Keine Granaten für Russland? Satellitenbilder deuten Lieferstopp aus Nordkorea an
Satellitenbilder zeigen: Nordkorea hat möglicherweise die Waffenlieferungen an Russland gestoppt – oder setzen auf andere Lieferwege.
Moskau – Im Ukraine-Krieg werden Waffen und Munition knapp – auf beiden Seiten. Wegen des hohen Verbrauchs an Artilleriegranaten hilft Nordkorea dem Kreml bei der Produktion aus. Doch nun könnten Lieferungen eingestellt worden sein, wie Satellitenfotos vermuten lassen.
Satellitenbilder zeigen: Lieferstopp von Artilleriegranaten per Schiff aus Nordkorea nach Russland
Vier russische Schiffe sollen hauptsächlich für den Transport der Granaten zuständig gewesen sein, heißt es laut dem auf Nordkorea-Berichterstattung spezialisierten US-Portal NK Pro. Anhand von Satellitenbildern konnten südkoreanische Analysten die Routen ermitteln. Mindestens 32 Fahrten zwischen dem Hafen Rajin in Nordkorea und den russischen Häfen Dunai und Wostotschny sollen demnach erfolgt sein. Doch seit dem 12. Februar haben die Schiffe nicht mehr in Kim Jong-uns Land angelegt. Die Lieferungen scheinen vorerst eingestellt worden zu sein, wie es in einem Bericht hieß.

„Keine Container“ via Schiff mehr: Unklar, ob Nordkorea weiter per Eisenbahn liefert
Es sei unklar, ob der Grund Produktionsprobleme in den Waffenfabriken Nordkoreas oder andere Schwierigkeiten seien. Allerdings scheine „Nordkorea in diesem Zeitraum keine Container an den Exportpier geliefert zu haben“, schrieb NK Pro.
Das heiße aber nicht, dass Nordkorea Waffenlieferungen komplett eingestellt habe. Schließlich können Waffencontainer auch per Luftweg oder Eisenbahn nach Russland gelangen. Zuvor seien die Baikal-Amur-Eisenbahn und die Ostsibirische Eisenbahn für solche Zwecke genutzt worden, schrieb die US-Denkfabrik Institute for the Study of War.
Fabriken laufen „auf Hochtouren“: Russland erhielt bis zu drei Millionen Granaten
Die nordkoreanischen Waffenfabriken würden „auf Hochtouren laufen“ und Waffen und Munition für den Krieg von Russland herstellen, sagte der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Won-sik laut Business Insider im Februar.
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„Bestimmte Fabriken, die hauptsächlich Waffen und Granaten für Russland produzieren“, seien „voll ausgelastet“, hieß es in einer Pressekonferenz. Demnach habe Nordkorea seit August 6700 Container an den Kreml geliefert. Das entspräche drei Millionen 152-mm-Artilleriegeschossen.
Russland verzeichnet hohe Verlustzahlen im Ukraine-Krieg
Der Kreml und sein Militär sind auf die Hilfe ihres Verbündeten angewiesen. Denn in den zwei Jahren seit Beginn des Angriffskrieges verzeichnet Russland immer höhere Verlustzahlen. Nach Angaben der ukrainischen Behörden beläuft sich die Zahl der Opfer seit Beginn der Invasion auf 417.950.
Gleichzeitig steigen auch die Verlustzahlen von Artillerie, Flugzeugen und Panzern. Russischen Streitkräften ist es zwar gelungen, die ostukrainische Stadt Awdijiwka zu erobern, doch zu einem hohen Preis. Gleichzeitig bleibt der Bedarf an Munition für die Waffen hoch. Ein Stopp in der Lieferkette aus Nordkorea könnte sich auch auf den Ukraine-Krieg auswirken.
Munitionsmangel? Lieferstopp aus Nordkorea kann Kriegsgeschehen beeinflussen
Besonders die Ukraine leidet derzeit an Munitionsmangel. Das liegt vor allem an der eingefrorenen Hilfe der USA, so soll es den ukrainischen Streitkräften an der Front an Mitteln fehlen. Ein Lieferstopp von Artilleriegranaten an Russland könnte sich also auf das Frontgeschehen zugunsten der Ukraine auswirken.
Trevor Taylor, Verteidigungsexperte des Royal United Services Institute for Defence and Security Studies in London, äußerte Bedenken über die Qualität der nordkoreanischen Munition. „Nordkorea betreibt eine Kriegswirtschaft, die wir nicht haben“, sagte Taylor Politico. „Aber ob die von ihnen gelieferte Munition den Zuverlässigkeits- und Sicherheitsstandards entspricht, an die sich die Europäer halten würden, ist eine andere Frage.“ Künftige Satellitenbilder können darauf schließen lassen, ob der Lieferweg per Schiff wieder aufgenommen wird. Gleichzeitig wird sich im Kriegsgeschehen zeigen, ob Russland auf anderen Lieferwegen weiterhin nordkoreanische Hilfe erhält. (hk)