Schülerin startet Petition gegen unangekündigte Tests: Fast 8000 Unterstützer
Amelie N., eine Gymnasiastin aus München, hat genug von der Angst vor unangekündigten Tests. Mit ihrer Online-Petition fordert sie ein Ende dieser Praxis. Unterstützung erhält sie von Eltern, Gewerkschaften und Bildungswissenschaftlern.
In Chemie war es für Amelie N. (17) immer am schlimmsten. Diese Angst, ihren Namen zu hören und dass sie vor zur Tafel muss. Oder der Satz: „Hefte zu, wir schreiben eine Ex!“, also eine Stegreifaufgabe. Millionen Schüler kennen das: Die Angst vor unangekündigten Tests. Die will Amelie N. jetzt ein für alle Mal beenden.
Die Münchner Gymnasiastin fordert: Nie wieder Stress mit der Ex! Dafür hat sie eine Online-Petition ins Leben gerufen. Stand letzte Woche hatten 7934 Menschen unterschrieben. Auch der Elternverband, die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft und Bildungswissenschaftler unterstützen die Aktion.

„Dieser Moment, wenn man manchmal kurz vor der Abfrage nervös wird und nicht möchte, dass es einen heute trifft. Das war für mich und viele Mitschüler oft der Horror, vor allem in Chemie. Da habe ich gemerkt: Hier läuft doch was falsch“, sagt Amelie. Dabei sei die Angst vorm Abfragen Alltag für Schüler: „Wir haben pro Nebenfach durchschnittlich zwei Exen pro Halbjahr, dazu teilweise täglich Abfragen in jedem Fach.“
Abfragen und Exen, das „gehört nicht ins 21. Jahrhundert“, sagt die Schülerin
Für sie zu viel Druck: „Schüler sollen gerne in die Schule gehen. Für viele ist der Druck durch unangekündigte Tests aber extrem belastend. „Schüler sollten lernen, weil sie darin einen Sinn sähen und den Stoff interessant fänden – und nicht aus Angst, weil kurzfristig ein Test kommen könne. „Das gehört nicht ins 21. Jahrhundert. Wir müssen Druck aus dem System nehmen und Freude aufs Lernen fördern.“

Wie sollen Lehrer dann mündliche Noten sammeln? „Besser wäre es, wenn die Lehrer bei Leistungsnachweisen auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingehen. Manche haben es zum Beispiel lieber schriftlich, andere kommen mündlich oder praktisch besser zurecht.“ Oder man mache den Test, wenn man sich dazu bereit fühle. Es gebe auch das Konzept der Gelingensnachweise – bei denen man mehrere Versuche habe. „Ich finde, das Ziel sollte nicht sein, dass am Ende eine Note dasteht, sondern dass man etwas lernt und Feedback dazu bekommt.“
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Das Ministerium kann sich ein Ende der Exen durchaus vorstellen
Die Petition ist an den Landtag in München und an das Kultusministerium von Anna Stolz (41, Freie Wähler) gerichtet. Auf Anfrage kann sich das Ministerium Änderungen durchaus vorstellen – sogar ein Ende der Exen! Eine Sprecherin schreibt, die Schulordnungen schrieben „eine verbindliche Durchführung von Stegreifaufgaben“ gar nicht vor. Die Lehrkräfte hätten „bei der Wahl der Leistungsnachweise folglich bewusst einen pädagogischen Spielraum“. Einzelne Schulen gehen diesen Weg tatsächlich schon: An einigen Gymnasien in Bayern werden Exen nur noch angekündigt geschrieben. Teils als Modellprojekt, teils dauerhaft.
Heißt: Exen und Abfragen muss gar nicht sein. Mehr noch: Laut Ministerium wurde das Thema 2023 in mehreren „Zukunftswerkstätten“ von Schulen und Ministerium bereits „intensiv diskutiert“. Erkenntnisse würden „ausgewertet“. Ein Unterricht ohne Ex und Abfragen könnte also tatsächlich Schule machen.