Mit „hirnfressendem“ Parasiten infiziert: Jugendlicher (14) stirbt nach Baden im Teich
Ein tödlicher Parasit gelangt aus einem Teich in die Nase eines Jungen. Der Jugendliche stirbt. Die Amöbe breitet sich durch den Klimawandel weiter aus.
Kerala – Ein 14-jähriger Junge aus Kerala im Süden Indiens geht in einem Teich schwimmen – und stirbt wenige Tage später an einer Infektion. Der Auslöser: Naegleria fowleri. Dieser Erreger greift das Gehirn an und ist landläufig als „hirnfressende Amöbe“ bekannt. Besonders gern mag der Parasit warmes Süßwasser mit Temperaturen von über 30 Grad. Angesichts der weltweiten Klimaerwärmung löst der Fall über die Grenzen Indiens hinaus Besorgnis aus.
Dritter Todesfall durch „hirnfressende Amöbe“ in Indien innerhalb von zwei Monaten
Der 14-Jährige starb im Krankenhaus der indischen Stadt Kozhikode an den Folgen einer Amöben-Meningoenzephalitis, kurz PAM, wie die indische Zeitung Economic Times berichtet. Es war bereits der dritte Todesfall dieser Art innerhalb von drei Monaten in der Gegend. Ende Mai waren ein fünfjähriges Mädchen aus Malappuram und Ende Juni eine 13-Jährige aus Kannur nach einer Infektion mit dem „hirnfressenden“ Parasiten gestorben. Die Städte liegen alle im indischen Bundesstaat Kerala und in einem Umkreis von etwa 50 bis 100 Kilometern von Kozhikode.
Der Erreger Naegleria fowleri gelangt durch die Nase in das Zentralnervensystem und wandert dann in das menschliche Gehirn, wo er eine Entzündung des Gehirns auslöst. Der Parasit ist thermophil, wie das Robert Koch-Institut (RKI) auf Anfrage von FR.de von IPPEN.MEDIA mitteilt. Das bedeutet, die „hirnfressende Amöbe“ findet sich „besonders in Süßgewässern und Böden der Subtropen und Tropen, aber auch in natürlich oder künstlich erwärmten Süßgewässern gemäßigter Klimazonen“, so das RKI weiter. In ordnungsgemäß desinfizierten Swimmingpools besteht hingegen keine Infektionsgefahr, heißt seitens der US-Gesundheitsbehörde CDC.
So lässt sich das Risiko einer Infektion reduzieren
- Beim Schwimmen oder Tauchen in Süßwasser Nase zuhalten oder eine Nasenklammer tragen
- In heißen Quellen immer den Kopf über Wasser halten
- In seichtem Wasser nicht den Boden aufwirbeln oder graben, da die Amöbe dort mit größerer Wahrscheinlichkeit lebt
- Zum Spülen der Nasennebenhöhlen oder Nasenwege destilliertes oder abgekochtes Wasser verwenden
Quelle: US-Gesundheitsbehörde CDC
Naegleria fowleri: Hunderte Fälle weltweit bekannt – eine Handvoll auch in Europa
Zu den frühen Symptomen der Erkrankung zählen Kopfschmerzen und Fieber, der Zustand der Betroffenen kann sich schnell verschlechtern. Weltweit gab es laut RKI etwa 300 gemeldete Fälle von Amöbenenzephalitis und etwa 250 Fälle von Amöben-Meningoenzephalitis infolge einer solchen Infektion. „Es wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen“, so das RKI weiter. Erst kürzlich starb auch ein Mann in Israel, nachdem er sich mit der „hirnfressenden“ Amöbe infiziert hatte. Mehr als hundert Fälle einer Infektion mit dem Erreger Naegleria fowleri sind aus den USA bekannt.
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In Europa gab es in den vergangenen Jahrzehnten nur sehr vereinzelt Todesfälle oder Infektionen. In Spanien etwa überlebte ein zehn Jahre altes Mädchen aus Toledo im Jahr 2018 die Infektion – und das, obwohl die Todesrate laut CDC bei 97 Prozent liegt. Ein 9-jähriger Junge in Italien infizierte sich 2004 mit dem Parasiten, als er „in einer kleinen Badestelle am Fluss Po in Norditalien“ schwamm, wie es in einer Studie über den Fall hieß. Zu dieser Zeit herrschte in der Region ein ungewöhnlich heißer Sommer, so die Forschenden. In Belgien gab es laut der niederländischen Behörde für Öffentliche Gesundheit und Umweltschutz mindestens vier Fälle. In Deutschland wurde bislang noch kein einziger Fall registriert, wie das RKI mitteilt.

Neue Bedrohung durch den Klimawandel: Steigende Temperaturen erhöhen das Risiko
Experten und Expertinnen befürchten, dass der Klimawandel das Risiko einer Infektion erhöhen könnte. Wie eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, breitet sich die Amöbe in den USA bereits von den Südstaaten weiter in den Mittleren Westen aus. „Es ist möglich, dass steigende Temperaturen und die damit verbundene Zunahme der Freizeitnutzung von Wasser, wie Schwimmen und Wassersport, zur veränderten Epidemiologie beitragen könnten“, heißt es im Fazit der Forschenden.
Auch die Luft- und damit die Wassertemperaturen steigen aufgrund der Klimaerwärmung zunehmend an, wodurch sich der Lebensraum der „hirnfressenden Amöbe“ potenziell vergrößert. Zudem führt der Klimawandel auch zu immer mehr extremen Wetterereignissen wie etwa Hochwasser und Dürren, die den Erreger weiter verbreiten können. Doch die Forschenden haben noch viel Arbeit vor sich: Noch ist beispielsweise nicht vollständig geklärt, weshalb sich manche Menschen in den Gewässern infizieren, andere hingegen nicht.