Kleinunternehmer verklagen Trump: „Liberation Day“ wird für viele zum „Doomsday“

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Die Zölle auf Waren aus aller Welt sind für Unternehmer in den USA eine Katastrophe. Viele Kleinstunternehmer werden in die Insolvenz gedrängt werden – weshalb sie nun klagen.

Washington – „Oh mein Gott, das ist viel schlimmer als erwartet“. Das war die Reaktion von Matt Rollens, CEO eines kleinen Unternehmens in den USA, das spezialisierte Trinkgefäße produziert, auf die Zölle von US-Präsident Donald Trump am sogenannten „Liberation Day“. Rollens beschäftigt vier Menschen in seinem Unternehmen, ihre Gläser und Tassen verkaufen sie über Amazon und Walmart, sie werden aber in China hergestellt, wie er gegenüber dem US-Sender CNBC erklärt. Jetzt entfallen Zölle in Höhe von 145 Prozent auf die importierte Ware. „Das ist ein Doomsday-Szenario für Kleinstunternehmer.....und wird die meisten von uns in wenigen Monaten in die Insolvenz treiben“.

Kleinunternehmer stehen durch Trumps Zölle vor dem Ruin: „Ich könnte mein Haus verlieren“

So wie Matt Rollens geht es gerade tausenden kleinen und mittelständischen Unternehmen in den USA. Sie können ihre Produktion nicht einfach umstellen – und die Kosten können sie selbst schon gar nicht schlucken. Beth Benike, Geschäftsführerin von Busy Baby, einem weiteren kleinen Unternehmen aus den USA, erklärt gegenüber dem britischen Guardian, dass sie deshalb ihre Ware in China „aufgeben“ werde. Sie könne es sich nicht mehr leisten, die Güter nach Amerika zu transportieren – die Produktionskosten in Höhe von 160.000 US-Dollar seien dann erstmal verloren. Sie prüfe gerade, ob sie die Produkte auch in andere Länder verkaufen könnte.

„Ich habe panische Angst um mein Unternehmen, um alle Kleinstunternehmen in den USA. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, wir sind investiert in unsere Firmen. Ich könnte mein Haus verlieren, ich verstehe das alles nicht“, so die verzweifelte Unternehmerin.

Widerstand gegen Trump und sein Zoll-Chaos: Unternehmer reichen Klage ein

Nun regt sich aber auch Widerstand gegen die beispiellosen Zölle von Trump. Eine Gruppe von Kleinunternehmern hat sich zusammengefunden und will die Trump-Regierung vor Gericht ziehen. Die fünf betroffenen Firmen haben am Montag (14. April) Klage gegen Trump eingereicht, mit der Begründung, dass es keine nationale Notlage gebe, die diese Zölle rechtfertigten. Trump begründet die Zölle damit, dass sich die USA in einer wirtschaftlichen Notsituation befinde.

Der US-Präsident Donald Trump stellte sein Zollpaket am 3. April 2025 auf einer Tafel vor, die Rechenfehler“ enthält.
Am von ihm als „Liberation Day“ bezeichneten 2. April 2025 stellte US-Präsident Donald Trump sein Zollpaket auf einer Tafel vor – die aber einen absurden Rechenfehler enthält. © IMAGO / NurPhoto, Collage Canva

Auch wenn die Unternehmer Aussicht auf Erfolg haben, könnte es lange dauern, bis sie sich durch die Gerichte gekämpft haben. Und Trump zeigt sich wenig kompromissbereit, besonders was China angeht. Für die meisten Länder hat er zwar eine 90-tägige Zollpause gewährt. Die Zölle von 145 Prozent auf Waren aus China bleiben aber bestehen.

„Viele Unternehmer sind auf chinesische Lieferketten angewiesen. Sei es, um ihr Geschäft am Laufen zu halten oder um ihre Lager zu füllen“, erklärt Alexis D‘Amato vom Verband Small Business Majority, der landesweit nach eigenen Angaben rund 85.000 Kleinunternehmer verschiedenster Branchen vertritt. Was im Einzelhandel als „klein“ gilt, ist dabei Auslegungssache: Die US-Behörde SBA zählt Betriebe mit bis zu 500 Beschäftigten dazu. Small Business Majority zieht die Grenze bei etwa dreißig Mitarbeitenden.

CEOs in den USA müssen über Preiserhöhungen entscheiden – Umstellung der Produktion oft schwierig

Für die CEOs kleiner Firmen stellt sich nun die Frage, wie sie reagieren sollen. Beth Pratt, eine Bäckerin und Konditorin aus Denver, hat gegenüber dem Business Insider erklärt, dass sie eigentlich ungern die Preise für ihre Backwaren anheben will. Sie kämpft gerade an zwei Fronten: Zum einen ist sie durch hohe Lebensmittel- und insbesondere Eierpreise hart getroffen, sie kauft aber auch Teile wie Tüten und Boxen für den Versand aus dem Ausland.

„Die Tüten für meine Cookies beziehe ich von einer Firma aus Shanghai, die ich liebe, weil sie eine gute Qualität haben“, schreibt sie in ihrem Bericht. Sie seien auch sehr viel günstiger: Während sie in China die Tüten für 38 Cent pro Stück bei einer Bestellung von 6000 Tüten auf einmal kosten, müsste sie in den USA mindestens 1,02 US-Dollar für dieselbe Bestellung bezahlen. „Das ist so weit außerhalb meines Budgets“, so Pratt.

Diese Beispiele zeigen: China ist für die USA ein Hauptlieferant günstiger Konsumgüter. Das gilt für Handelsriesen wie Walmart und Amazon ebenso wie für kleine Läden, die Spielzeug, Kleidung, Elektronik oder Haushaltsartikel verkaufen. Bleibt der Handelskrieg, wie er ist, dann werden Insolvenzen in den USA nicht ausbleiben.

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