USA der Ukraine Angriffe mit amerikanischen Waffen auf Russland nicht untersage. Kiew müsse selbst über derartige Fragen entscheiden, hieß es. Anfang Mai hatte es auch aus Großbritannien entsprechende Signale gegeben. Bei einem Besuch in Kiew hatte der britische Außenminister David Cameron hervorgehoben, dass die Ukraine das Recht habe, die von London zur Verfügung gestellten Waffen zu nutzen, um Ziele in Russland anzugreifen.

Der Sinneswandel kommt wohl nicht von ungefähr: Ukrainische Beamte hatten jüngst in Washington dafür geworben, russisches Territorium mit US-Waffen angreifen zu dürfen, wie Politico am Dienstag berichtete. Angriffe auf militärische Ziele in Russland sind im Verteidigungskampf der Ukraine vom Völkerrecht gedeckt. Dennoch galt dies lange als „rote Linie“, um den Westen nicht zur Kriegspartei werden zu lassen. Kiews Truppen hatten ihre Angriffe in russischem Kernland daher monatelang mit teils modifizierten Drohnen durchgeführt, um Militärziele und Öldepots zu zerstören.

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