Zwei Dörfer, viele Funklöcher: Warum es mit dem Handynetz in diesen Gemeinden besonders hakt

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Die Funklochkarte der Bundesnetzagentur zeigt, wo es in Birkland am Handynetz hapert. Grün bedeutet kein Empfang, während die Versorgung mit 4G und 5G durch die lila bzw. orangen Kästchen dargestellt ist. © Bundesnetzagentur

Die weißen Flecken ohne Mobilfunkversorgung schrumpfen seit Jahren auch im Landkreis. Doch nicht überall stoßen die Netzbetreiber mit ihren Ausbauplänen offenbar auf offene Ohren. Birkland und Böbing seien da „zwei schöne Beispiele“, klagt die Telekom, die ihr Geld nun lieber woanders investieren will.

Birkland/Böbing – Wer mit dem Auto von Peiting nach Birkland fährt und dabei im Netz der Telekom telefoniert, kennt das Problem. Spätestens wenn man die Abzweigung nach Herzogsägmühle passiert hat, geht es mit der Empfangsqualität steil bergab. Irgendwann ist der Gesprächspartner nur noch abgehackt zu verstehen, dann geht gar nichts mehr. Erst ab der Kirche St. Anna, wenn man den Kernort längst hinter sich hat und Richtung Rott fährt, ist an Telefonieren wieder zu denken.

Diese Erfahrung kann auch Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder, der selbst bekanntlich in Birkland lebt, bestätigen. Daheim könne er mit dem Handy nur über WLan telefonieren, ansonsten müsse er erst zehn Minuten woanders hinfahren, um eine stabile Verbindung zu bekommen, sagt der Rathauschef. Auch mit den anderen Anbietern sei der Empfang in seinem Heimatort nicht viel besser.

Warum es mit dem Handynetz in zwei Gemeinden besonders hakt

Doch wie kann das sein in der heutigen Zeit, wo das Handy längst zum Alltag gehört? Bei der Telekom hat man die Schuldigen für die Misere schnell ausgemacht. Fünf Jahre lang habe man in Birkland einen Standort für einen Mobilfunkmast gesucht, jedoch ohne Erfolg, schildert ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage der Heimatzeitung. Kein Eigentümer habe vermieten wollen, auch die Kommune habe nicht geholfen. Die Konsequenz aus Sicht des Anbieters: „Wir investieren unser Geld anderswo. Genug Gemeinden freuen sich über besseren Mobilfunk.“

Auch für Böbing weist die Funklochkarte einige Bereiche auf, in denen es um den Mobilfunkempfang nicht gut bestellt ist.
Auch für Böbing weist die Funklochkarte noch einige Bereiche auf, in denen es um den Mobilfunkempfang nicht gut bestellt ist. Der sei in den vergangenen Monaten sogar schlechter geworden, klagt Bürgermeister Peter Erhard. © Bundesnetzagentur

Deutliche Worte, die Ostenrieder freilich so nicht stehen lassen mag. Tatsächlich habe es einen Eigentümer gegeben, der bereit gewesen wäre, dass auf seinem Grundstück ein großer Funkturm errichtet werde, weiß er. Allerdings habe der Betreiber zu wenig zahlen wollen.

Was die Gemeinde angehe, gebe es tatsächlich einen alten Beschluss des Gemeinderats, wonach der Markt nicht aktiv in die Suche nach einem Standort eingreifen und auch keine gemeindlichen Liegenschaften für Mobilfunkanlagen zur Verfügung stellen solle, sagt Ostenrieder. Der ist 20 Jahre alt und stammt noch aus einer Zeit, als in Peiting heftig über neue Standorte gestritten wurde. „Die Frage ist natürlich, wie zeitgemäß ist das noch.“

Auch in Böbing fehlen Standorte

Der Markt ist nicht die einzige Kommune, wo in der Vergangenheit das Thema Mobilfunk die Bürger bewegte. Auch in Böbing war der Protest groß und schlug jahrelang hohe Wellen, weshalb der Gemeinderat sich schließlich nach vielen Diskussionen für die Aufstellung eines Teilflächennutzungsplans entschied, um möglichst verträgliche Standorte für Mobilfunkanlagen vorzugeben. Für die Telekom ist nun genau das Vorgehen ein „schönes Beispiel“, warum sich auch in Böbing beim Handyempfang immer noch Lücken auftun.

Aktuell sei man in der Gemeinde auf der Suche nach zwei Standorten für Mobilfunk. Die Umsetzung gestalte sich jedoch schwierig, klagt der Sprecher. Der bestehende Teilflächennutzungsplan enthalte zwar Konzentrationsflächen für Mobilfunk, diese lägen jedoch weit entfernt vom eigentlichen Versorgungsziel. Dadurch sei ein wirtschaftlicher und technischer Ausbau dort nicht sinnvoll realisierbar. Zudem seien die Grundstückseigentümer dieser Flächen entweder nicht mehr vermietbereit oder die Flächen stünden aus anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung. „Trotzdem hilft die Gemeinde nicht, sondern verweist weiter auf die alten Flächen. Wenn hier nichts passiert, droht das gleiche Schicksal wie in Birkland. Denn eins ist klar: Wir werden keine Standorte bauen, die nicht in unser Netz passen und die Versorgung für unsere Kunden nicht wirklich verbessern.“

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Dass die Mobilfunkversorgung seiner Gemeinde „sehr schlecht“ sei, kann Bürgermeister Peter Erhard bestätigen. „An vielen Stellen ist sie in den vergangenen Monaten eher noch schlechter geworden“, weiß der Rathauschef aus vielen Rückmeldungen von Bürgern. Auch der Gemeinde sei deshalb daran gelegen, dass sich diese Situation verbessere. Mit den Verantwortlichen der Mobilfunkanbieter stehe man in regem Austausch. Man sei gesprächsbereit und an einer Lösung interessiert, betont Erhard: „Wir müssen aber schauen, dass uns die vorhandene Planung nicht um die Ohren fliegt und wir am Ende Standorte haben, die keiner will.“

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