70 Jahre ereignisreiche Kinogeschichte in Murnau

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Kreisbote

Kommentare

Georg Betzmeir betreibt das Griesbräu-Kino mit großer Leidenschaft. © Stöbich

Liebe und Verrat, Schurken und Superhelden, Monster und Mörder – all das hat Generationen von Murnauer Kinobesuchern viele spannende und unterhaltsame Stunden beschert. Im Mai wurde das Griesbräu trotz mancher Krisen 70 Jahre alt – allerdings ohne offizielle Jubiläumsfeier, wie Betreiber Georg Betzmeir sagt.

Murnau - Ich habe das Unternehmen 2001 von Rudolf Böhm übernommen und war vorher schon jahrelang seine rechte Hand“, erzählt er mit spürbarer Begeisterung für seinen Beruf. Der hat sich mit der Zeit gravierend gewandelt, denn den klassischen Filmvorführer gibt es nicht mehr und auch keine Filme, die man wie früher in den klobigen Projektor im Foyer einfädeln könnte: „Das funktioniert heute alles digital mit Computern und Internet!“

Die Kino-Historie in Murnau ist eigentlich noch viel älter als sieben Jahrzehnte, denn schon zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg fanden im alten Griesbräusaal durch mobile Wanderkinos Vorführungen der deutschen Wochenschau statt. 1948 wurde mit einem Neubau des Theatersaals begonnen; Eigentümer und Betreiber war damals Michael Gilg. 1951 übernahmen dessen Großeltern Regina und Michael das Griesbräu-Gasthaus. Am 6. Januar 1955 schlug eine der schwärzesten Stunden des Anwesens, weiß Betzmeir: „Im Rückgebäude brach ein Großfeuer aus, nur die massiven Gewölbe konnten den Flammen widerstehen. Der gesamte Dachstuhl brannte ab, auch ein Möbelhaus im Obergeschoß.“

Für den Wiederaufbau wurde ein neuer Dachstuhl konstruiert; das neue Regina-Lichtspieltheater mit 446 Holzklappsitzplätzen besaß nun eine gewölbte, freitragende Decke, die den ganzen Raum stützenlos überspannt. Zur Neueröffnung im Mai 1955 wurde der „Förster vom Silberwald“ gezeigt, während sich in amerikanischen Kinos bereits die Rock`n`Roll-Welle andeutete: In „ Blackboard Jungle“ (deutscher Titel: „Die Saat der Gewalt“) war Bill Haley mit dem Song „Rock Around the Clock“ zu hören.

Den alten Charme bewahrt

Ein Einschnitt in die weltweite Filmgeschichte war die Verbreitung des Fernsehens, das eine ernsthafte Konkurrenz zum Kino darstellte. „Als Konsequenz musste sich das Kino weiterentwickeln und es wurde eine Vielzahl technischer Neuerungen eingeführt“, schildert Betzmeir. Die Entwicklung des Breitwandformats mit Verfahren wie Vistavision, Cinemascope oder Cinerama führte zu einer Renaissance der Monumentalfilme wie „Ben Hur“, „Quo vadis?“ oder „Die zehn Gebote“. Auch im Griesbräu wurde immer wieder modernisiert, dabei aber der alte Charme bewahrt. So hängen in den Seitengängen und im Foyer schöne alte Plakate zum Beispiel von Elvis Presley oder vom „Le Mans“-Film aus dem Jahr 1971. An der Seite von Steve McQueen spielte damals der im Oberland ansässige Siegfried Rauch den deutschen Rennfahrer Erich Stahler.

Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder ikonische Figuren, die Generationen von Zuschauern begeisterten: Winnetou, James Bond, Luke Skywalker, Frodo Beutlin, Spiderman oder Jack Sparrow. US-Produktionen überschwemmten den Markt, erinnert sich Betzmeir, „erst Ende der 1980er-Jahre kam mit Bernd Eichinger die Qualität in den deutschen Film zurück“. Streifen wie „Das Boot“, „Lola rennt“, „Der bewegte Mann“ oder „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ waren große Kassenerfolge.

Doch auch sogenannte Blockbuster, die alle Voraussetzungen für einen Kassenschlager erfüllen, konnten schwierige Krisenzeiten nicht verhindern: „Streaming-Dienste begannen, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen Filme konsumieren“, sagt Betzmeir. Und die rigorosen Beschränkungen während der Corona-Pandemie machten auch dem kleinen Murnauer Theater schwer zu schaffen: „Danach gingen die Besucherzahlen zeitweise bis 50 Prozent zurück!“ Doch der erfahrene Kino-Manager überstand auch diese Phase und hofft, dass es auch in zehn Jahren noch tägliche Vorstellungen im Griesbräu geben wird.

Dieses Jahr fehle ein Eberhofer-Krimi als Sommerbrücken-Film, sagt er. Ein Ersatz könnte Bully Herbigs neue Komödie „Kanu des Manitou“ sein, die ab Mitte August an den Erfolg von „Schuh des Manitou“ anknüpfen soll, der 2001 einen Zuschauer-Rekord von elf Millionen verzeichnete. Mit „Rust – Legende des Westens“ ist derzeit ein aktueller Western im Programm und auch Tom Cruise dürfte mit „Mission Impossible 8 – The Final Reckoning“ wieder viele Action-Fans ins Murnauer Kino locken.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare