„Letzte Generation“ lobt Massenaustritt bei Grüner Jugend: „Wertlose Kompromisse“
Die Spitze der Grünen Jugend zieht sich zurück und will eine neue Partei gründen. Die Kritik an der Mutterpartei gefällt auch der „Letzten Generation“.
Berlin – „Wir merken, dass unsere inhaltlichen aber auch strategischen Vorstellungen von Politik immer weiter auseinander gehen“, schreibt die Spitze der Grüne Jugend. In ihrer Rücktrittserklärung, die auch IPPEN.MEDIA vorliegt, wird von zunehmenden Differenzen zwischen der Jugendorganisation und ihrer Mutterpartei berichtet. Immer mehr habe man sich „in der Rolle einer öffentlichen linken Opposition gesehen“. Nun sei es an der Zeit, einen Schlusspunkt zu setzen.
Die Parteiaustritte erfolgen fast gleichauf mit dem Rückzug der Vorsitzenden der Grünen rund um Ricarda Lang und Omid Nouripour. Es ist ein laut Schreiben schon länger geplantes, aber ebenso deutliches Zeichen. Die Jugendorganisation ist mit der Politik der Grünen unzufrieden und plant daher eine neue Bewegung. „Wir machen uns auf, eine starke linke Kraft in Deutschland aufzubauen“, so die ehemalige Vorsitzende Svenja Appuhn auf X.
„Letzte Generation“ lobt Grüne-Jugend-Spitze: Nicht „von wertlosen Kompromissen zerrütten lassen“
Die „Letzte Generation“ hat sich ebenfalls als linke Kraft mit Schwerpunkt auf den Kampf gegen den Klimawandel bei der Europawahl versucht. Sie wollte als „sonstige politische Vereinigung“ – und nicht als Partei – das Parlament in Brüssel „aufmischen“, wie Sprecherin Carla Hinrichs damals gegenüber IPPEN.MEDIA erklärte. Heute sagt sie über die Grüne Jugend, dass sie „die weitreichende Kritik an den Grünen“ teile.
Carla Hinrichs, eines der bekanntesten Gesichter der „Letzten Generation“, nahm als Sprecherin der Gruppe an mehreren Talkshows teil und diskutierte bereits mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) auf dem letzten Kirchentag in Nürnberg.

Bei der „Letzten Generation“ ist man „dankbar über die ehrlich geteilten Worte“, allerdings wurde nicht über eine mögliche Zusammenarbeit mit der ehemaligen Führung der Grünen Jugend gesprochen. Hinrichs begrüßt jedoch „alle, die in diesen Zeiten der Krisen die Situation ehrlich beurteilen und für eine bessere Welt kämpfen wollen, statt sich weiter von wertlosen Kompromissen zerrütten zu lassen“, so Hinrichs gegenüber IPPEN.MEDIA.
Künast zu Rücktritten bei Grüner Jugend: „Da weine ich nicht“
Grünen-Politikerin Renate Künast äußerte keine Überraschung über den Austritt des Vorstands der Grünen-Jugend. Sie sagte im RBB-Inforadio, dass die Führung des Parteinachwuchses „nicht realitätstauglich“ sei. Mit Nachdruck fügte sie hinzu: „Da wundere ich mich nicht drüber und da weine ich jetzt auch nicht.“ Sie betonte, dass sich junge Leute nun freier in der Partei und ihrem Umfeld engagieren könnten.
Meine news
Unterdessen werben die jungen Aussteiger der Grünen Jugend mit dem Motto „Zeit für was Neues“ für ihr geplantes Vorhaben. Sie rechnen damit, dass weitere Mitglieder folgen und sich ihrem Projekt anschließen werden. „Wir machen allen ein Angebot, mit uns an einem anderen Ort Politik zu machen, werden aber niemanden unter Druck setzen“, so die Aussage in dem Schreiben.
Die ehemalige Führung skizziert ihre Pläne wie folgt: „Wir sind überzeugt, dass es wieder eine linke Kraft braucht, die Menschen begeistern und Hoffnung machen kann, die noch nie das Gefühl hatten, dass auch für sie Politik gemacht wird. Diese Kraft wird die grüne Partei unserer Einschätzung nach nicht mehr werde – aber diese linke Kraft wollen wir nun mit aufbauen“.
Fridays for Future fordert verstärkten Klimaschutz unter neuem Grünen-Bundesvorstand
Die Klimabewegung Fridays for Future wollte sich auf Anfrage von IPPEN.MEDIA nicht zu einer möglichen Zusammenarbeit äußern, hielt jedoch mit ihrer Kritik an den Grünen nicht zurück.
In einer Zeit, in der die Folgen der Klimakrise immer deutlicher werden, fordern sie eine zukunftsfähige Politik, insbesondere vom neuen Bundesvorstand der Grünen. Ein Sprecher äußerte: „Über Jahrzehnte hat die Politik – besseren Wissens zum Trotz – die Warnungen der Wissenschaft ignoriert und immer Öl, Kohle und Gas an erste Stelle gestellt. Wie schlimm es wird, und die Welt von Morgen aussieht, bestimmt die Politik von heute“.
Mit der Neuwahl des Parteivorstands haben die Grünen nun die Möglichkeit, „echten und gerechten Klimaschutz wieder als zentrale Priorität zu verankern“. Grundsätzlich sind jedoch alle demokratischen Parteien gefordert. Ob der „Ableger“ der Grünen Jugend in Zukunft eine Rolle spielen kann, bleibt abzuwarten. (nak)