Verluste für Putin: Wagner-Söldner dienten in Bachmut als Kanonenfutter
Tausende Wagner-Söldner verloren in der Schlacht um Bachmut ihr Leben. Interne Dokumente zeigen, dass die meisten der Gefallenen rekrutierte Gefangene waren.
Bachmut – Die Wagner-Söldnertruppe ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nachdem Wladimir Putins Verbündeter und Anführer der Truppe, Jewgeni Prigoschin, bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, enthüllen interne Dokumente nun das Ausmaß der Verluste beim Kampf um die Stadt Bachmut.
Die Schlacht um die Stadt hält einen traurigen Rekord. Sie geht als blutigste Schlacht Russlands seit dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein. Tausende Soldaten der Wagner-Truppe hatten mit ihrem Leben bezahlt, um die strategisch wichtige Stadt im Ukraine-Krieg einzunehmen und zu verteidigen, wie eine Analyse der BBC und Mediazona nun ergab. Im „Bachmut Fleischwolf“ – wie die Kämpfe auch genannt wurden – sollen so zwischen Januar 2022 und August 2023 um die 20.000 Söldner gefallen sein.

Gefangenenrekruten als Kanonenfutter an der Ukraine-Front: Bachmut wird für Putins Soldaten zum Grab
Das geben interne Dokumente der Wagner-Söldner preis, die den Verlauf und die Verluste des Kriegs dokumentieren und von Mediazona ausgewertet wurden. Woher kamen die Scharen an Söldnern? Über das „Projekt 42174“ rekrutierte Prigoschin russische Häftlinge in den Gefangenlagern Russlands, um diese an der Front regelrecht zu verheizen. Für sechs Monate Kampfzeit in der Ukraine erhielten die Häftlinge eine finanzielle Entschädigung sowie eine Begnadigung, jegliche Straftat wurde aus den Akten gelöscht. Im Falle des Todes erhielt die Familie des Söldners eine Einmalzahlung in Höhe von 50.000 Dollar.
Nachdem die Armee Kiews die russischen Truppen in Bachmut zurückgedrängt hatte, offenbarte sich das Ausmaß der russischen Verluste in und um die Stadt Bachmut. „Die Gräben waren voll mit Leichen. Der Boden war übersät mit Leichen“, erinnert sich ein ukrainischer Soldat gegenüber dem Wall Street Journal. Die schlecht ausgebildeten Rekruten wurden der Reihe nach an die Front geschickt, um Schwachstellen in der ukrainischen Verteidigung festzustellen und die ukrainischen Stellungen durch ihre Masse zu überwältigen – die wenigsten kamen zurück.
Prigoschins Aufstand gegen Putin und den Kreml – Wagner-Söldner nicht mehr an Ukraine-Front
Zwischen Ende Mai und Anfang Juni 2023 erlangten die Wagner-Truppen und das Militär Putins letztlich die Kontrolle über Bachmut – und bezahlten einen hohen Preis für die Eroberung. In den 327 Tagen, die Russland brauchte, um die Stadt vollends einzunehmen, starben 17.175 Wagner-Gefängnisrekruten und 2372 Söldner. Neben den Wagner-Truppen war allerdings auch das russische Militär an dem Angriff auf die Stadt beteiligt, wie viele russische Soldaten starben, ist jedoch nicht bekannt.
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Nachdem Prigoschin einen Aufstand gegen die russische Militärführung angezettelt und wiederholt die prekären Bedingungen an der Front kritisiert hatte, marschierten die Söldner gen Moskau. Nach wenigen Tagen allerdings schien Prigoschin mit Putin eine Übereinkunft getroffen zu haben – kurz darauf jedoch verstarb Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz. Und die Wagner-Söldnertruppe verschwand von der Ukraine-Front.
Wo sind die Wagner-Söldner im Ukraine-Krieg? Putins Armee übernimmt Wagner Taktiken
Mittlerweile sollen die Söldner wieder an der Front gesichtet worden sein, wie Politico berichtet. Doch die Gruppierung hat an ihrer Schlagkraft verloren. Oberst Serhiy Cherevatyi der ukrainischen Armee kommentierte gegenüber Politico die Rückkehr der einst berüchtigten Wagner-Söldner: „Ich sehe in ihrer Rückkehr nichts Besonderes. Wagner ist keine starke Kraft mehr. Diejenigen, die zurückgekehrt sind, sind weit davon entfernt, in einer guten Kampfstimmung zu sein, da sie wissen, was sie hier erwartet.“
Die Gefangenenrekrutierung Russlands geht ebenso weiter. Einziger Unterschied: Die Rekruten sind nun Teil des russischen Militärs und nicht der Wagner-Söldner – Putin behält die Kontrolle. Und auch die „Fleischwolf-Angriffe“ sind weiterhin eine beliebte Taktik Putins. „Früher nannten sie sich Soldaten des Glücks, heute sind sie eher Soldaten des Unglücks“, fügte Cherevatyi hinzu. (sischr)