„Unwürdig“: Riesen-Streit um Alpensee in Südtirol – Anwohner laufen Sturm

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Ein öffentlicher Badesee in Südtirol ist wegen privaten Betreibern kaum mehr kostenlos zugänglich. Jetzt schreiten Verbraucherschützer ein und klagen.

Kaltern - Ein Rechtsstreit rund um einen beliebten Alpensee in Südtirol eskaliert: Weil der Kalterer See im Etschtal weiterhin kaum öffentlich zugänglich ist und eine Petition auf taube Ohren stößt, will die Verbraucherschutz-Organisation Robin nun gegen das Land Südtirol klagen. Wenn der Rechtsstreit erfolgreich verläuft, stehen große Summen von EU-Fördermitteln für Italien auf dem Spiel.

Zahlreiche Badegäste sitzen auf einem Steg am Kalterer See im Etschtal, Südtirol
Der Kalterer See in Südtirol ist einer der zwei wärmsten Seen in den Alpen und deshalb besonders beliebt bei Badegästen. © Jochen Tack/IMAGO

„Unwürdiger Einstieg“ oder Bezahlen: Anwohner kämpfen um Alpensee-Zugang in Südtirol

Für die Anwohner oder Urlauber in der Region soll es derzeit kaum einen Weg geben, den Badesee in Kaltern kostenlos zu nutzen. In einem Spendenaufruf auf gofundme.com schreiben Vertreter der Organisation: „Menschen müssen entweder einen winzigen, unwürdigen Einstieg nutzen oder Eintritt bei gewinnorientierten Betreibern bezahlen.“ Dabei sei der See eigentlich ein öffentliches Gut, das allen zugutekommen sollte. Man sammele nun Spenden, um den Gerichtsprozess im Namen der Bevölkerung finanzieren zu können. Gefordert wird ein „kostenfreier, menschenwürdiger und sanfter Zugang“ zum See.

Private Betreiber haben Alpensee in Südtirol fast ausschließlich für sich – das soll sich nun ändern

Walther Andreaus, der ebenfalls bei Robin tätig ist, kritisiert die aktuelle Situation in Kaltern scharf. Während andere Seen in Südtirol problemlos für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, würden am Kalterer See wenige Betreiber von einem Monopol profitieren. Im Gespräch mit stol.it erklärte er, dass Lizenzen für Stege oder Uferbereiche immer wieder ohne öffentliche Ausschreibung vergeben worden seien. Seine Organisation ist der Meinung, dass dieses Vorgehen gegen das Vergaberecht und die EU-Dienstleistungsrichtlinie (2006/123/EG) verstößt.

Die Verbraucherschützer hatten laut eigenen Angaben in der Vergangenheit bereits eine Petition ins Leben gerufen, die das Problem eigentlich lösen sollte. 7200 Menschen unterschrieben demnach die Forderung, dass ein geregelter und kostenloser Zugang für alle gewährleistet werden müsse. „Dennoch bleiben die zuständigen Politiker*innen ungerührt: Verantwortliche aus Land und Gemeinde schieben einander die Zuständigkeiten zu“, wird in der Spendenkampagne kritisiert.

Ende Juni habe die Organisation schließlich eine formelle Abmahnung an das Land Südtirol und die Gemeinde Kaltern zugestellt. Eine Rückmeldung gab es bislang offenbar nicht, der Streit wird deshalb eskaliert: „Wir klagen jetzt vor dem Verwaltungsgericht in Bozen“, so Andreaus gegenüber stol.it.

„Ich hoffe, das Land ist sich der Tragweite bewusst“: Verbraucherschutz will wegen Alpensee klagen

Laut dem Südtiroler Porta könnte die Klage weitreichende finanzielle Folgen haben. Wenn die Verbraucherschützer den Rechtsstreit gewinnen und die fast vollständige Privatisierung tatsächlich gegen eine EU-Richtlinie verstößt, könnte das Land verpflichtet werden, EU-Fördermittel ganz oder teilweise zurückzuzahlen. „Das sind enorme Summen“, betonte Andreaus. „Ich hoffe, das Land ist sich der Tragweite bewusst.“

Die Spendenkampagne für die Gerichtskosten läuft seit Mai 2025. Von dem Zielbetrag von rund 30.000 Euro ist die Organisation jedoch noch weit entfernt: Bislang wurden knapp 1500 Euro gesammelt. Ob der Rechtsstreit auch ohne die geforderte Summe zustande kommt, blieb zunächst unklar.

In Österreich will man einen bekannten Alpen-See unterdessen in in einen echten Hotspot für Urlauber verwandeln. Vor allem Camper sollen in Zukunft angelockt werden. (no)

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