Rebellen starten überraschende Offensive in Syrien – Konflikt zwischen Iran und Türkei befürchtet
Im Nordwesten Syriens eskaliert die Gewalt zwischen Aufständischen und der Armee. Es droht ein Konflikt zwischen dem Iran und der Türkei.
Aleppo - In Syrien flammt der Bürgerkrieg erneut auf. Die Zahl der Todesopfer nach Gefechten zwischen militanten Kämpfern und der syrischen Armee ist Aktivisten zufolge auf 57 angestiegen. Unter den Opfern seien 31 Soldaten der syrischen Streitkräfte. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechten. Die Kämpfe brachen im Nordwesten des Landes im Gouvernement Aleppo aus, wie die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien meldete. Demnach griff ein islamistisches Bündnis Stellungen der syrischen Streitkräfte an, auch mit Artilleriefeuer.
Die Armee reagierte mit Luftangriffen auf militärische Ziele der extremistischen Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die als eine der stärksten bewaffneten Gruppen in der Region gilt, aber auch auf Wohngebiete. Wie die Aktivisten der Beobachtungsstelle weiter berichteten, war unter den Todesopfern auch mindestens eine minderjährige Person.
Gefechte in Syrien: Auch russische und pro-iranische Milizen Ziel der Angriffe
Pro-iranische schiitische Milizen sowie russische Militärs, die eng mit den Regierungstruppen zusammenarbeiten, wurden von dem Bündnis ebenfalls angegriffen. Zwischen der Türkei und dem Iran droht deswegen ein Konflikt, da die HTS offenbar von Ankara unterstützt wird. „Die Angriffe von Hayat Tahrir al-Scham und dschihadistischen Gruppen auf Stellungen der syrischen Armee in Aleppo verschärfen die Krise zwischen dem Iran und der Türkei in dieser Region. Die iranischen Staatsmedien veröffentlichen sehr scharfe Berichte gegen die Türkei“, schreibt der Nahostexperte Dr. Savash Porgham auf X.
Hinter den jüngsten Angriffen auf Regierungstruppen und schiitischen Milizen durch die Islamisten gebe es zwei Hauptargumente. Die Türkei wolle zum einen die Situation im Libanon, in Palästina und zwischen Iran und Israel ausnutzen, um damit die Situation in Syrien zu ihren Gunsten drehen. Zudem versuche Ankara, mit diesen Operationen Assad zu Verhandlungen zwingen.
Ähnlich sieht es auch die türkisch-amerikanische Journalistin Asli Aydintasbas. Der Zeitpunkt dürfte nicht zufällig ausgewählt sein. „Warum jetzt? Die USA sind abgelenkt, Russland ist schwach, die Hisbollah ist geschlagen“, schreibt die Türkei-Expertin ebenfalls auf X.
Iran spricht von „vom Ausland unterstützten Terrorgruppen“
Hinter den Angriffen stecke das Ausland, so das staatlich-iranische Press TV auf ihrer Internetseite. „Eine Koalition aus vom Ausland unterstützten Terrorgruppen und Anti-Damaskus-Kämpfern hat einen Großangriff auf syrische Militärstellungen in der nordwestlichen Provinz Aleppo gestartet. Die Streitkräfte des arabischen Landes lieferten sich eine tödliche Konfrontation, um den Großangriff abzuwehren“.
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Aus den Reihen der HTS kommen dagegen Erfolgsmeldungen. Die vom Iran und Russland unterstützten Assad-Kämpfer seien den Angriffen schutzlos ausgeliefert gewesen und mussten sich von ihren Positionen zurückziehen. In einem Video der HTS sieht man, dass auch die Taktik der Islamisten sich geändert hat und diesmal auch Kamikaze-Drohnen zum Einsatz kommen. Der Titel des Videos hat auch eine klare Botschaft an den syrischen Machthaber Bashar al Assad: „Egal wo ihr seid, wir erreichen euch“. K
Erneute Gefechte in Aleppo: Syrien bleibt weiterhin ein gespaltenes Land
Im Jahr 2011 war in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen. Heute ist das Land gespalten. Machthaber Baschar al-Assad kontrolliert mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist unter Kontrolle von Oppositionskräften. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht. In dem Land sind zudem Truppen mehrerer Länder anwesend. Neben russischen und iranischen Truppen sind auch amerikanische und auch türkische Soldaten in dem Land stationiert. Die Türkei hält zudem Gebiete im Norden des Landes besetzt. (erpe/dpa)