Ausgaben für Sozialhilfe in Deutschland deutlich angestiegen – was die Pflegereform damit zu tun hat
2023 wurden in Deutschland deutlich mehr Sozialhilfen gezahlt als zuvor. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr hängt auch mit der Pflegereform zusammen.
Wiesbaden – In Deutschland haben die Ausgaben für die Sozialhilfe im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr zuvor fast um ein Fünftel zugelegt. Das geht aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Dieses weist für die zwölf Monate 17,6 Milliarden Euro an Sozialhilfeleistungen nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch aus. Im Vergleich zu den 14,9 Milliarden Euro im Jahr 2022 bedeutet dies ein Plus von 18 Prozent.
In allen genannten Teilbereichen ist ein Anstieg festzustellen. Für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung wurden demnach knapp 10,1 Milliarden Euro ausgegeben – damit wurde hier erstmals ein elfstelliger Betrag erreicht. Hinzu kommen knapp 1,5 Milliarden Euro für Hilfe zum Lebensunterhalt, 924,7 Millionen Euro für Hilfen zur Gesundheit, knapp 4,5 Milliarden Euro für Hilfe zur Pflege und 650,5 Millionen für Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten und Hilfe in anderen Lebenslagen. Auch beim letztgenannten Posten handelt es sich um den höchsten Wert, den das Statistische Bundesamt seit 2005 ausgewiesen hat.
Sozialhilfe in Deutschland: Deutlicher Anstieg der Ausgaben im Jahr 2023 auch wegen Pflegereform
Nicht mehr Teil der Zahlen sind seit 2020 die Ausgaben für die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen. Hierfür kamen 2023 insgesamt 25,4 Milliarden Euro zusammen. Dies bedeutet eine Steigerung um 9,4 Prozent zum Jahr zuvor.
Der deutliche Anstieg bei den Leistungen für die Sozialhilfe, der auch im höchsten Wert seit der damaligen Änderung gipfelt, ist laut den Statistikern unter anderem auf die Pflegereform zurückzuführen. In deren Folge waren die Ausgaben für die Hilfe zur Pflege 2022 stark gesunken – um mehr als 1,2 Milliarden Euro auf gut 3,5 Milliarden Euro – und auch die Sozialhilfeausgaben fielen in dieser Folge niedriger aus. Die Ausgaben für die Hilfe zur Pflege nahmen somit 2023 um 27,4 Prozent zu.
Die Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung stiegen um 14,5 Prozent und die für die Hilfe zum Lebensunterhalt um 16,4 Prozent. Für die Hilfen zur Gesundheit, die Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten sowie die Hilfen in anderen Lebenslagen kam ein Plus von 17,9 Prozent zusammen.
Video: Kommentar zum Sozialstaat Deutschland
Deutschland steigert Sozialhilfeausgaben: Mehr als eine Million Menschen profitieren von Leistungen
Aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass für Hilfe zum Lebensunterhalt zuletzt 2019 mit gut 1,5 Milliarden Euro mehr Geld ausgegeben wurde. Bei Hilfen zur Gesundheit war die Zahl zuletzt 2005 mit knapp 1,1 Milliarden Euro höher, bei der Hilfe zur Pflege im Jahr 2021 mit gut 4,7 Milliarden Euro.
Meine news
Im April 2024 wies das Statistische Bundesamt gut 1,2 Millionen Menschen in Deutschland als Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung aus. Ende 2022 – dies sind die aktuellsten Zahlen – bekamen 4955 Menschen Hilfen zur Gesundheit, gut 291.000 Hilfen zur Pflege und mehr als 59.000 Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten und Hilfe in anderen Lebenslagen. Hilfen zum Lebensunterhalt bezogen damals mehr als 226.000 Bürger.
Sozialhilfeleistungen in Deutschland: Bürger können Lebensunterhalt nicht mehr sicherstellen
Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt hat laut dem Arbeits- und Sozialministerium jeder Bürger, der seinen notwendigen Lebensunterhalt weder aus eigenen Mitteln und Kräften noch mit Hilfe anderer wie Eltern oder Kindern bestreiten kann. Zudem darf kein Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung oder auf Grundsicherung für Arbeitsuchende bestehen.
Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung zielt ab auf Personen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, und auf Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und dauerhaft voll erwerbsgemindert sind. Auch hier gilt, dass sie ihren notwendigen Lebensunterhalt nicht ausreichend oder überhaupt nicht aus eigenen Kräften und Mitteln sicherstellen können.

Deutschland und die Sozialhilfe: Bürger ohne Krankenversicherung bekommen Hilfe zur Gesundheit
Die Hilfen zur Gesundheit sind für Leistungsberechtigte gedacht, die weder gesetzlich noch privat krankenversichert sind. Ihnen soll so die medizinische Versorgung gesichert werden. Geht der Bedarf an Pflege über die festgesetzten Höchstbeträge der Versicherungsleistungen hinaus, besteht bei finanzieller Bedürftigkeit ein Anspruch auf Hilfe zur Pflege.
Bei der Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten erwähnt das Haus von Minister Hubertus Heil (SPD) Obdachlosigkeit und Personen, die in Verbindung damit von weiteren existenziellen Problemlagen betroffen sind. Zur Hilfe in anderen Lebenslagen zählt Unterstützung in weiteren belastenden Lebenslagen, die die Person nicht allein bewältigen kann. (mg)