Behauptung aus Moskau: Die Ukrainer versuchen angeblich, einen russischen Kampfpiloten samt Überschallbomber zum Überlaufen zu bewegen. Vergeblich.
Moskau – Es ist eine dieser Geschichten aus Russland, die im blutigen Ukraine-Krieg wohl mit Vorsicht zu betrachten sind. Wie der russische Geheimdienst FSB behauptet, wollte der ukrainische Geheimdienst angeblich einen Kampfpiloten des Moskau-Regimes zum Überlaufen bewegen. Den Angaben aus der russischen Hauptstadt zufolge sollte der Pilot demnach einen Überschallbomber Tupolew Tu-22M auf einem ukrainischen Luftwaffenstützpunkt landen und somit geheime Waffentechnik den Streitkräften der Ukraine sowie der Verteidigungsallianz Nato zuspielen.
Die Angaben der Russen lassen sich nicht unabhängig verifizieren, Kiew hat bislang (Stand 8. Juli, 17.30 Uhr) keine Stellung zu dem Bericht aus der Russischen Föderation genommen.
Angebliche „Entführung“ von russischem Überschallbomber: Moskau teilt Fotos
Russische Staatsmedien veröffentlichten dagegen Fotos, die den Piloten, um den es angeblich gegangen sein soll, mit einer Tupolew Tu-22M zeigen. Zudem veröffentlichte der FSB Fotos von einem Berg Bargeld, mit dem der russische Kampfpilot mutmaßlich zum Überlaufen überredet werden sollte. Ferner teilten russische Militär-Blogger in sozialen Medien wie X (vormals Twitter) Screenshots einer angeblichen Korrespondenz zwischen den Ukrainern und dem russischen Piloten.
Ob der mutmaßliche Vorfall vom autokratischen Regime des Kreml-Machthabers Wladimir Putin inszeniert wurde, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob die Russen den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU oder den ukrainischen Militärgeheimdienst HUR konkret der mutmaßlichen Entführung eines Kampfbombers beschuldigen. Wie die unabhängige oppositionelle The Moscow Times (MT) berichtet, erklärte Putins Geheimdienst am Montag (8. Juli): „Der FSB hat einen weiteren Versuch des ukrainischen Geheimdienstes gestoppt, eine Operation zur Entführung des strategischen Langstreckenbombers Tu-22M3 durchzuführen.“
Waffen im Ukraine-Krieg: Kiew bekommt aus Niederlanden F-16-Kampfjets
Der FSB behauptete weiter, „Geheimdienste von Nato-Ländern“ seien angeblich in die „Vorbereitung und Umsetzung“ des Plans zur Entführung des Überschallbombers vom Typ TU-22M3 involviert gewesen, wofür jedoch keine konkreten Beweise geliefert wurden. Die Ukrainer hätten angeblich versucht, den russischen Kampfpiloten mithilfe einer „finanziellen Entschädigung und der italienischen Staatsbürgerschaft“ dazu zu bewegen, dass er das Kampfflugzeug auf ukrainischem Staatsgebiet landet. Stattdessen habe er dann aber angeblich einen ukrainischen Luftwaffenstützpunkt bombardiert, was sich ebenfalls nicht unabhängig verifizieren lässt.
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Auffällig ist: Während die Niederlande die schnelle Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukrainer bekannt gegeben haben, mehren sich die Meldungen zu angeblichen russischen Abwehrmaßnahmen in der Luft. So haben die russischen Streitkräfte nicht nur wiederholt ukrainische Militärflugplätze angegriffen, sondern wohl auch Putins modernstes Flugabwehrsystem S-350 Witjas in die Kampfzone in der Ukraine verlegt. (pm)