„Nuklear-Doktrin überdenken“ – Iran liebäugelt nach Israel-Angriff wohl mit Atomwaffen
Die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und Iran wächst weiter. Nun bringt die Revolutionsgarde Atomwaffen ins Gespräch.
Teheran – Keine Woche nach dem Angriff Irans auf Israel hat ein Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde damit gedroht, einen neuen Kurs beim Atomprogramm des Landes einzuschlagen. Eine „Überprüfung der nuklearen Doktrin und Politik der Islamischen Republik“, sei denkbar, sollte Israel mit Angriffen auf iranische Atomanlagen drohen. Das sagte der Kommandeur für nukleare Sicherheit, Ahmad Hagh-Taleb, laut der Nachrichtenagentur Tasnim.
Sollte Israel iranische Atomanlagen angreifen, könne das Land zudem auf ähnliche Weise antworten, so Hagh-Taleb. „Wir wissen genau, wo sich die wichtigsten Atomanlagen des Feindes befinden“, sagte er. „Wenn das zionistische Regime gegen unsere Nuklearzentren und -anlagen vorgehen will, wird es auf jeden Fall mit unserer Reaktion rechnen müssen“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur IRNA den Kommandeur.
Atombomben sind „haram“ – Ayatollah gegen Einsatz von Nuklearwaffen
Hagh-Talebs Atompläne könnten aber durch Irans obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei durchkreuzt werden. Das geistliche Oberhaupt habe gesagt, dass „der Bau und die Lagerung von Atombomben falsch und deren Einsatz haram“ sei, teilte Newsweek mit. Haram bedeutet im Islam so viel wie „verboten“. Im Juli 2022 sagte er aber auch, dass Iran technisch in der Lage sei, eine Atombombe zu bauen.

Was den Aussagen Khameneis ebenfalls widerspreche, seien Berichte der Internationalen Atombehörde, die die Atomanlagen des Landes regelmäßig kontrollieren. Wie ZDFheute berichtete, hätten Inspekteure besorgniserregende Veränderungen in der Atomanlage „Fordo“ festgestellt. Das Land habe seit Oktober 2023 24,5 Kilogramm von bis zu 60 Prozent angereichertem Uran hergestellt, teilte die Atombehörde in einem Bericht mit.
Diese Menge an angereichertem Uran gehe weit über die benötigte Menge für eine kommerzielle Nutzung hinaus. Das Land sei damit nur einen kleinen Schritt von der Entwicklung einer Atomwaffe entfernt. Das für eine nukleare Waffe benötigte, auf 90 Prozent angereicherte Uran könne binnen einer Woche hergestellt werden.
Israel greift Iran an – Nuklearanlagen wohl nicht getroffen
Israel hat derweil wohl schon auf den iranischen Großangriff reagiert. Medien aus Iran meldeten am Morgen (19. April) mehrere Explosionen, bei denen es sich um abgeschossene Drohnen gehandelt haben soll. Zwei Beamte der israelischen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sollen gegenüber der Jerusalem Post den Angriff bestätigt haben. Ziel der Attacke sei der iranische Luftwaffenstützpunkt in Isfahan gewesen. Bei dem Luftangriff sollen die nahe gelegenen Atomanlagen aber kein Ziel gewesen sein.
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International hat der israelische Angriff die Angst vor einer möglichen Eskalation des Konfliktes geschürt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mahnte in diesem Zusammenhang zur Deeskalation. „Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte er auf einer SPD-Konferenz.
Auch US-Außenminister Antony Blinken erklärte, dass die Vermeidung eines weitreichenden Konflikts zwischen den beiden Ländern im Sinne der USA sei, berichtete die dpa. Trotzdem soll das Land dem Angriff auf Iran zugestimmt haben, wie zwei anonyme Quellen dem US-Sender CNN mitteilten. Eine direkte Beteiligung durch die Vereinigten Staaten habe es aber nicht gegeben. (nhi)