Trotz Sanktionen: Putins Kriegsökonomie lässt offenbar russische Wirtschaft blühen

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Der russischen Wirtschaft geht es trotz Ukraine-Krieg alles anders als schlecht. Das belegen jüngste Zahlen aus Moskau. Doch was steckt hinter dem Wachstum?

Moskau – Gelingt es Wladimir Putin, Russlands Wirtschaft zu retten? Trotz Ukraine-Krieg und verhängten Sanktionen legt die Wirtschaft kräftig zu. Nach einem Rückgang im ersten Kriegsjahr wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 wieder. Moskau erklärt die guten Zahlen mit Verbrauchernachfrage und Investitionen. Das BIP-Wachstum in Russland war auch von ausländischen Experten erwartet worden. 

Trotz Sanktionen und Ukraine-Krieg: Russische Wirtschaft wächst offenbar

Die Experten führen es aber vor allem auf gestiegene staatliche Ausgaben für Rüstung und Militär zurück. Die Soldzahlungen wie auch Entschädigungen für Verletzte oder Getötete verschaffen vielen russischen Familien mehr Geld. Wegen der Knappheit an Arbeitskräften steigen die Löhne.

Wladimir Putin
Wladimir Putin ist seit fast einem Vierteljahrhundert an der Macht. © Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Bereits im Frühjahr 2023 hieß es, dass die russische Wirtschaft aus ähnlichen Gründen gewachsen ist. Damals hatte das BIP im zweiten Quartal um 4,9 Prozent zum Vorjahr zugelegt, wie das nationale Statistikamt laut dem Spiegel bekannt gab. Das Wachstum werde vor allem durch Staatsausgaben gestützt. Die Ausgaben für den Krieg gegen die Ukraine würden ausgeweitet. Das stütze die Industrieproduktion. Der private Konsum werde durch gestiegene Sozialleistungen und höhere Löhne beflügelt. Die Wirkung der westlichen Sanktionen konnte so entschärft werden.

Russlands Wirtschaft wächst – Preise für Eier und Benzin sinken indes

Das staatliche Statistikamt in Russland hatte Wochen vor der russischen Präsidentschaftswahl positive Wirtschaftsdaten für 2023 veröffentlicht. Die Wirtschaft sei um 3,6 Prozent im Vergleich zu 2022 gewachsen, teilte die Behörde Rosstat anhand erster Berechnungen am Mittwoch (7. Februar) in Moskau mit. 2022 sei das BIP noch um 1,2 Prozent geschrumpft. Das war das Jahr, in dem Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine begann und mit vielen Sanktionen belegt wurde.

Die Daten verknüpfte Rosstat mit Angaben zur Preisentwicklung von Eiern und Benzin. Die Eierpreise seien seit Jahresbeginn um 2,6 Prozent gesunken, teilte die Behörde nun mit. Das dürfte die russische Bevölkerung freuen. Bei beiden Gütern hatte die Teuerung der vergangenen Monate zuletzt für Unmut gesorgt. Benzin sei in der vergangenen Woche um einige Kopeken billiger geworden. Der Preis für Diesel sei aber gestiegen.

Vom Westen unterschätzt? Putins Wirtschaft legt wohl kräftig zu, doch Experten haben Zweifel

Russische Zahlen zur Wirtschaft sind mit Vorsicht zu betrachten. Die Statistik sei Teil der Kriegführung, berichtet die Zeit. Die Staatsduma habe im Februar 2023 ein Gesetz verabschiedet, das der Regierung erlaubt, Daten geheim zu halten. Rosstat könne die Methode der Datenerhebung ändern – sollte Putin mit den Zahlen nicht einverstanden sein. Zweifel an Wirtschaftszahlen aus Russland könnte auch ein Artikel der Financial Times aus 2023 säen, worin es heißt, dass die russische Wirtschaft durch den Krieg unter erheblichen Belastungen leidet. Financial Times berief sich dabei auf einen Bericht des US-Finanzierungsministeriums.

Eine Gefahr für die Wirtschaft sehen Beobachter jedoch in einer Verschlimmerung des Arbeitskräftemangels, falls Präsident Wladimir Putin für den Ukraine-Krieg noch mehr Soldaten einziehen sollte. Das dürfte noch immer ein bestehendes Problem darstellen dürfte, da Putin bei seiner Mobilisierungswelle an seine Grenzen stößt. (bohy mit dpa)

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