Putins „Nationales Projekt“ zum ewigen Leben: „Die Launen eines alternden Politbüros“

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Der russische Präsident Wladimir Putin beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok. © IMAGO/Petrov Sergey

Mit einem neuen Programm will Wladimir Putin tausenden Menschen das Leben retten – und das Altern verlangsamen. Steigt dem Autokraten der Größenwahn zu Kopf?

Moskau – Wladimir Putin hat Anfang 2024 ein „nationales Projekt“ ins Leben gerufen, um die Gesundheit des Landes zu verbessern. Nun, einige Monate später, soll die Initiative „New Health Preservation Technologies“ das Altern bekämpfen. Bis 2030 soll das Projekt „175.000 Leben“ retten, wie das lettische Internetportal Meduza herausgefunden hat. Und das, während im Ukraine-Krieg zehntausende russische Soldaten ihr Leben lassen.

Forschungsinstitute sollen daran arbeiten, die Alterung der Zellen zu verlangsamen und Behandlungen für Osteoporose, kognitive und sensorische Krankheiten, sowie ein besseres Immunsystem entwickeln. Andere Forschung soll sich damit beschäftigen, in Zukunft Organe und Gewebe im Labor zu züchten. Über „Bioprinting“ sollen Organe künftig sogar gedruckt werden, wie die Kyiv Post schreibt.

Bioprinting und Verzögerung der Altersprozesse: Putins Visionen für die Zukunft Russlands

Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung versteht man unter Bioprinting „ein additives Fertigungsverfahren, bei dem lebende Zellen zusammen mit gerüstbildenden Hilfsstoffen zu größeren Gewebestrukturen verdruckt werden.“

Putin kündigte das Vorhaben bei der Konferenz „Modern Medical Technologies: Tomorrow's Challenges Ahead of Time“ im Februar an. In seiner Rede sagte er: „Wir haben dieses Forum geschaffen, um vielversprechende Lösungen zu diskutieren, die erst jetzt auftauchen und getestet werden, die aber schon bald das Leben der Menschen grundlegend verändern werden.“

Russlands Vizepremierministerin Tatjana Golikowa stellte die geplanten Programme in Moskaus „Rossiya“ Ausstellung genauer vor. Auch in Russlands medizinischer Fachwelt sorgte das Vorhaben für Aufsehen. Eine Quelle in Moskaus Krankenhaus bezeichnete die Initiative als „Launen eines alternden Politbüros“, wie Meduza zitiert. Die großen Profiteure des Projekts sind zunächst jedoch nicht die Bürger Russlands, sondern die Pharmakonzerne des Landes, wie sich einige Experten gegenüber der russischen Tageszeitung Kommersant äußerten.

Putins Projekt gegen das Altern: „Eine Obsession verstärkt durch Lobbyismus“

Ein naher Verbündeter Putins soll selbst in dem Unterfangen involviert sein. Michail Kowaltschuk soll schon länger daran interessiert sein, das Altern zu verlangsamen und zu verzögern. Kowaltschuk, Mitglied der russischen Akademie für Wissenschaft und Chef des nuklearen Forschungsinstituts, soll an der Koordinierung des Projekts beteiligt sein und Putin regelmäßig über den Fortschritt informieren.

Anscheinend soll das gesamte Projekt ein dringendes Anliegen Putins sein. Ein russischer Arzt, der wohl in dem Projekt involviert sein soll, äußerte sich über die Arbeit: „Sie baten uns, alle unsere Vorschläge im Schnellverfahren zu bearbeiten … das war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Normalerweise gehen jedem nationalen Projekt oder Bundesprogramm mehrere Sitzungen mit verschiedenen Fachleuten und eine Art öffentliche Diskussion voraus“, wie Meduza zitiert.

Eine Kreml nahe Quelle äußerte sich gegenüber Meduza und RadioFreeEurope, dass das Programm „eine Obsession verstärkt durch Lobbyismus“ sei. Und mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs sind viele Wissenschaftler, die sich mit dem Alterungsprozess beschäftigt hatten, aus Russland geflohen. Mikhail Batin, ein ehemaliger Politiker Russland, der jetzt in den USA lebt, sagt über das Projekt: „Sie können das Geld bereitstellen, aber wer wird die Technologie entwickeln? Niemand in Russland kann sich mit Veröffentlichungen über Anti-Aging rühmen …“ (sischr)

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