Putins Panzer zittern vor „Springteufel-Effekt“ im Drohnen-Krieg: Russland setzt auf skurrile Konstruktion
Statt auf Schutzkäfige oder elektronische Abwehr setzt Russlands größter Panzerhersteller nun offenbar auf kostengünstige Gummimatten. Die sollen die Schwachstellen der Fahrzeuge schützen.
Moskau – Der massive Einsatz von sogenannten First-Person-View-Drohnen von russischen und ukrainischen Truppen hat das Wesen der modernen Kriegsführung radikal verändert. Die kleinen Flugkörper erweisen sich selbst gegen Millionen Euro teure Panzer als effektiv. Nun versucht Moskau die Panzer von Wladimir Putin offenbar mithilfe eines recht einfachen Hilfsmittels gegen ukrainische Kamikaze-Drohnen im Ukraine-Krieg zu schützen: Gummimatten. Militärexperten haben allerdings Zweifel an der Effektivität dieser Schutzmethode.
Putins Panzer im Ukraine-Krieg: Hersteller liefert neue T-90 mit Gummimatten als Anti-Drohnen-Schutz
Drohnenangriffe sollen mittlerweile für zwei Drittel der russischen Panzerverluste im Ukraine-Krieg verantwortlich sein, wie die ukrainische Zeitung Kyiv Post am Sonntag (8. September) berichtete. Seit Beginn des Krieges hat die Ukraine laut den geolokalisierten Informationen der Datenbank Oryx bereits über 9.000 Panzer oder gepanzerte Kampffahrzeuge während Russlands Angriffskriegs zerstört, gekapert oder beschädigt. Sowohl die Ukraine als auch Russland entwickeln ihre Drohnentechnologie weiter, ebenso wie den Schutz im Drohnen-Krieg gegen feindliche Angriffe mit den unbemannten Flugkörpern.
Nun berichtete der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministeriums, TVZvezda, über eine neue Lieferung von T-90-Panzern. Laut Kyiv Post fiel in den dazu geteilten Aufnahmen auf, dass die Fahrzeuge mit verstärkten Gummimatten as möglichen Schutz im eskalierenden Drohnen-Krieg ausgestattet waren. Die Matten habe der größte Panzerhersteller Russlands, das Unternehmen Uralwagonsawod, über den Spalt zwischen Turm und Rumpf des Panzers sowie über den hinteren Motorschlitzen positioniert, hieß es weiter. Auch das Fachportal Defense Mirror berichtete auf der Plattform X über den neuen Anti-Drohnen-Schutz Russlands.
Einige russische Panzermodelle lagern den Sprengstoff im Turm, weshalb ein Angriff oftmals zum sogenannten „Jack in the Box“-Effekt führt – also einer Explosion und einem Wegfliegen des Turmes. Die im Panzer befindlichen Mannschaften haben bei einem solchen Treffer kaum eine Überlebenschance. Vom „Springteufel-Effekt“ betroffen sind die russischen Modelle T-64, T-72, T-80 und T-90, wie es von den Experten der deutschen Bundeswehr in einem Beitrag zum Thema heißt.
Verteidigung für Russlands Panzer im Drohnen-Krieg: Vorherige Konstruktionen bereiteten Sorgen
Der Turmdrehkranz ist laut Experten eine der sensiblen Stellen der Panzerkonstruktion. Russland hat im Laufe des Ukraine-Krieges versucht, diese Schwachstelle auszumerzen. Die russische Armee habe laut Defense Mirror demnach zunächst Käfige verwendet, um die Panzertürme allen voran gegen Drohnen-Angriffe zu schützen. Im Anschluss waren auch Panzer zu sehen, die komplett von einem solchen Schutzkäfig umgeben waren.
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Diese Konstruktion wirkte sich laut Militärexperten allerdings negativ auf die Sicht und Handhabung des Fahrzeugs als Waffe aus. „Während des Einsatzes werden Metallstrukturen verformt, brechen und verlieren ihre Eigenschaften“, zitierte TVZvezda einen Vertreter des Herstellers Uralwagonsawod. Durch die Verformung verloren die Käfige Schutzwirkung, weshalb immer härteres Material verwendet wurde – von „Schildkröten-Panzern“ war die Rede.
Schutz für Panzer im Drohnen-Krieg: Matten könnten für falsches Sicherheitsgefühl sorgen
Moskau setzte auch auf die elektronische Kampfführung, etwa Anti-Drohnen-Systeme wie Volnorez und Arena-M für seine T-90-Panzer, wie die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) berichteten. Doch auch die Ukraine rüstete weiter auf und verbesserte ihre Drohnenangriffe unter anderem mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI). Die nun gesichteten Gummimatten sind wohl ein Versuch, die Kiews Attacken im Drohnen-Krieg möglichst kostengünstig abzuwehren. Militärexperten geben sich skeptisch, was die tatsächliche Schutzwirkung dieser Konstruktionen angeht. Womöglich bestärken die Matten lediglich das Selbstvertrauen und die Moral der Panzerbesatzungen, ohne jedoch deren Überlebenschancen zu steigern, mutmaßt Kyiv Post.
Und es könnte noch ein weiteres Problem geben: Wie die ISW-Kriegsexperten am vergangenen Freitag unter Bezugnahme auf russische Quellen berichten, ist Gummi in Russland offenbar Mangelware. Bereits jetzt könne die russische Verteidigungsindustrie nicht genug Gummi produzieren, um beispielsweise abgenutzte Reifen für militärische Ausrüstung zu ersetzen, hieß es. Angaben des Herstellers Uralwagonsawod seien die neuen Panzer allerdings auch mit der Fähigkeit zur elektronischen Drohnenabwehr und der funkabsorbierenden Tarnkappentechnologie „Cape“ ausgestattet. Das Fahrzeug erhielt außerdem einen grundlegend neuen Turm, der sich vom Serienturm unterscheidet, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Samstag berichtete.