Italien ächzt unter Massentourismus: Neuerung bringt verborgene Urlauber-Perlen ans Licht

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Immer mehr Touristen strömen nach Italien. Eine neue App soll nun dabei helfen, unbekannte Schätze abseits der überfüllten Hotspots zu entdecken.

Bari – Der Massentourismus hat Italien fest im Griff. Bekannte Städte wie Rom, Venedig und Florenz sind zunehmend von Touristen überlaufen, was zu überfüllten Straßen, langen Warteschlangen, steigenden Lebenshaltungskosten und zu Wohnungsmangel für die Einheimischen führt.

Diese Entwicklung beeinträchtigt aber nicht nur die Lebensqualität der Anwohner, sondern auch die Reiseerfahrung der Touristen, wie The Guardian berichtet. Nun gibt es jedoch eine Erfindung, die Abhilfe schaffen könnte: Eine App, die Reisende zu weniger bekannten, aber ebenso interessanten Orten leiten soll.

Das Problem: Overtourismus in Italien

Italien gehört zu den beliebtesten Reisezielen weltweit und zieht jedes Jahr Millionen von Touristen an. Doch genau diese Beliebtheit hat ihren Preis: Der sogenannte Overtourismus belastet viele der ikonischen Städte und Sehenswürdigkeiten. In Rom, Venedig und Florenz – den Hauptzielen des internationalen Tourismus – ballt sich die überwältigende Mehrheit der Besucher, was nicht nur die Infrastruktur der Städte strapaziert, sondern auch die lokale Bevölkerung zunehmend frustriert.

Laut aktuellen Studien konzentrieren sich rund 70 Prozent der Touristen auf nur ein einziges Prozent der italienischen Sehenswürdigkeiten, wie vipiu.it berichtet. Dieser extreme Besucherandrang führt zu überfüllten Plätzen, steigenden Preisen und einer Verdrängung der Einheimischen aus ihren eigenen Stadtvierteln. Zudem verschlechtert sich die Qualität der touristischen Erfahrung, wenn Besucher mit überfüllten Straßen und immer längeren Wartezeiten konfrontiert sind.

Die Innenstadt von Venedig überlaufen von Touristen
Massen an Touristen: Besonders Venedig leidet unter den immer steigenden Besucherzahlen. Als erste Gegenmaßnahme wurde 2024 eine Eintrittspauschale für Tagesbesucher eingeführt. © Imago Images / Arnulf Hettrich

Unexpected Italy: Eine App als Lösung für Massentourismus

Angesichts dieser problematischen Entwicklung haben Elisabetta Faggiana und Savio Losito eine neue App namens „Unexpected Italy“ entwickelt, die eine mögliche Lösung für das Problem des Overtourismus darstellen könnte. Die App zielt darauf ab, Touristen von den überlaufenen Hotspots wegzulocken und ihnen stattdessen weniger bekannte, aber ebenso interessante Orte zu zeigen.

Die App funktioniert als digitaler Reiseführer, der Reisenden dabei hilft, alternative Routen und Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Die Nutzer können ihre Reise individuell planen, indem sie auf lokale Expertenmeinungen und GPS-basierte Touren zugreifen. Das Besondere dabei: Die App berücksichtigt sogar das Wetter und persönliche Interessen, um individuell angepasste Erlebnisse zu bieten.

Eine Hand hält ein Smartphone mit Unexpected Italy auf dem Bildschirm
Eine App soll Abhilfe verschaffen: „Unexpected Italy“ als digitaler Reiseführer © Unexpected Italy

Vicenza: Ein Beispiel für alternativen Italien-Urlaub und den neuen Tourismus

Ein Beispiel wäre die Stadt Vicenza – eine weniger bekannte Stadt im Norden Italiens. Vicenza ist die Heimat des berühmten Architekten Andrea Palladio, dessen Werke die Stadtlandschaft prägen. Trotz ihrer kulturellen und historischen Bedeutung ist Vicenza weit weniger von Touristen überlaufen als die benachbarten Städte Verona und Venedig. Durch die App können Reisende nun gezielt solche alternativen Juwelen entdecken und den Massen entgehen.

In Vicenza können Besucher unter anderem das Teatro Olimpico, das älteste überdachte Theater der Welt, besichtigen oder in kleinen Restaurants regionale Spezialitäten genießen. Auch abseits der Stadt gibt es viel zu entdecken, wie beispielsweise die Stadt Bassano del Grappa, die für ihre Brücke und die traditionelle Grappa-Herstellung bekannt ist.

Reisen nach Italien: Nachhaltiger Tourismus als Ziel

Die Gründer der App betonen, dass es ihnen nicht nur darum geht, den Tourismus umzulenken, sondern auch darum, das Bewusstsein für lokale Kulturen und Traditionen zu schärfen. Indem Reisende in weniger bekannte Regionen geleitet werden, können sie zur Unterstützung kleinerer, oft familiengeführter Unternehmen beitragen oder die lokale Wirtschaft fördern.

Ob das Konzept am Ende aufgeht, bleibt fraglich. Zwar hat Italien sicherlich zahlreiche Alternativen zu bieten, doch viele Touristen zieht es nicht ohne Grund in das sagenumwobene Rom, die UNESCO-Stadt Florenz oder eben das überromantisierte Venedig. Ob „Unexpected Italy“ dabei helfen kann, die Touristenströme ein wenig zu verteilen, wird sich wohl erst 2025 zeigen, da die Hauptsaison der Sommerurlaube 2024 kurz vor ihrem Ende steht. (ls)

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