Neue Studie: Wie Milchprodukte das Risiko für Darmkrebs senken können

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Milchprodukte könnten das Darmkrebsrisiko senken. Eine britische Studie zeigt positive Effekte. (Symbolbild) © Sina Schuldt/dpa

Viele nehmen sie täglich zu sich - ob im Kaffee, als Joghurt oder pur: Milchprodukte. Sie können das Darmkrebsrisiko senken. Eine britische Studie zeigt positive Effekte.

Fulda/Oxford - Darmkrebs ist die dritthäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. Mehr als fünf Prozent der Menschen erkranken hierzulande nach aktuellen Zahlen im Laufe ihres Lebens daran. Darunter auch immer mehr junge Menschen. Eine großangelegte britische Studie stützt nun die Annahme, dass Milch und bestimmte Milchprodukte das Risiko für Dickdarmkrebs verringern können.

Milchprodukte können das Risiko für Darmkrebs senken

Ein Glas Milch (200 Gramm) pro Tag könne das Erkrankungsrisiko im Mittel um gut 14 Prozent senken, 50 Gramm Joghurt um acht Prozent, heißt es in der kürzlich veröffentlichten Untersuchung. Dieser Effekt sei wohl vor allem auf das enthaltene Kalzium zurückzuführen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Communications. Auch Vollkornprodukte, Obst und bestimmte Vitamine könnten einen schützenden Effekt haben.

Zwischen 1996 und 2001 beteiligten sich etwa 1,3 Millionen Frauen in England und Schottland an der „Million Women Study“, nachdem sie an einem Screening zur Brustkrebsvorsorge teilgenommen hatten. Sie füllten einen detaillierten Fragebogen aus und gaben ihre Nahrungsaufnahme über sieben Tage an. Aufgrund unvollständiger Daten und anderer Gründe wurden aber viele Teilnehmerinnen von der Auswertung ausgeschlossen.

Video: Drei Anzeichen für Darmkrebs

Es blieben Daten von 542.778 Frauen übrig, die nach drei bis fünf Jahren erneut befragt wurden. Innerhalb eines durchschnittlichen Zeitraums von knapp 17 Jahren erkrankten 12.251 (2,26 Prozent) der Teilnehmerinnen an Darmkrebs. Die Forscher untersuchten mögliche Zusammenhänge zu 97 Ernährungsfaktoren und identifizierten 17 Faktoren, die den Daten zufolge eine statistisch signifikante Wirkung auf das Darmkrebsrisiko haben.

Den größten positiven Effekt erzielte Kalzium mit einer Risikoreduktion von durchschnittlich etwa 17 Prozent je 300 Milligramm pro Tag. Kalzium scheint demnach maßgeblich an der schützenden Wirkung von Milch und Milchprodukten beteiligt zu sein: Wurde der Effekt von Kalzium statistisch herausgerechnet, war die positive Wirkung von Milch und Milchprodukten deutlich geringer. Dies galt auch für in Milch enthaltene Nährstoffe wie Vitamin B2, Magnesium, Kalium und Phosphor.

Kalzium offenbar für schützenden Effekt verantwortlich

„Die wahrscheinliche Schutzfunktion von Kalzium kann mit seiner Fähigkeit zusammenhängen, sich an Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarmlumen zu binden und so deren potenziell krebserregende Wirkung zu verringern“, erläutern die Wissenschaftler. Zudem deuteten frühere Forschungsergebnisse darauf hin, dass Kalzium die Darmschleimhaut schützt.

Weitere Lebensmittel und Nährstoffe, die das Darmkrebsrisiko reduzieren - wenn auch in geringerem Maße - sind der aktuellen Studienauswertung zufolge Frühstücksflocken, Obst, Vollkornprodukte, Ballaststoffe, Folsäure und Vitamin C. Im Gegensatz dazu könnten Alkohol sowie rotes und verarbeitetes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöhen, wie das Team um Keren Papier von der Universität Oxford in Großbritannien berichtet.

