Schüsse auf slowakischen Premier Fico – was über den Täter bekannt ist
Der slowakische Regierungschef Fico schwebt in Lebensgefahr. Die Motive des Attentäters sind noch unklar. Doch immer mehr Details werden bekannt.
Handlova – Ein Attentäter schoss am Mittwoch (15. März) in der Stadt Handlova mehrfach auf den slowakischen Premierminister Robert Fico. Der linkspopulistische Politiker schwebt derzeit in Lebensgefahr. Die Polizei nahm den mutmaßlichen Schützen fest – der Tatverdächtige äußerte sich nach seiner Festnahme selbst in einem Video. An die Aufnahmen war ein slowakischer Sender trotz Informationsembargos des Krankenhauses gelangt.
Attentat auf slowakischen Premierminister Robert Fico: Das ist der mutmaßliche Täter Juraj C.
Der mutmaßliche Attentäter Juraj C. ist Medienberichten zufolge 71 Jahre alt und als Schriftsteller und Dichter tätig. Drei Gedichtbände hat der mutmaßliche Schütze laut slowakischer Presse bereits veröffentlicht und ist seit 2015 Mitglied des slowakischen Schriftstellerverbands. Der 71-Jährige hat Berichten zufolge auch einen linken Literaturclub und sammelte vor acht Jahren im Internet Unterschriften für die Gründung einer politischen Partei namens „Bewegung gegen Gewalt“.
Kurz nach der Festnahme des Mannes berichtete der lokale Fernsehsender Markiza, dass der Mann sich vor einem Monat zu dem Angriff entschlossen hatte. „Ich bin mit der Politik der Regierung nicht einverstanden“, sagte der mutmaßliche Täter in einem Video nach seiner Festnahme, an das der TV-Sender TA3 laut dpa trotz Informationsembargos der behandelnden Klinik gelangt war. Als Beispiel nannte der benommen wirkende C. die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehsenders RTVS. Dagegen waren in den vergangenen Wochen Tausende Menschen in der Slowakei auf die Straße gegangen.
Sohn des mutmaßlichen Attentäters bestätigt: Waffe habe Vater legal besessen
Markiza sprach auch mit dem Sohn des mutmaßlichen Attentäters. Demnach habe sein Vater die Waffe legal besessen und einen Waffenschein gehabt. In psychiatrischer Behandlung habe sich sein Vater nicht befunden, dementierte er entsprechende Berichte. Sein Vater habe Fico nicht gewählt, sagte der Sohn des mutmaßlichen Attentäters dem Medium Aktuality. „Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“
Gewalt sei oft eine Reaktion von Menschen, „als Ausdruck schlichter Unzufriedenheit mit der Sachlage. Seien wir unzufrieden, aber nicht gewalttätig!“, schrieb der mutmaßliche Attentäter Medienberichten zufolge im Jahr 2016 online, als er für die Gründung seiner politischen Partei Stimmen sammelte. Juraj C. soll laut unbestätigten Angaben früher bei einem privaten Sicherheitsdienst gearbeitet haben. Im Jahr 2016 soll der Tatverdächtige selbst einen gewalttätigen Angriff überlebt haben, als er in einem Einkaufszentrum in der Stadt Levice von einem jungen, alkoholisierten Mann angegriffen wurde, berichtete Nexta.
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Slowakischer Premierminister schwebt weiter in Lebensgefahr: „Nächste Stunden entscheidend“
Der slowakische Premierminister war nach dem Attentat mit dem Hubschrauber in das Krankenhaus der Regionalhauptstadt Banská transportiert worden, da es zu lange gedauert hätte, ihn in die slowakische Hauptstadt Bratislava zu bringen, hieß es in einer Mitteilung auf seiner Facebook-Seite. „Die nächsten Stunden werden entscheidend sein“, so die Mitteilung weiter. Der Politiker befindet sich in kritischem Zustand. Videos zeigten, dass Fico im Zentrum der Stadt Handlova angeschossen wurde, wo er nach einer Kabinettssitzung mit Bürgern sprechen wollte.

Erst vor wenigen Tagen hatte Fico der liberalen Opposition vorgeworfen, ein Klima der Feindschaft gegen seine Regierung zu schüren, wie dpa berichtete. Es sei nicht auszuschließen, dass es angesichts der aufgeheizten Stimmung irgendwann zu einer Gewalttat komme. Der Politiker gründete die zuletzt immer nationalistischer gewordenen Linkspartei Smer-SSD und führte sie an. Seit fast 30 Jahren bestimmt er die Politik in seinem Heimatland und zählt zu einem der beliebtesten Politiker der Slowakei, polarisiert aber auch. Gegner werfen ihm wie dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán einen „prorussischen“ Kurs vor. Fico hatte im vergangenen Jahr die Militärhilfe der Slowakei an die Ukraine gestoppt (bme mit Material von dpa).