Rente statt Pension: Wirtschaftsweise skizziert brisanten Beamten-Plan
Immer wieder werden Forderungen laut, dass auch Beamte in die gesetzlichen Rentenkassen einzahlen sollen. Der Wirtschaftsweise Martin Werding erklärt, wie das funktionieren könnte.
Berlin – Geht es den Beamtenpensionen bald an den Kragen? Die neue Arbeits- und Sozialministerin, Bärbel Bas (SPD) will, dass Abgeordnete, Selbstständige und Beamte irgendwann mal in das Rentensystem einzahlten; sie wünscht sich ein einheitliches, solidarisches Gebilde bei der Rente.
Bisher erhalten Beamte Pensionen, die aus einem eigenen System und Geldtopf gezahlt werden. Dabei sind die Bezüge der Beamten oftmals um einiges höher als die von Rentnern. Daran entzünden sich immer wieder Gerechtigkeitsdebatten – und die Forderung, dass auch Beamte in die gesetzlichen Rentenkassen einzahlen sollen.

Rente statt Pension: Wirtschaftsweiser skizziert Ideen für Beamte
Der Ökonom Martin Werding, Mitglied der sogenannten Wirtschaftsweisen, hat schon im vergangenen Jahr Ideen skizziert, wie so eine Reform aussehen könnte. Er sagte dem Handelsblatt: „Wir als Sachverständigenrat haben empfohlen, neuen Beamtinnen und Beamten zukünftig eine gesetzliche Rente zu geben, plus eine Betriebsrente. Alle Rentenreformen werden dann eins zu eins auf sie übertragen. Nur die Rentenkassen sollten weiter getrennt bleiben.“ Dann entstehe kein vorübergehender finanzieller Gewinn für das Rentensystem, der aus Steuermitteln finanziert werden müsse.
„Auf lange Sicht haben wir aber ein ordentlicheres und transparenteres Versorgungssystem. Das ist wichtig, weil es perspektivisch immer schwerer vermittelbar sein wird, die sozialversicherungspflichtig Beschäftigen mit Reformen in ihrer Rentenversicherung zu konfrontieren, während die Beamtenpensionen unangetastet bleiben“, so Werding weiter. Die Höhe der zusätzlichen Betriebsrenten könne man dann überprüfen, sollte aber auf die Konkurrenzfähigkeit im Arbeitsmarkt achten.
Um die Beamtenkarriere attraktiv zu halten, spricht sich Werding zudem dafür aus, statt auf hohe Pensionen auf höhere Gehälter für Beamte zu setzen. „Eine Beamtenkarriere ist heutzutage etwas, das in der aktiven Phase nicht so gut bezahlt wird, wie es bei vergleichbaren Qualifikationen im privaten Sektor der Fall ist. Dafür hat man hintenraus aber eine sehr großzügige Versorgung. Ich denke, wir sollten die Gehälter erhöhen, aber später an der großzügigen Pension sparen“, sagte der Wirtschaftsweise dem Handelsblatt.
Pension und Rente im Vergleich – eine kleine Übersicht
Wie viel Geld gibt es für Pensionäre und Rentner im Vergleich? Die durchschnittliche Pension eines Bundesbeamten beträgt laut Alterssicherungsbericht 3400 Euro brutto, für Landesbeamte sind es sogar 3600 Euro.
Im Schnitt bekommen Rentner in Deutschland eine Brutto-Rente von 1500 Euro im Monat, allerdings muss man für den Vergleich noch die durchschnittliche Betriebsrente heranziehen, da diese bei der Pension miteinfließt. Diese beträgt 700 Euro, zusammengezählt kommt ein Durchschnittsrentner dann also im Vergleich auf 2200 Euro brutto.
Was gibt es noch zu beachten? Beamte müssen ihre Pension voll versteuern, Rentner hingegen nur zum Teil. Es gibt zwar Freibeträge für Pensionäre, allerdings sinken diese bis 2040 schrittweise auf 0 Euro ab. Zudem müssen Beamte ihre Privatversicherung aus der eigenen Tasche bezahlen – Rentner sind dagegen in der Regel gesetzlich versichert und teilen sich die Beiträge mit der Rentenkasse.
Werding kritisiert Bas Rentenpläne: „Die Richtung stimmt nicht“
Von den aktuellen Renten-Plänen der neuen Merz-Regierung hält Werding allerdings wenig. Diese seien nicht ausreichend, kritisierte er in den Zeitungen der Funke Mediengruppe Ende Juni. Es brauche einen breiteren Auftrag, „der sich unmittelbar auf eine angemessene Rentenpolitik zur Bewältigung des Alterungsprozesses bezieht“. Zudem müsse es schneller gehen, damit die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode mit der Umsetzung beginnen kann.
Ministerin Bas hat nämlich noch keine konkreten Pläne zur Integration von Beamten und Selbstständigen in die Rentenkassen vorgestellt. Dagegen will sie bisher vor allem das Rentenniveau auf 48 Prozent festschreiben, die Betriebsrenten attraktiver machen und eine Ausweitung der Mütterrente. Da stimme rentenpolitisch die Richtung nicht, meint der Wirtschaftsweise dazu. „Angesichts der fortschreitenden demografischen Alterung müssen die Rentenausgaben gedämpft und nicht noch ausgeweitet werden.“ Denn durch die Festschreibung des Rentenniveaus und der Mütterrente kommen eher neue Ausgaben hinzu, anstatt die Rentenkassen zu entlasten.
Werding bekräftigte dann noch seine Forderung nach einem höheren Renteneintrittsalter. „Eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze ab 2031 mindestens um sechs Monate alle zehn Jahre würde zur Stabilisierung des Rentenniveaus beitragen“, sagte er. Derzeit liegt das Renteneintrittsalter in Deutschland für den Jahrgang 1964 und alle späteren Jahrgänge bei 67 Jahren. (lma mit AFP)