Die Stadt Weilheim plant zurzeit mehrere Immobilien-Großprojekte: Im Paradeis, der Parchetwiesen und dem Stadtteil Unterhausen. Dass das nicht alle Anwohner freut, ist nachvollziehbar. Viele hatten nicht mit so großen angrenzenden Neubauten gerechnet. Doch Städteplaner sagen: Erweiterter Wohnraum sei unumgänglich.
Weilheim - Bereits vor der Sommerpause befassten sich Bauausschuss und Stadtrat mit mehreren Bauprojekten, die zahlreiche Anwohner in große Sorge versetzen.
Die Vorhaben sind Teil der geplanten städtischen Nachverdichtung und sollen auch zur Verbesserung der Haushaltslage beitragen. Besonders betroffen: das Paradeis, die Parchetwiesen und der Ortsteil Unterhausen – hier ist die Verunsicherung groß.
„Wir waren die Ersten, die gleich von Anfang an gemuckt haben“, erinnert sich Barbara Koch, Mitgründerin einer Anwohner-Initiative in der Wohnanlage Paradeis. „Wir haben die Nachbarschaft über die Pläne informiert, über 300 Unterschriften gesammelt und einen Anwalt eingeschaltet. In einer Bauausschusssitzung im Mai wurde uns dann ein Anhörungstermin versprochen – auf den warten wir allerdings bis heute.“ Konkret sollen in der Ybelherstraße zwei Gebäude mit jeweils drei Vollgeschossen plus Penthouse entstehen – mit insgesamt zehn bis zwölf Wohneinheiten. Die Anwohner befürchten eine Verschärfung der ohnehin angespannten Verkehrssituation zwischen Paradeisstraße, Schmutzerstraße und Schießstattweg. Hinzu kommen Sorgen wegen feuchter Keller in bestehenden Häusern aus den 1960er Jahren – bei Starkregen sei die Situation schon jetzt kritisch.
Etwas anders ist die Lage an den Parchetwiesen: Dort sind drei Wohnhöfe mit je vier Gebäuden und insgesamt rund 50 Wohneinheiten geplant. Auch hier formiert sich Widerstand. Das Gelände liegt auf moosigem Untergrund – viele Anwohner fürchten, der Bau könnte zu weiteren Setzungen und Problemen an den Häusern und Boden führen.
Außerdem: Die Zufahrt erfolgt über eine kleine, verkehrsberuhigte Straße. „Hier leben etwa 25 Kinder, die durch den Baustellen- und Lieferverkehr gefährdet wären“, sagt eine Anwohnerin. Auch die einspurige Straße sei ein echtes Problem für Rettungsfahrzeuge. Mittlerweile haben sich Bürgerinitiativen gegründet, die dem Bürgermeister bereits gesammelte Unterschriften überreicht haben.
Auch im Ortsteil Unterhausen regt sich Protest. Auf einem rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstück, das die Stadt 2011 von der Kirche erwarb, sollen 33 Wohneinheiten entstehen – obwohl ursprünglich eine Friedhofserweiterung geplant war. Anwohner fühlen sich getäuscht.
„Das war nicht der Deal“, beschwert sich ein Bürger. Zwar sei der Trend zu Urnengräbern nachvollziehbar, „aber von uns fährt niemand nach Weilheim, um dort beerdigt zu werden.“
Inzwischen hat man auch Kontakt mit dem Bischöflichen Ordinariat in Augsburg aufgenommen. Dieses bestätigte dem Kreisboten, den kircheninternen Überlassungsvertrag ab Sommer zu prüfen. „Wir wünschen uns, dass gemeinsam mit der Stadt Weilheim und dem katholischen Pfründestiftungsverbund St. Ulrich eine einvernehmliche Lösung gefunden wird“, so ein Kirchensprecher.
Laut Stadtverwaltung handelt es sich in allen Fällen um laufende Verfahren. Der Bauausschuss muss über das weitere Vorgehen entscheiden – frühestens Mitte Oktober oder Mitte November wird wieder öffentlich darüber beraten.
Barbara Koch jedenfalls ist froh, dass sich immer mehr Nachbarschaften gegen die Pläne wehren. „Früher haben viele einfach stillgehalten“, sagt sie. „Aber wir haben uns alle zu viel gefallen lassen – bis es irgendwann einfach zu viel wurde.“
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.