Gamescom mit Kind – Ab welchem Alter lohnt sich die Spielemesse?

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Für Spieler ist es das Event des Jahres: Die Gamescom in Köln, die weltgrößte Publikumsmesse rund um PC- und Videospiele. Doch ab welchem Alter lohnt sich der Besuch der Messe überhaupt? Wir haben den Test gemacht.

Köln – Games sind längst nicht mehr eine Freizeitbeschäftigung, die erst im Teenager-Alter beginnt. Egal ob Handys, Tablets oder Spielekonsolen: Kinder kommen in der Regel schon im Grundschulalter mit Spielen in Kontakt und lernen sie lieben. Hinzu kommen Streamer und Content Creator, die auf YouTube und Twitch mit Fortnite, Minecraft, Call of Duty & Co. omnipräsent sind.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Gamescom selbst auf junge Spielende eine gewaltige Faszination ausübt und die Kids den teilweise weiten Weg nach Köln antreten wollen. Doch lohnt sich der Aufwand für die Kinder und ihre Begleitpersonen überhaupt? Stehen den nicht unerheblichen Kosten wirklich unvergessliche Spiele-Erlebnisse gegenüber, oder heißt es für Kinder an jedem Stand „wir müssen draußen bleiben“?

Computer- und Videospielmesse Gamescom
Auf der Gamescom gibt es tausende Anspiel-Stationen - doch nur die wenigsten sind Kindern unter 12 zugänglich. © dpa/Oliver Berg

Wir haben den Test gemacht und die Gamescom 2024 mit einem zehnjährigen Jungen besucht. Darius ist Schüler aus Bayern und mit Mario und Zelda groß geworden. Inzwischen schlägt sein Herz insbesondere für Minecraft und einen Teil seiner reglementierten Medienzeit nutzt er auch, um die neuesten Videos seiner Lieblings-Streamer zum Thema Klötzchen-Bauerei anzuschauen.

Genau aus der Ecke kam dann auch sein erster Kontakt mit der Messe: Auf YouTube wurde von dem Event geschwärmt und die Lieblings-Streamer haben (zumindest teilweise) angekündigt, auch dort zu sein. Die Erwartungshaltung ist daher klar: „Da kann ich endlich mal alle treffen, die ich sonst nur von YouTube kenne“, sagt Darius. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Gamescom in Köln: Möglichst früh buchen – sonst wird es extrem teuer

Wer die Gamescom besuchen will, sollte stets im Hinterkopf haben, dass es sich dabei um die größte Publikumsmesse zum Thema Spiele weltweit handelt. Das hat nämlich unter anderem zur Folge, dass die Hotels in Köln ausgebucht sind, wie sonst wohl nur zum Rosenmontagszug. Wer an ein günstiges Zimmer kommen will, muss daher Monate im Voraus planen. Immerhin liegt das Event für viele Bundesländer im Zeitraum der Sommerferien, was einen Besuch unter der Woche etwas einfacher macht. Donnerstag und Freitag sind als Publikumstage nämlich nicht ganz so voll wie Samstag und Sonntag – und die Zimmer auch ein bisschen günstiger.

Man merkt aber schon an dieser Stelle: Ein wirklich billiges Vergnügen wird ein Gamescom-Besuch nicht. Anreise mit Auto, Bahn oder Flugzeug, Hotelzimmer, und schließlich noch der Eintrittspreis. Der liegt für eine Tageskarte am Donnerstag, Freitag und Sonntag aktuell bei 29,50 Euro für Erwachsene und 21 Euro für Kinder, am Samstag steigen die Preise auf 39 Euro beziehungsweise 30,50 Euro. Familienkarten für ein bis zwei Erwachsene plus Kinder kosten 81,50 Euro am Samstag und 65 Euro an allen anderen Messetagen.

Jugendschutz auf der Gamescom – ein ausgeklügeltes System

Wer auf die Gamescom geht, der will dort die neuesten, beziehungsweise kommenden, Spiele-Hits ausprobieren. Doch beim Thema Spiele und Kinder stellt sich natürlich auch immer schnell die Frage nach dem Jugendschutz. Auf der Gamescom ist das Thema ebenso simpel wie effektiv gelöst: Spiele, die nicht für alle Altersklassen freigegeben sind, können nur von Kindern angespielt werden, die ein entsprechendes Armband tragen.

Jugendschutz auf der Gamescom
Jugendschutz auf der Gamescom: Inhalte für Volljährige finden nur hinter verschlossenen Türen statt. © fkn

Noch vor den Messehallen gibt es Stände, an denen die USK, das Gremium, das für die Alterseinstufung von Videospielen zuständig ist, für alle Messebesucher verschiedenfarbige Bändchen bereithält. Gegen Vorlage des Ausweises erhält man ein Bändchen, das den Besucher als „mindestens 12 Jahre alt“ (grün), „mindestens 16 Jahre alt“ (blau), oder „mindestens 18 Jahre alt“ (rot), ausweist. Nur so kann man entsprechend eingestufte Spiele auch ansehen oder anspielen. Ausnahmen von dieser Regelung gibt es nicht – auch mit Einverständnis eines Erziehungsberechtigten bekommen Minderjährige keinen Zugang zu Titeln „ab 16“ oder „ab 18“. Titel „ab 12“ dürfen Kinder unter 12 Jahren zwar ansehen, aber nicht selbst spielen. Bedeutet unterm Strich: Je jünger ein Kind ist, desto weniger darf es auf der Gamescom selber ausprobieren.

