Merz-Minister Wadephul beim „Premiumpartner“ Japan: China fühlt sich provoziert

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Auf seiner Asienreise prangert Außenminister Wadephul Chinas Kurs an. Peking weist Vorwürfe zurück und kontert mit Vorwürfen gegen die Merz-Regierung.

Tokio/Peking – Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) ist am Montag (18. August) zu einem offiziellen Besuch in Japan eingetroffen – und hat dort klare Worte an die Adresse Chinas gerichtet. Nachdem er Tokio als „Premiumpartner“ Deutschlands in Asien bezeichnete, folgte scharfe Kritik aus Peking: Die Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz warf Wadephul vor, Spannungen in der Region bewusst anzuheizen.

Wadephul hatte bereits vor seiner Abreise erklärt, die Regierung der Volksrepublik China verhalte sich in der Straße von Taiwan sowie im Ost- und Südchinesischen Meer „zunehmend aggressiv“. In Tokio bekräftigte er diese Haltung und warnte vor den „schwerwiegenden Folgen“ einer weiteren Eskalation für „globale Sicherheit und Weltwirtschaft“, berichtet tagesschau.de.

Merz-Minister Wadephul beim „Premiumpartner“ Japan in Asien, China fühlt sich provoziert

Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, reagierte mit ungewöhnlich deutlichen Worten. Sie warnte gemäß der AFP die Merz-Regierung davor, „zur Konfrontation anzustacheln und Spannungen anzuheizen“. Damit wies Peking vor allem die Kritik zurück, die Wadephul während seiner Reise nach Japan mehrfach wiederholt hatte. Der CDU-Politiker hatte betont, China drohe „immer wieder unverhohlen damit, den Status quo im Süd- und Ostchinesischen Meer und in der Straße von Taiwan einseitig zu verändern“.

Chinas Regierung sieht in diesen Vorwürfen eine gezielte Provokation. Hintergrund ist auch die wachsende militärische Präsenz Deutschlands in der Region: So durchquerte im Herbst vergangenen Jahres die Fregatte „Baden-Württemberg“ die Straße von Taiwan, wie dw.com festhält. In Peking deutet man solche Manöver als Einmischung in innere Angelegenheiten und als Versuch, den Druck auf China zu erhöhen.

Wadephul schießt gegen China: Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg im Fokus

Neben territorialen Fragen richtete Johann Wadephul seine Vorwürfe auch auf Chinas Haltung zum Ukraine-Krieg. „Ohne sie wäre der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht möglich“, sagte er nun gemäß tagesschau.de mit Blick auf Pekings Unterstützung Moskaus. Peking sei Russlands wichtigster Lieferant von Dual-Use-Gütern, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden könnten, sowie ein entscheidender Abnehmer für russisches Öl und Gas.

Diese Aussagen des Vertreters der Merz-Regierung stießen in China auf besondere Empfindlichkeit, da sie direkt die geopolitische Allianz mit Moskau betreffen. Wadephul verband seine Kritik zugleich mit einem Appell: Die internationale Ordnung müsse auf „der Stärke des Rechts“ beruhen und dürfe nicht durch Machtpolitik ausgehöhlt werden.

Johann Wadephul und sein japanischer Amtskollege Takeshi Iwaya
Außenminister Johann Wadephul (CDU) und sein japanischer Amtskollege Takeshi Iwaya bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Tokio. Wadephul bezeichnete Japan als „Premiumpartner“ Deutschlands – und übte deutliche Kritik an China. © IMAGO/Rodrigo Reyes Marin

Wadephul zu Gast bei Iwaya: Deutschland und Japan demonstrieren Einigkeit

Bei Gesprächen mit Japans Außenminister Takeshi Iwaya betonte Wadephul ferner, dass „Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Europa und im Indopazifik eng miteinander verwoben“ seien. Beide Länder, so Wadephul, stünden als dritt- und viertgrößte Volkswirtschaften der Welt vor denselben Herausforderungen – insbesondere angesichts chinesischer Exportkontrollen für seltene Erden, die sowohl deutsche als auch japanische Firmen hart treffen.

