Nach 45 Jahren beim BR abserviert: Radio-Star pikiert – „Führung will sich wohl profilieren“
45 Jahre moderierte Fritz Egner für den BR, jetzt ist plötzlich Schluss. Was der Radio-Moderator zu seinem überraschenden Aus sagt.
München – Die Pressemitteilung vom Freitagmorgen (6. Dezember) ist überschrieben mit „Fritz Egner verabschiedet sich“. Darin lobt der Bayerische Rundfunk (BR) die Radio-Legende in höchsten Tönen. Bei Fritz Egner (75), der 45 Jahre beim BR moderierte, hörte sich das anders an. „Auf einer Skala von eins bis zehn liegt meine Enttäuschung bei einer neun“, sagt er uns. Am schlimmsten für die Fans von „Fritz und Hits“: Die letzte Sendung ging bereits am Freitag über den Äther.
Befremdlich sei, dass die Nachfolge-Sendung – immer freitags von 20 bis 23 Uhr – „Lieblingshits“ heißt. „So ein Formatradio kriegt man überall“, sagt Egner. Was man hingegen nicht mehr bekommt, sind die rund 500 Interviews mit den Rock- und Popstars von Anastacia bis Stevie Wonder, die Egner über Jahrzehnte geführt hat. Denn er hat die Rechte daran.
Fritz Egner nach Aus beim BR: „Neue Führung will sich wohl profilieren“
„Ich bin für alle Interviews auf eigene Kosten um die Welt gereist. Für meine Sendung habe ich sie eingesetzt, um sie mit meinen Hörern zu teilen.“ Abgesehen davon verzichtet der BR auch auf ein einmaliges Wissen – und eine Marke, die den Sender aufs Beste repräsentiert. Egner vermutet: „Neue Besen kehren gut. Die neue Führung will sich wohl profilieren, indem sie so eine Entscheidung übers Knie bricht.“

Der Münchner wollte ohnehin aufhören, wenn der BR ins neue Studio umzieht. „Dann hätte ich gesagt: Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Bei aller Enttäuschung: Die Legende ist dem BR dankbar dafür, dass er ihr „eine Radio- und TV-Karriere ermöglicht hatte, die ich mir nicht erträumt hätte“. Eine der „Dingsda“-Sendungen in der ARD habe sogar über zehn Millionen Zuschauer gehabt. Doch Egner war und ist der geborene Radiomann, ähnlich wie sein Freund Thomas Gottschalk.
Wie geht es für Radio-Legende weiter?
Gottschalk hatte ihn – zusammen mit Jürgen Herrmann, auch so eine Radiolegende – 1979 vom US-Sender AFN geholt und überredet, zum BR zu wechseln. Damals war Egner bereits seit fünf Jahren beim „Ami-Sender“. Jürgen Herrmann machte ihm Mut: „Mach einfach das, was du bei AFN gemacht hast – bloß auf Deutsch“, erinnert sich Egner. Der riesige Bürokratie-BR-Apparat ging dem Musik-Experten dabei nie besonders auf den Sender. „Mir redete niemand rein.“
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Wie geht's weiter? „Es gibt einige Angebote anderer Sender. Ich bin offen und fit“, sagt Fritz. Wichtig ist ihm ein mehrstündiges Format: „Eine Stunde ist zu wenig, um Spannungsbögen aufzubauen.“ Einziger Vorteil seines BR-losen Lebens: „Ich kann mein Online-Musikquiz weiter ausbauen.“ Es heißt „Quiz und Fritz“, zum Gratis-Download in allen App-Stores. Mit vielen O-Tönen der Stars.