Das australische Ehepaar Longden kennt den Strand in der Nähe von Queensland wie kaum sonst jemand. Seit dreißig Jahren sammeln Mark und Lucy dort Muscheln, Seegras und Flaschenreste. Anfang Oktober fanden sie jedoch etwas Ungewöhnliches: aus dem Sand ragten schräg geneigte Balken, dunkel vom Salz, zu massiv für Treibholz.
"An diesem Tag war der Strand anders", wird Mark Longden von der britischen Tageszeitung "The Guardian" zitiert. Der Fund, ein verborgenes Schiffswrack, habe das Paar direkt fasziniert.
Schiffswrack: Zufallsfund dank unruhiges Gewässer
- Die Meerenge Bass-Straße, die das australische Festland von Tasmanien trennt, ist berüchtigt für ihre Stürme.
- Im Wechsel von Wind, Flut und Sand entstehen immer neue Küstenformen – und gelegentlich legt das Meer frei, was es selbst verschlungen hat.
- Nach schweren Unwettern hatte sich der Strand in den Wochen vor dem Fund sichtbar verändert.
- Starke Erosionen rissen Dünen auf und gaben den Blick frei auf das Wrack.
Laut dem australischen Nachrichtendienst "ABC" alarmierte Longden die Denkmalbehörde "Heritage Victoria". Nur wenige Tage später standen Archäologen vor Ort und bestätigten: Der Fund ist neu, bislang unbekannt.
Möglicherweise über 100 Jahre alt: Wrack mit Geschichte
In den Gewässern Victorias seien rund 660 historische Schiffswracks verzeichnet, doch nur etwa die Hälfte wurde je gefunden, meldet die australische Behörde. Das Wrack von Point Lonsdale könnte mehr als ein Jahrhundert unentdeckt geblieben sein.
"Wir wissen, dass es sich um ein hölzernes Segelschiff handelt, etwa 20 bis 25 Meter lang", sagt Danielle Wilkinson, leitende Meeresarchäologin bei "Heritage Victoria", laut "The Guardian".
Die Konstruktion mit quadratischen Eisennägeln statt Holzbolzen verweise auf das späte 19. oder frühe 20. Jahrhundert. Vermutlich war es ein lokales Fischer- oder Handelsschiff, gebaut für die rauen Küsten der Region.
Verborgene Schiffsreste: "Nichts mitnehmen – nur Fotos"
Schiffswracks, die älter als 75 Jahre sind, stehen in Australien unter strengem Denkmalsschutz. "Heritage Victoria" bittet dennoch Bürger, mögliche Funde zu melden und die Forschung zu unterstützen.
"Wir wollen, dass die Menschen stolz sind auf ihre maritime Geschichte", sagt Wilkinson. "Aber wir bitten darum, nichts mitzunehmen – nur Fotos, keine Fundstücke."
Natürliche Konservierung: Sand schützt Wrack
Inzwischen hat das Meer die Reste des Schiffes wieder zugedeckt. Ein Verlust ist das nicht: Der Sand konserviere das Holz und schütze es besser, als jede Ausgrabung es könnte, schreibt "The Guardian".
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