Mega-Event Gamescom: Der Reiz der Reizüberflutung

Wenn man dann schließlich die „heiligen Hallen“ von Köln betreten hat, wird man schnell feststellen: Die Gamescom ist ein gigantisches Mega-Event. Schier unzählbare Menschenmassen strömen durch die 230.000-Quadratmeter-Messefläche zu den Ständen der mehr als 1000 Aussteller. Für Eltern mit Kind heißt das: Unbedingt ein Vorgehen und einen Treffpunkt ausmachen, falls man sich verlieren sollte – denn das kann in dem Gedränge (insbesondere am Wochenende) leichter und schneller geschehen, als man es sich vorstellen mag.

Mit der Masse an Ausstellern geht auch eine ganz eigenartige Kakophonie der Geräusche einher: Tausende Menschen reden, Moderatoren brüllen, Schüsse knallen, Beats hämmern und Motoren heulen auf. Dazu Stroboskop-Effekte, Laser, Nebelmaschinen und gigantische Werbeaufbauten. Ruhe gibt es nirgendwo, man befindet sich in einem gewaltigen Ozean der Reizüberflutung. Je jünger die Kinder sind, desto mehr sollte man das „Gesamtkunstwerk“ Gamescom erst mal auf sich wirken lassen und tatsächlich geistig ankommen, bevor man sich aktiv ins Getümmel stürzt.

Doch spätestens dann wird der Funke auf die Kleinen überspringen. Darius und alle anderen Kinder, denen wir begegnet sind, waren wie elektrisiert von der Atmosphäre der größten Spiele-Show der Welt. Und an dieser Stelle zeigt sich: Man ist gut beraten, sich im Vorfeld einen Plan zu erstellen. Alles auf der Gamescom an einem Tag zu sehen, ist schlicht unmöglich, man sollte also im Vorfeld priorisieren und dann gezielt die Stände anlaufen, die den Kindern am wichtigsten sind. Zusätzliche Eindrücke, Abwechslung und Ablenkung findet man unterwegs dann ohnehin mehr als genug.

Teilweise stundenlange Wartezeiten auf der Gamescom – „Nicht so schlimm wie befürchtet“

Ist man erst mal am gewünschten Spiele-Stand angekommen, wird man mit dem unangenehmsten Aspekt der Gamescom konfrontiert: gewaltigen Warteschlangen. Bei allen größeren Titeln muss man lange anstehen, um sie selbst spielen zu können. Bei einem Mega-Hit wie Assassin‘s Creed kann die Wartezeit durchaus auch mehrere Stunden betragen. Bei Titeln, die auch Kinder-kompatibel sind, fallen die Wartezeiten zum Glück etwas moderater aus.

Impressio von der gamescom 2024, Boulevard Nord
Menschenmassen schieben sich durch die Gänge der Gamescom 2024. © gamescom

Dennoch müssen die Kleinen (und ihre Begleiter) einiges an Geduld mitbringen. Gamescom-Profis laufen nicht umsonst mit Klappstühlen durch die Gegend. Etwas Unterhaltung für die Warteschlangen sollte man daher einplanen. In unserem Fall war es ein Handy mit Pokémon Go, das Darius die Wartezeit verkürzt hat: „Anfangs dachte ich, wir stehen hier ewig, aber dann war es doch nicht so schlimm“, sagt er.

Als Entschädigung für die Ansteherei warten dann nicht nur die Anspiel-Stationen auf die Kids, sondern auch jede Menge Goodies: So gab es am Pokémon-Stand beispielsweise zusätzlich noch Anstecker und ein Armband, beim Lego-Stand sorgte ein Lego-Fortnite-Stoffbeutel für Begeisterung und beim Highway-Police-Simulator gab es eine Cappy, die sofort ins Herz geschlossen wurde. Am Ende der Messe war der Beutel dann gut gefüllt mit allem möglichen weiteren Krimskrams wie Stiften, Süßigkeiten und Aufklebern. 

Spiele auf der Gamescom: Manche Erwartungen enttäuscht, andere übertroffen

Zur Gamescom gehören aber auch Enttäuschungen: So war bereits im Vorfeld klar, dass Nintendo der Messe fernbleiben würde und damit fehlten auch viele Spiele, die Darius interessierten. Aber da Microsoft einen riesigen Stand hat, hegte er die große Hoffnung, mehr über das kommende Minecraft-Update zu erfahren. Doch vor Ort stellte sich dann heraus, dass Minecraft für Microsoft dieses Jahr gar keine Rolle spielte – man fokussierte sich voll auf neuere und erwachsenere Titel.