Iwaya unterstrich die wachsende Bedeutung der deutsch-japanischen Zusammenarbeit. Die internationale Ordnung sei „weiterhin schwierigen Herausforderungen ausgesetzt“, und die Kooperation zwischen Tokio und Berlin als G7-Mitglieder sei wichtiger denn je, zitiert ihn zdfheute.de. Wadephul nannte Japan ausdrücklich den „Premiumpartner“ Deutschlands in Asien und hob hervor, dass Tokio bei der Wirtschaftssicherheit eine globale Vorreiterrolle übernommen habe.

Aktuelle geopolitische Lage und Herausforderungen im Indopazifik 2025

Aspekt Beschreibung
Strategische Bedeutung Der Indopazifik ist eine geopolitisch zentrale Region mit wichtigen Seewegen (z.B. Straße von Malakka), Handelsrouten und über 60% der Weltbevölkerung. Die wirtschaftliche Dynamik ist enorm, etwa 60% des globalen BIP werden hier erwirtschaftet.
Sicherheitslage Die Region ist geprägt von Machtkonkurrenz, vor allem zwischen China, den USA und ihren Partnern (Japan, Australien, Indien). Militärische Aufrüstung und Konflikte in Seegebieten (Süd- und Ostchinesisches Meer) steigen. Atommächte und regionale Spannungen erhöhen das Risiko.
Militärische Kooperationen Ausbau von Militärabkommen wie zwischen Japan und den Philippinen; stärkere Rolle der USA und ihrer Verbündeten mit neuen Bündnissen wie Quad und AUKUS; gemeinsame Manöver und Koordination werden intensiviert.
Deutsche Rolle Deutschland verfolgt seit 2020 eine Indo-Pazifik-Strategie mit politischem, wirtschaftlichem und militärischem Engagement, setzt auf Multilateralismus und regelbasierte Ordnung, stärkt Partnerschaften und ist an Stabilität und Schutz der Seewege interessiert.
Herausforderungen Hegemonische Ansprüche Chinas, hybride Kriegsführung, wirtschaftliche Spannungen, Klimakrise sowie der Einfluss von China-Nordkorea-Russland-Verbindungen im Sicherheitsbereich.

Quellen: Bundesministerium der Verteidigung, Stiftung Wissenschaft und Politik, Konrad-Adenauer-Stiftung, Auswärtiges Amt, GIGA Hamburg, bundeswehr.de.

China erzürnt wegen deutsch-japanischem Verhältnis: Streitpunkt Indopazifik

Während Tokio die deutsche Annäherung begrüßt, sorgt die Rhetorik Berlins in Peking für zunehmenden Unmut, schreibt dw.com. Chinas Führung wirft dem Westen vor, den Indopazifik zu militarisieren. Deutschland und Japan hingegen wollen ihre Verteidigungszusammenarbeit noch vertiefen – unter anderem bei Cyber-Sicherheit und Rüstungstechnologie.

Wadephul verteidigte seine Position vor Journalisten: „Im Indopazifik entscheidet sich ganz maßgeblich, wie sicher die Freiheit der Seewege, globaler Lieferketten und damit die Wirtschaftsentwicklung der ganzen Welt bleibt.“ Besonders für exportorientierte Nationen wie Deutschland und Japan sei dies von zentraler Bedeutung.

Weitere Stationen der Asienreise von Merz‘ Außenminister Wadephul

Neben Gesprächen mit Premier Shigeru Ishiba und mehreren Wirtschaftsministern will Wadephul in Tokio auch eine Rede bei einer Friedensstiftung halten. Am Dienstag steht ein Besuch der Expo in Osaka auf dem Programm, am Mittwoch reist der CDU-Politiker weiter nach Indonesien. Die Rückkehr nach Deutschland ist für Freitag vorgesehen.

Offen bleibt, ob die scharfe Reaktion Pekings die geplanten deutsch-japanischen Verteidigungsberatungen im Herbst beeinflusst. Klar ist jedoch: Wadephul hat in Tokio nicht nur Freundschaftsbekundungen mit Japans Regierung ausgetauscht, sondern auch die Fronten zu China markant verschärft. Damit verschiebt sich die deutsche Außenpolitik unter Friedrich Merz in Asien sichtbar – hin zu engeren Allianzen mit Partnern wie Japan, aber auch zu offeneren Konflikten mit Peking. (chnnn/dpa)

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