Bereits 20 Gramm Alkohol pro Tag hingegen erhöhen das Darmkrebsrisiko im Durchschnitt um etwa 15 Prozent. Bei rotem sowie verarbeitetem Fleisch - etwa Wurst - können es bei 30 Gramm pro Tag etwa acht Prozent mehr sein. Unabhängig davon stehen die tendenziell schädlichen Fette aus Fleisch und Wurst zudem im Verdacht, das Cholesterin zu erhöhen und Folgeerkrankungen wie Diabetes und Herzinfarkt zu begünstigen.

Alkohol und rotes sowie verarbeitetes Fleisch erhöhen die Darmkrebsgefahr

Zu beachten ist, dass alle erhobenen Daten einen statistisch herausgearbeiteten, jedoch keinen kausal nachgewiesenen Zusammenhang zeigen. Wissenschaftler vermuten, dass die schädliche Wirkung von Alkohol mit der Produktion von Acetaldehyd im Zuge des Stoffwechsels zusammenhängt. In hoher Konzentration fördert Acetaldehyd Zellmutationen und erhöht die Bildung krebserregender reaktiver Sauerstoffprodukte. Ein Verzicht auf Alkohol bietet bringt zahlreiche Vorteile für die Gesundheit. Auch im Kampf gegen zu viel Bauchfett kann der Verzicht seht hilfreich sein.

Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sieht die neue Untersuchung als gut durchgeführte Analyse an. „Die Studie bestätigt frühere, ähnliche Befunde, beispielsweise in der europäischen „Epic“-Studie“, erklärt der Krebsspezialist. Er geht davon aus, dass die Ergebnisse auch für Männer gelten.

Das Forschungsprojekt untermauere bisherige Erkenntnisse zur ernährungsbedingten Beeinflussung von Darmkrebs. Die positive Wirkung von Milch und Kalzium sei jedoch stärker ausgeprägt als nach früheren Studien. Kaaks verweist auch auf eine Studie in Heidelberg von 2011, an der er selbst beteiligt war, und in der sich ebenfalls eine positive Wirkung von Kalzium zeigte. Allerdings war die Verringerung des Risikos damals nicht statistisch signifikant.

Als besonders kalziumhaltig gelten nach Angaben der Krankenkasse AOK Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Hartkäse. Aber auch Gemüsesorten wie Grünkohl, Spinat und Staudensellerie sowie Nüsse und Samen und kalziumhaltige Mineralwasser liefern große Mengen des Mineralstoffs. Und zudem weitere wertvolle Pflanzenstoffe, die sogar vor Demenz schützen können.

Milchkonsum könnte Risiko für andere Krebsart erhöhen

Auch wenn Milch in dieser Studie scheinbar schützend auf den Dickdarm wirkt, ist diese Erkenntnis mit Vorsicht zu genießen. Denn es gibt auch Studienergebnisse, die darauf hinweisen, dass Milchkonsum das Risiko für eine andere Krebsart erhöhen könnte. „Beim Prostatakrebs ist der Effekt genau umgekehrt“, berichtet beispielsweise br.de unter Bezugnahme auf eine Auswertung des Max Rubner-Instituts.

Laut Prostata Hilfe Deutschland stützt die Studie eines Forscherteams der Loma Linda University Health diese Hypothese. Besonders Milch könne offenbar das Risiko für ein Prostatakarzinom steigern, wenn Männer sie täglich in größeren Mengen genießen. Kalzium aus anderen Quellen als den Milchprodukten erhöhten das Risiko wohl nicht. Dies lasse vermuten, dass noch andere Substanzen als das Kalzium aus der Milch beim Prostatakrebsrisiko eine Rolle spielen. Auch Milchprodukte wie Joghurt oder Käse ließen die Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs nicht steigen. (mit dpa-Material)

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