Aus seinen Memoiren „War ich da? Von Ankünften und Abschieden“ und anderen Werken las kürzlich Albert von Schirnding im vollbesetzten Hollerhaus.
Icking – Von Altersmüdigkeit keine Spur: Ungeduldig wartete Albert von Schirnding im ausverkauften Hollerhaus jüngst darauf, aus seinen Memoiren „War ich da? Von Ankünften und Abschieden“ und anderen Werken lesen zu dürfen. Gastgeberin Lia Schneider-Stöckl wollte den renommierten Philologen und Lyriker zunächst zwar kurz vorstellen, ließ ihn aber dann doch gleich loslegen. Seine leicht verspätete Geburtstagstorte nahm der am 9. April 1935 in Regensburg geborene und mittlerweile auf Schloss Harmating lebende Freiherr erst nach getaner Arbeit entgegen. Die Besucher sangen ihm dazu ein lautes Ständchen.
Behütete Kindheit auf Schloss Harmating
Zuvor hatten sie Anekdoten aus dem bewegten Leben von Albert von Schirnding gelauscht. Trotz des Zweiten Weltkriegs erlebte er eine behütete Kindheit auf Schloss Harmating in der Gemeinde Egling. „Die Idylle war angesichts des gleichzeitigen Grauens beschämend“, erinnerte sich der Schriftsteller. Erst als Beerensucher aus der Umgebung den Kriegsheimkehrer Georg 1945 erhängt auffanden, setzte ein Bewusstseinswandel ein. An seinem zehnten Geburtstag sehnte der junge Albert ungeduldig die Befreiung vom Nationalsozialismus und das Vorrücken der amerikanischen Soldaten herbei. Sie beschlagnahmten Schloss Harmating jedoch erst knapp zwei Monate später am Pfingstwochenende.
Schon in der Jugend sehr an Literatur interessiert
Schon in seiner Jugend las von Schirnding anspruchsvolle Literatur und verfasste Gedichte. Im Alter von 24 Jahren übernahm er eine Lehrerstelle in Ingolstadt. „Aus dem Schüler war ein Schulmeisterlein geworden“, stellte er fest. Dabei war ihm die Berufsbezeichnung „Pädagoge“ eigentlich zuwider. „Ein unbegabtes Kind wäre ein Widerspruch in sich“, behauptete von Schirnding. Dass er im fortgeschrittenen Alter von 58 Jahren noch die Geburt seines Sohnes Askan erleben durfte, erfüllte ihn mit Glück.
Zwischendurch präsentierte der 90-Jährige im Hollerhaus bisher unveröffentlichte Texte aus seiner, wie er sagte, „Dunkelkammer“ und berichtete von amüsanten Begegnungen mit den Schriftstellern Erich Kästner und Richard Billinger in der Altschwabinger Bierwirtschaft „Seerose“. In seinem Schlussappell plädierte von Schirnding für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. „Wir müssen uns die Erde nicht untertan machen“, gab er zu bedenken.
ph
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