Trauerfeier in Münchner Erlöserkirche für Verleger Hans Dieter Beck: Abschied von einem leuchtenden Vorbild
In der Münchner Erlöserkirche haben Familie, Freunde und Weggefährten Abschied genommen von dem großen Münchner Verleger Hans Dieter Beck.
Kurz vor der Trauerfeier beginnt es zu regnen. Der Himmel weint um Hans Dieter Beck. Und er klatscht Applaus für diesen besonderen Mann und dessen Lebenswerk. Denn der C. H. Beck Verlag war ja nicht bloß seine „Arbeit“ – was in allen Worten, die am Vormittag des 23. Januar 2025 in der Schwabinger Erlöserkirche über den Verstorbenen gesprochen werden, deutlich wird, ist das Bild eines Menschen, der Beruf immer als Berufung sah. Kurz vor Weihnachten war er noch im Verlag, an Neujahr in den Bergen – und am 3. Januar 2025 hat Hans Dieter Beck diese Welt verlassen. Mit 92 Jahren, bis zuletzt ein Suchender, Forschender, Hinterfragender. „Ein Mann von scharfem Intellekt“, der sich nie mit schnellen Antworten zufriedengab – „bereits diskutierte Fragen griff er immer wieder neu auf“, erinnert sich sein langjähriger Mitarbeiter Klaus Weber in seinem Nachruf während der Trauerfeier.
Seit 25 Jahren ist Weber im C. H. Verlag, ist heute Mitglied der Geschäftsleitung – und hat den einstigen Chef in allen Lebenslagen erlebt. Warmherzig erinnert er an Hans Dieter Beck, der seine Mitarbeiter durchaus herausgefordert habe, mit seinem Anspruch auf Genauigkeit, mit seinem universellen Wissen und seiner Beharrlichkeit. Doch der gerade wegen dieser Eigenschaften ein Lebenswerk geschaffen habe, das lange über ihn hinaus wirken wird.

Bewegt hört man, dass dieser Mann, der alles „immer aufs Genaueste studieren wollte“, zum Ende seines Lebens hin mitunter neue Fragen stellte. Ganz unvermittelt, so erzählt es Klaus Weber, habe Beck das Gespräch dann von ganz irdischen, juristischen, verlagstechnischen Themen hin ins Philosophische gelenkt. „Gibt es ein Leben nach dem Tod? Was passiert mit den menschlichen Überresten?“, wollte Beck wissen – und ließ wie immer keine oberflächlichen Antworten gelten. „Er wollte klare Antworten. Er war in jeder Hinsicht ein sehr außergewöhnlicher Mensch.“
Das durfte auch der die Trauerfeier leitende Pfarrer Jonathan Jakob erleben, der Hans Dieter Beck persönlich gut gekannt hat. Hörbar berührt erinnert er sich an das verschmitzte Lächeln des großen Verlegers, der nicht nur Hirn, sondern immer auch Herz bewies. „Er wird in Erinnerung bleiben als passionierter Bergsteiger und Pianist, die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen.“ Und als ein Mann mit charmanter Art, der Tag für Tag schwungvoll die Tür zum fußläufig von seinem Schwabinger Zuhause entfernten Verlagsgebäude aufstieß, bis zuletzt voller Tatendrang. Immer kam Beck mit dem Fahrrad angeradelt – „er soll sogar schon mit Buch oder Rasierapparat am Lenker gesehen worden sein, um auch diese Zeit möglichst effizient zu nutzen“, erzählt Pfarrer Jakob und viele in der voll besetzten Erlöserkirche schmunzeln wissend.

Wie überhaupt viel gelacht und gelächelt wird an diesem Morgen, in liebevoller Erinnerung an einen besonderen Mann, der auch aneckte – und der vielleicht gerade deswegen so sehr gemocht wurde. Hans Dieter Beck war einer, von dem man lernen konnte. Am härtesten ging er dabei mit sich selbst ins Gericht. „Dass seine Vor- und seine Nachfahren zufrieden mit seiner Arbeit sein könnten, das war ihm wichtig“, erinnert sich Klaus Weber. Und lobt den Mut und die immerwährende Offenheit des Verstorbenen. Das Aufkommen von Künstlicher Intelligenz etwa habe Hans Dieter Beck nicht erschreckt – sondern herausgefordert. Und so habe er noch in den letzten Monaten seines Lebens die nötigen Prozesse innerhalb des Verlages angestoßen, um den Risiken und den Chancen von KI gerecht zu werden.
Bis zuletzt sei Hans Dieter Beck „der Motor des Erfolgs“ gewesen. Immer war er der Letzte, der das Verlagsgebäude am Abend verließ. Der Letzte, der das Licht ausknipste. Wie viele Mitarbeiter sind in den vergangenen Jahrzehnten an diesem leuchtenden Büro vorbeigelaufen, in dem guten Wissen, dass da einer sitzt, der gewissenhaft das Unternehmen steuert. Nun ist das Licht erloschen. Doch sein leuchtendes Vorbild bleibt.