Zahlreiche Urlaubsregionen betroffen: Trinkwasser in Italien häufig mit krebserregenden Stoffen belastet
Italienische Regionen sind belastet mit PFAS – wie viele andere europäische Regionen. Was die Umweltorganisation Greenpeace hier als besonders bedenklich einstuft.
Rom – Die Umweltorganisation Greenpeace hat für Italien die Werte der sogenannten Ewigkeitschemikalie in Trinkwasser ermittelt – und Besorgniserregendes zutage gebracht: Das Trinkwasser ist häufig mit der als krebserregend eingestuften Chemikalie belastet, auch in von Deutschen gerne besuchten Urlaubsregionen.
PFAS steht für per- und polyfluorierte Chemikalien, die 10.000 verschiedene Stoffe umfassen. Alle haben die Eigenschaft, wasserresistent zu sein, sie weisen Schmutz, Fette und Öle ab. Sie werden erst seit den 1940er Jahren vermehrt produziert und sind wichtig für viele Industrien – andererseits lassen sie sich nicht abbauen und gelten als potenziell krebserregend. In den Monaten September und Oktober führte Greenpeace eine unabhängige Untersuchung durch, deren Ergebnisse nun vorliegen.
PFAS: In diesen italienischen Regionen ist das Trinkwasser belastet
Dafür wurden Proben aus dem Wasser entnommen und anschließend in einem unabhängigen Labor untersucht. „Die Ergebnisse zeigen eine weitverbreitete Präsenz dieser Schadstoffe in den Wasserversorgungsnetzen, mit mindestens drei positiven Proben für jede Region“, schreibt Greenpeace. Eine Ausnahme sei lediglich das Aostatal, wo nur zwei Proben entnommen wurden.
In 235 italienischen Kommunen aller Regionen wurden insgesamt 260 Proben entnommen, in knapp 80 Prozent der Proben wurde mindestens eine PFAS-Substanz nachgewiesen. Insgesamt seien 58 verschiedene Stoffe nachgewiesen worden. Die größten Krisenherde seien also in nahezu allen Regionen Mittel- und Norditaliens sowie auf Sardinien zu verzeichnen.
Italien: Diese Urlaubsregionen haben besonders viele stark belastete Proben in der Greenpeace-Untersuchung gezeigt
Wenn man auf regionaler Ebene ins Detail geht, werden hohe Werte in der Lombardei festgestellt, zum Beispiel in vielen der in Mailand entnommenen Proben“, so Greenpeace.
Außerdem betroffen seien:
- Zahlreiche Gemeinden in Piemont (Turin, Novara, einige Gemeinden in der Gegend von Alessandria, aber auch Bussoleno im Susatal)
- Venetien (Gemeinden außerhalb der roten Zone – Zone seit Jahren als die am stärksten verschmutzten Städte Europas bekannt – wie Arzignano, Vicenza, Padua und Rovigo)
- Emilia-Romagna (Ferrara, Comacchio, Reggio Emilia)
- Ligurien (Genua, Rapallo, Imperia)
- Toskana (Arezzo, Lucca, Prato)
- Sardinien (Olbia, Sassari und Cagliari)
- Perugia in Umbrien
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Wenn man die Zahl der entnommen Proben zu den kontaminierten Proben ins Verhältnis setzt, stechen besonders die Regionen Ligurien, Trentino, Südtirol, Aostatal und Venetien heraus.
PFAS: EU-Verbot und weitere Puzzleteile in der Erforschung
Europaweit wurde PFAS im Blut von Jugendlichen in besorgniserregenden Maßen gefunden. Es wird geschätzt, dass sich die gesundheitlichen Folgekosten auf 50 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Deshalb bemüht sich die EU um ein schrittweises Verbot. Dimensionen und Ausmaß sind längst nicht gut bekannt, und immer wieder tauchen neue Puzzleteile auf: Erst im Januar 2025 wurde publik, dass im oberbayerischen Hallbergmoos Fische durch PFAS ungewöhnlich stark belastet sind. Und auch Skifahren ist in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt: Über die Beschichtung der Ski verteilen Sportler und Hobbysportler wohl die giftige Chemikalie in den Bergen.
Als besonders besorgniserregend stuft Greenpeace hierbei ein, dass es in Italien keine öffentlich zugänglichen Daten zu PFAS gibt, dass die Regierung unter Giorgia Meloni nicht auf Anfragen aus den Kommunen reagiere und das Land nicht zu den Unterstützern neuer EU-Richtlinien gehöre.
„Es ist inakzeptabel, dass unsere Regierung trotz überwältigender Beweise für die schwerwiegenden Gesundheitsschäden durch PFAS, von denen einige als krebserregend gelten, und der weit verbreiteten Verunreinigung des italienischen Trinkwassers diesen Notfall weiterhin ignoriert und es versäumt, die öffentliche Gesundheit angemessen zu schützen.“ erklärte Giuseppe Ungherese, Leiter der Kampagne bei Greenpeace Italia. „Die Bevölkerung hat das Recht, sauberes Wasser zu trinken. Greenpeace ist auch mit einem anderen Thema an die Öffentlichkeit gegangen: Die Organisation fordert in Davos eine Besteuerung von Milliardären. (kat)