Umfrage vor Landtagswahlen: Wahlberechtigte in Ostdeutschland sehen Vorurteile

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Die Landtagswahlen in Ostdeutschland stehen vor der Tür, doch Vorurteile und Unzufriedenheit überschatten die Stimmung. Profitieren könnte die AfD.

Berlin – Am 1. September stehen in Sachsen und Thüringen Landtagswahlen an, gefolgt von Brandenburg drei Wochen später. Diese Wahlen finden in einem Klima statt, das von anhaltenden Vorurteilen gegenüber Ostdeutschen geprägt ist.

Laut einer Umfrage des Instituts YouGov empfinden 60 Prozent der Wahlberechtigten in Sachsen, Thüringen und Brandenburg die Lebensbedingungen im Westen Deutschlands als besser. Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in den Vorurteilen wider: 77 Prozent der Befragten glauben, dass Westdeutsche Vorurteile gegenüber Ostdeutschen haben. Umgekehrt sehen 45 Prozent auch Vorurteile des Ostens gegenüber dem Westen.

Eine Demonstration gegen Rechtsextremismus und die AfD in Dresden. (Archivfoto)
Eine Demonstration gegen Rechtsextremismus und die AfD in Dresden. (Archivfoto) © Sven Ellger/Imago

Rechtsextremer Status in Sachsen und Thüringen: Jeder Vierte will AfD-Zusammenarbeit nach Wahlen

Die Vorurteile zwischen Ost und West erstrecken sich auch auf die Zuwanderung. 51 Prozent der Befragten in den ostdeutschen Bundesländern sehen Zuwanderung als Belastung, während nur 22 Prozent sie als notwendig für die Sicherung des Wohlstandes betrachten. Einwanderung und Asylpolitik sind mit 35 Prozent die wichtigsten Themen für die Menschen vor Ort.

Die Unzufriedenheit mit der Demokratie ist in Ostdeutschland höher als im Westen. 68 Prozent der Menschen sind sehr oder eher unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland. Diese Unzufriedenheit macht sich durch die teils starke Unterstützung für die AfD, die in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, bemerkbar. Nur 35 Prozent der Befragten wollen eine Zusammenarbeit anderer Parteien mit der AfD vollständig ausgeschlossen sehen, während 26 Prozent eine aktive Zusammenarbeit gar befürworten.

Angst vor sozialem Abstieg und ein Grundmisstrauen: Warum viele Ostdeutsche die AfD wählen

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung gilt die ökonomische Schlechterstellung derzeit nicht als Hauptgrund für die Wahl der AfD. Viele Ostdeutsche beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut, wählen aber trotzdem die AfD, wie aus einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hervorgeht. Vielmehr würden sich die Wählerinnen und Wähler der AfD in Ostdeutschland durch soziale und kulturelle Merkmale auszeichnen, die über ökonomische Faktoren hinausgehen.

Wahrgenommene Nichtanerkennung, Misstrauen gegenüber Institutionen und die Angst vor sozialem Abstieg spielen eine entscheidende Rolle. Viele Ostdeutsche fühlen sich dem Bericht nach von der Politik nicht anerkannt und marginalisiert, was ihr Vertrauen in politische Institutionen und ihre Zufriedenheit mit der Demokratie erheblich beeinträchtigt. (nak)

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