Trump macht Ernst: Warum die neuen US-Zölle vor allem deutsche Autohersteller treffen
Die Ankündigung von US-Zöllen auf europäische Fahrzeuge schicken die Börsenkurse von Autobauern weltweit in den Keller.
München – Neue US-Zölle schocken nicht nur deutsche Autohersteller: Die Aktien europäischer Autohersteller sind als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Autozölle eingebrochen. Im deutschen Leitindex Dax rauschten die Aktien von Porsche AG, Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Daimler Truck zwischenzeitlich zwischen drei und fünf Prozent nach unten. Die Titel des Autoteileherstellers Continental büßten 3,2 Prozent ein. „Die neuen Zölle werden die Situation der deutschen Autobauer, deren Gewinne bereits deutlich eingebrochen sind, weiter erschweren“, sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
An der Mailänder Börse sanken die Papiere der Chrysler-Muttergesellschaft Stellantis zwischenzeitlich um 5,4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. In London stürzten die Titel von Aston Martin um knapp neun Prozent auf ein Rekordtief.
Besonders die deutsche Autoindustrie leidet unter den US-Zöllen
Wenige Stunden zuvor hatte Trump verkündet, dass die USA einen Zoll von 25 Prozent auf Importe von Autos in die USA und auf im Ausland hergestellte Autoteile erheben. Für Wagen, die in den Vereinigten Staaten gebaut werden, sollen seinen Worten zufolge keine zusätzlichen Abgaben fällig werden. Besonders die deutsche Autoindustrie dürfte unter den neuen Strafzöllen leiden, die laut dem Weißen Haus am 3. April in Kraft treten sollen. Importeure aus Kanada und Mexiko können nachweisen, dass ihre Produkte US-Anteile enthalten, sodass der Zoll nur auf den nicht-US-Anteil angewendet wird. Konkrete Gegenmaßnahmen der Handelspartner sind noch nicht bekannt. Die EU kündigte aber an, sich in den kommenden Tagen zu beraten.
Analysten erwarten Umsatzeinbußen
Die Analysten von Jefferies schätzten laut Reuters, dass die Maßnahmen beim Konzernumsatz von BMW mit zwei Prozent zu Buche schlagen könnten, bei Volkswagen wären es ein Prozent und zehn Prozent bei Porsche. Sollten die Zölle so bestehen bleiben, wären sie ein „orkanartiger“ Gegenwind für ausländische und viele US-Autohersteller und könnten den Durchschnittspreis von Autos um 5.000 bis 10.000 Dollar erhöhen, sagten die Analysten von Wedbush der Nachrichtenagentur Reuters.
Reaktion der Hersteller dürfte in Kürze folgen
Manche Analysten hielten ihren Ausblick stabil. Analysten von JPMorgan nannten die Aktien von Renault, Iveco, Michelin und Volvo Truck „vergleichsweise sichere Häfen“. BMW habe etwaige Belastungen durch globale Importzölle bereits auf rund eine Milliarde Euro beziffert. Die deutschen Hersteller dürften in den kommenden Tagen spezifische Pläne zur Lokalisierung zusätzlicher Produktion in den USA sowie höhere Preise ankündigen, prognostizierten die Experten.
Auch in den USA sacken die Kurse ab
Auch in den USA blieb die Ankündigung aus dem Weißen Haus nicht ohne Folgen. Die Aktien der US-Automobilhersteller Tesla, Ford und General Motors sackten am Donnerstag im vorbörslichen Handel ebenfalls um 1,2 Prozent, 3,9 Prozent und 5,9 Prozent ab.
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Wirtschaftsexperten befürchten eine Zollspirale, bei der sich die Handelsnationen als Reaktion auf die Handelspolitik der jeweils anderen Seite mit immer höheren Zöllen überziehen. Sollte es dann gelingen, die Eskalationsspirale aufzuhalten, könne ein zu starker Schlag für die Weltwirtschaft unter Umständen vermieden werden. Langfristig könnten sich Teile des Welthandels an den USA vorbei neu organisieren.
Experten senken Exporterwartung für Deutschland
Der Außenhandelsverband BGA senkt angesichts der Zollpläne von US-Präsident Donald Trump seine ohnehin pessimistischen Exporterwartungen. „Unsere bisherige Prognose für die Entwicklung der deutschen Exporte lag für das Jahr 2025 schon bei negativen minus 2,7 Prozent“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. „Wir werden diese nun deutlich nach unten korrigieren.“