Der Terror im Treppenhaus: Münchner Mieter kämpfen gegen Schmierereien
Schmutz, Schmierereien und Hakenkreuze: Mieter eines Wohnhaues in der Dantestraße kämpfen seit Jahren gegen Vandalismus in ihrem Haus. Es reicht ihnen – und sie fordern Lösungen.
Als er den Zettel an seiner Haustür fand, bekam es Maximilian Waldenstein-Cessales (69) doch mit der Angst zu tun. Eines Morgens, vor einigen Monaten, klebte er an seinem Eingang. Darauf: eine kleine, rote Hakenkreuz-Schmiererei. Daneben: eine Wildsau. Eine antisemitische Symbolik. Obwohl Waldenstein-Cessales nicht jüdisch ist, fühlt er sich bedroht: „Ich kam mir vor, als stünde ich auf der Abschussliste – das ist Terror“, sagt er. Trotz Anzeige fehlt vom Täter jede Spur.
Der Zettel war nur ein weiterer Höhepunkt einer langen Serie aus Schmutz und Schmierereien. Tatort ist ein Wohnhaus in der Dantestraße, in dem 160 Parteien leben. Der Eigentümer: die städtische Gesellschaft Münchner Wohnen. Mehrmals schmierten ein oder mehrere Unbekannte in dem Haus zig metergroße Hakenkreuze, rot oder schwarz, an die Wände.

Im Treppenhaus, auf Fluren und Gängen. „Das Anwesen wurde von Mietern sogar schon Hitler-Haus genannt“, sagt Waldenstein-Cessales. Mehrmals musste die Münchner Wohnen die verfassungsfeindlichen Symbole überstreichen. Anzeigen folgten, jedoch ohne Erfolg. Der Staatsschutz rückte ebenfalls einmal an, teilt die Polizei auf Anfrage mit.
Das ganze Haus leidet an den Sauereien
Doch die Hakenkreuze sind lange nicht die einzigen Probleme der Bewohner. Überall an den Wänden des Flures verteilen sich derzeit riesige Kleckse aus Essensresten, roten und gelben Soßen und Remoulade. Drumherum haben sich Anfang dieser Woche mehrere Mieter versammelt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Ihr Tonfall, wütend: „Das ganze Haus leidet an den Sauereien“, sagt Walburga Müller (75). Die Bewohner würden „schikaniert“, sagte eine andere.
„Es wird immer schlimmer“, findet Müller. Sie lebt seit 20 Jahren in dem Haus. Schon seit längerer Zeit kommt es immer wieder zu diesem „Vandalismus“, wie sie sagt – seit rund zwei Jahren verstärkt. Müller steht neben einer Pfütze aus Urin, hält sich die Nase zu: „Einfach nur eklig.“ Auch das ein Problem: Fäkalien auf den Fluren. In den Gängen stinkt es beißend, Reinigungskraft Alicia B. kommt kaum hinterher.

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Viele im Haus haben das Gefühl, der Vermieter, die Münchner Wohnen, würde das Problem nicht ernst genug nehmen: „Wenn man dort anruft, interessiert das niemanden“, sagt Müller.
Überwachungskameras brachten bislang keinen Erfolg
Das will die städtische Gesellschaft so nicht stehen lasst. Das Problem, längst bekannt: „Seit 2018 kämpfen wir mit wiederholtem Vandalismus“, sagt ein Sprecher. Die Münchner Wohnen habe deshalb bereits einige Maßnahmen ergriffen: Dazu zählte ein Sicherheitsdienst, der das Gebäude regelmäßig begeht – und Überwachungskameras im Eingangsbereich. Nur wieso konnte dann noch kein Täter entdeckt werden?
Die Kameras hätten nur eine begrenzte Aufnahmedauer, dann würde das Band wieder überspielt – so habe noch keine Tat aufgezeichnet werden können, so der Sprecher. „Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass die Täter aus dem Haus selbst stammen.“

Die Polizei war bereits mehrmals vor Ort – allein dreimal wegen der Hakenkreuze. Die Ermittlungen liefen jedoch bislang ins Leere. Für die Bewohner ein unerträglicher Zustand. Und nicht nur für sie: Irmgard Juhasz erlebte noch ein anderes Problem – die 60-Jährige bietet in dem Gebäude für die Bildungsstätte „Haus der Familie“ Kurse für Eltern und Kinder an.
Als sie vor einiger Zeit morgens ankam, war das Türschloss der Kursräume mit Kleber zugeklebt. Sie konnte nicht rein. „Da stand ich dann erstmal da“, sagt sie. Nicht der einzige Ärger: „Vor der Tür im Gang sind oft riesige Haufen und Pfützen, wo man erstmal gar nicht weiß, was das ist.“ Und es stinke. Kinder, die in ihre Kurs kommen, seien teils verängstigt. Ein Zustand, der für alle untragbar sei – und so nicht weitergehen dürfe.