Unbekannte verunstalten Alpen – und hinterlassen Botschaft für Italien-Touristen

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Wieder einmal sind Botschaften, die sich gegen Touristen in Italien richten, auf Felsen in den Dolomiten zu sehen. Für viele geht das zu weit.

Trient – Italien wehrt sich seit Jahren mit unterschiedlichen Maßnahmen gegen den Massentourismus. So müssen Urlauberinnen und Urlauber Eintritt für einen Tagesbesuch in Venedig zahlen. Viele Einheimische unterstützen die Regulierungen. In den Alpen wurden sie jetzt vermutlich sogar selbst aktiv.

Das Bild zeigt den Gipfel Piz Boè in den Dolomiten.
Das Bild zeigt den Gipfel Piz Boè in den Dolomiten. © GFC Collection/imago

„Würde sie bei der Polizei anzeigen“: Unbekannte beschmieren Alpen in Italien

Unbekannte beschmierten vor wenigen Tagen die Felswände der Dolomiten, unweit der Schutzhütte Rifugio Capanna Piz Fassa am Gipfel des Piz Boè in der Sellagruppe. In Großbuchstaben prangten die Zeilen „Stop Overtourism“ und „Tourists go home“ am Gestein. Für den Verein der Hüttenwirte im Trentino ist das eine Katastrophe.

„In diesen Tagen wäre es schön, an einem gewöhnlichen Montag in die Berge gehen zu können, ohne mit Situationen wie dieser konfrontiert zu werden“, hieß es in einem Statement auf Facebook. Bergretter Koris Sommavilla hatte die Inschriften entlang des Aufstiegs zum 3152 Meter hohen Piz Boè entdeckt.

„Unabhängig vom Inhalt, den ich zum Teil sicher nachvollziehen kann, würde ich als Liebhaber der Berge mir niemals erlauben, sie zu besudeln“, fand Sommavilla deutliche Worte in einem Facebook-Beitrag. In den sozialen Medien sind ebenfalls viele empört über die Aktion. „Ich würde sie bei der Polizei anzeigen“, lautete es in einem Kommentar bei Facebook. „Unzivilisiert“, meinte ein anderer. Der Verein vermutet dabei einen Zusammenhang zu einem ähnlichen Vorfall vor einigen Tagen. Unbekannte hatten dieselbe Botschaft auf einem Felsbrocken an den berühmten Drei Zinnen in den Dolomiten hinterlassen.

„Muss ernst genommen werden“ – Alpen in Italien mit ernster Botschaft verunstaltet

Dabei wollen die Einheimischen mit ihren Schriftzügen durchaus auf ein ernstes Thema hinweisen. Eine Facebook-Nutzerin verurteilte zwar die Schmiererei. Dennoch ist sie sich bewusst, dass Übertourismus ein Problem ist, „das sehr ernst genommen werden muss, denn er wird von den gastgebenden Bevölkerungen als Invasion empfunden und von den Touristen als negative Erfahrung erlebt. Der Übertourismus führt dazu, dass die Orte, die darunter leiden, ihre Attraktivität verlieren.“

Die zunehmende Belastung des Massentourismus macht vor den italienischen Alpen nicht halt. Überfüllte Parkplätze, endlose Warteschlangen an Seilbahnen und Klettersteigen gehören gerade in der Hochsaison zum Alltag. Auch Hotel- und Gastwirteverbände in Italien haben die Nase voll von verstopften Passstraßen.

„Absolut respektlos“ – Bergretter verurteilt Schmiererei in den Dolomiten

Vielerorts sind die Grenzen der Belastbarkeit überschritten. „Straßenverkehr, Trinkwasserversorgung, Wohnungspreise und die Geduld der Ansässigen haben Grenzen, diese Grenzen hat Südtirols Tourismusindustrie ausgereizt“, sagte etwa Josef Oberhofer, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz in Südtirol.

Für Bergretter Sommavilla ist die Schmiererei in jeden Fall nicht der richtige Weg für den Protest gegen den Massentourismus. „Machen Sie Ihren Standpunkt auf eine andere Weise deutlich“, fordert er. Die Schmierei sei „absolut respektlos gegenüber dem Berg. Wenn man ihn wirklich liebt, muss man ihn respektieren.“ Auch auf der Ferieninsel Mallorca lehnen sich Tausende gegen den Massentourismus auf. (kas)

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