Da das für fast alle Hersteller gilt, sind die meisten Titel erst ab 12 Jahren oder älter anspielbar. Das Angebot für jüngere Kinder muss man teilweise zwischen den riesigen Aufbauten für die Top-Titel erst mal finden. Doch das hat auch eine gute Seite: Darius wollte schließlich einfach alles anspielen, was für ihn geeignet ist – und nicht nur Titel, von denen er zuvor schon gehört hatte. So entdeckte er tatsächlich neue Spiele, die ihm Spaß machten – was ja der eigentliche Zweck einer solchen Messe ist, der angesichts der Milliarden-Blockbuster für Erwachsene aber oftmals in den Hintergrund gerät.

Kind spielt auf der Gamescom
Gewaltfreier Spaß: Darius war begeistert davon, Highway-Polizist in den USA zu spielen. © fkn

Unter Gamescom-Veteranen gilt zudem die Weisheit, dass sich die wahren Perlen der Messe ohnehin abseits der ganz großen Bühnen verstecken und gerade mit Kind bewahrheitet sich dieser Geheimtipp mal wieder. In der Indie-Arena präsentieren unabhängige Entwickler abseits der großen Publisher wie Electronic Arts, Ubisoft oder Microsoft ihre Spiele. Die sind oft origineller und Kinder-kompatibler als die großen Gaming-Blockbuster und in der Regel (fast) ganz ohne Wartezeit anspielbar.

Hinzu kommt die Retro Area, wo alte Spielekonsolen, Arcade-Automaten oder PCs zum Anspielen von Klassikern wie Pac-Man oder Tetris und Asteroids einladen. Präsentiert werden diese Geräte von Enthusiasten, die die alte Hard- und Software mit Liebe und Hingabe pflegen und genau diese Liebe zum Medium auch toll allen interessierten Kindern vermitteln können. Es ist eine grafische und akustische Entschleunigung, ein Trip zurück in die 80er- und 90er-Jahre, der auf der sonst so überdrehten Gamescom nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern guttut.

Riesige Merchandise-Hallen – für die Kinder ein Traum, für die Eltern ein Alptraum

Auf dem Weg zur sogenannten Social Stage, dem Ort, an dem man dann angeblich noch die so hoch verehrten Streamer treffen kann, kamen wir schließlich noch durch die Merchandise-Hallen. Und wer dachte, dass die Gamescom bis hierhin schon ein teures Vergnügen war, der hatte die Rechnung wohl ohne den Wirt, beziehungsweise den Merchandise-Händler gemacht.

So weit das Auge reicht und bis unter die Decke stapeln sich hier Fanartikel von ganz klein bis zimmerfüllend: Stoff-Pokémons, Lichtschwerter, T-Shirts, Gesellschaftsspiele, Sammelfiguren, Trading Cards, lebensgroße Stand-ups oder gleich ein Hochbett im Minecraft-Stil – es gibt scheinbar nichts, was es nicht gibt. Und ein Kind in diesen Hallen ist vermutlich der Endgegner des Geldbeutels.

Den Lieblings-Streamer haben wir dann nicht getroffen – aber das war zum Glück kein Drama, da es ansonsten genug zu sehen und zu spielen gab. Tatsächlich hat Darius sehr schnell eine gewisse „et kütt, wie es kütt“-Haltung eingenommen, wie der Kölner sagen würde: Es kommt halt, wie es nun mal kommt und man freut sich über das, was man auf der Gamescom erlebt, statt sich über das zu ärgern, was einem verwehrt bleibt.

Gamescom mit Kind – Das Fazit

„Ich habe gerade den Spaß meines Lebens“, platzte es nach einigen Stunden Gamescom plötzlich aus Darius heraus. Und auch andere Kinder unter 12 Jahren, denen wir begegnet sind, beschworen mit leuchtenden Augen, dass sie den Gamescom-Besuch lieben. „Besonders, weil es so viel mehr als nur Spiele gibt“, erklärt Darius. 

Doch während das Urteil der Kinder wohl unisono positiv ausfällt, ist es aus erwachsener Perspektive nicht ganz so eindeutig. Denn die Gamescom schlägt ein Loch in den Geldbeutel, das in etwa so groß ist wie beim Besuch eines großen Freizeitparks. Und als Begleitperson eines Gamescom-Besuchers unter 12 Jahren ist man die meiste Zeit zum Danebenstehen verdammt. Die Spiele, die Volljährige möglicherweise interessieren würden, müssen links liegen gelassen werden, weil die Kinder nicht einfach mal 60 Minuten unbeobachtet bleiben können. 

So bleibt unterm Strich ein überwältigendes Erlebnis für die Kinder und für die Erwachsenen das gute Gefühl, einen Herzenswunsch erfüllt zu haben. Mehr aber eben auch nicht. (cel)

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