Alarmierender Report zeigt: Nur zwei Prozent der Deutschen leben rundum gesund

Der Report der Deutschen Krankenversicherung (DKV) ist dieses Jahr zum achten Mal erschienen. Für die Analyse wurden rund 2800 Menschen ab einem Alter von 18 Jahren befragt, unter anderem zu ihrer Ernährung, der körperlichen Aktivität und dem Sitzverhalten.

Nur ein Drittel verzichtete auf Alkohol

Die Experten kommen zu dem Schluss, dass nur zwei Prozent der Bevölkerung die Kriterien für einen rundum gesunden Lebensstil erreicht. Frauen (drei Prozent) schneiden besser ab als Männer (ein Prozent). Während 37 Prozent der Frauen vollkommen auf Alkohol verzichten, gelingt das nur 21 Prozent der Männer. Außerdem ernähren Frauen sich den Ergebnissen zufolge gesünder. Männer machen dafür häufiger Sport.

Der Schnitt fällt mit zwei Prozent auch deswegen so niedrig aus, weil der Höchstwert für einen gesunden Umgang mit Alkohol erstmals nur dann erreicht werden kann, wenn vollständig auf Alkohol verzichtet wird, wie es im Bericht heißt. Gleiches gilt beim Rauchen. Laut der aktuellen Befragung verzichtet etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) der Befragten eigenen Angaben zufolge vollständig auf Alkohol.

In den zurückliegenden Reports galt ein gelegentlicher Alkoholkonsum noch als tolerierbar. Gemäß diesen Kriterien würden in der aktuellen Umfrage sechs Prozent aller Befragten ein rundum gesundes Leben führen. Das sind aber immer noch weniger als bei der letzten Befragung im Jahr 2023: Damals waren es neun Prozent.

Wer viel Alkohol konsumiert, schadet seiner Gesundheit und läuft Gefahr, alkoholsüchtig zu werden. Eine hohe Alkoholtoleranz ist eines von sechs Warnzeichen einer möglichen Suchterkrankung. Auch wenn das Feierabendbier nicht direkt auf einen bedenklichen Alkoholkonsum hinweist, sollten Sie bei sich selbst und Angehörigen wachsam bleiben.  

Mehr als zehn Stunden Sitzen pro Tag

Eine der aktuell größten Herausforderungen: Menschen verbringen zu viel Zeit im Sitzen, wie die Umfrage zeigt. Im Schnitt sind es der Befragung zufolge an einem Werktag mehr als zehn Stunden. Das sind fast zwei Stunden mehr als noch vor zehn Jahren. Hinzu kommt, dass viele nicht ausreichend für Ausgleich sorgen. Nur knapp jeder Dritte (30 Prozent) der Vielsitzer – mindestens acht Stunden am Tag – gleicht das lange Sitzen durch eine Stunde oder mehr Bewegung am Tag aus.

Stundenlanges Sitzen hat viele gesundheitliche Nachteile wie zum Beispiel die Verlangsamung des Stoffwechsels und auch eine eingeschränkte Beweglichkeit. Typisch sind Rückenschmerzen durch das lange Sitzen. Dagegen kann der sogenannte "Couch Stretch" helfen. Auch ergonomisches Sitzen mit regelmäßigen Bewegungspausen wirkt den Gefahren des langen Sitzens entgegen.

"Sitzen ist das neue Rauchen", sagte Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln während einer Pressekonferenz. Er nannte die Ergebnisse "tragisch" und "gesundheitsgefährdend". Auch zwei bis drei Sporteinheiten pro Woche könnten die langen Sitzzeiten nur bedingt ausgleichen. Nötig für diese Menschen seien mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag, erklärte die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Birgit Sperlich von der Uni Würzburg.

Der Report ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg entstanden. Die Befragungen wurden im Februar und März 2025 durchgeführt.

Lieber mit dem Fahrrad als mit dem Auto zur Arbeit

Etwas mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten bewegt sich im Alltag ausreichend, um gesundheitliche Vorteile zu erzielen – unabhängig von der Sitzzeit. Das gelte ab insgesamt 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche, erklärte Froböse. Das könne etwa auf dem Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit geschehen oder durch stramme Spaziergänge nach Feierabend. 

Der Anteil aller Befragten, der die Empfehlungen für minimale Ausdaueraktivität und zweimal wöchentlichem Muskeltraining erreichen, liegt bei 32 Prozent. "Das sind eindeutig zu wenig", meinte der Sportprofessor. Um fit zu bleiben, sei die Kombination von Ausdauer- und Muskeltraining unerlässlich.

Eine individuelle Sportroutine kann dabei helfen, regelmäßige und ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Um das tägliche Maß an Bewegung zu erreichen, hilft es schon aus der Mittagspause einen Spaziergang zu machen oder zum Fahrrad statt zum Autoschlüssel zu greifen. Mindestens 30 Minuten Krafttraining pro Woche sind dann ein Weg, die Fitness wirksam und nachhaltig noch weiter zu steigern.

Jeder Fünfte bewegt sich kaum

Knapp jeder Fünfte bewegt sich in der Freizeit und auf Transportwegen so gut wie gar nicht. Demnach gaben 19 Prozent an, dass Bewegungen in diesem Bereich nie länger als zehn Minuten andauern. "20 Prozent ist für uns natürlich deutlich zu viel, weil daraus viele Probleme resultieren, die wir mittlerweile im Bereich der chronischen Erkrankung finden", so Froböse.

Die Kriterien für gesunde Ernährung erfüllt nur etwa jeder Dritte. Ein gesunder Ernährungsstil gilt als erreicht, wenn mindestens 20 von insgesamt 30 möglichen Punkten erzielt werden. Gefragt wurde unter anderem, wie viel Obst und Gemüse man pro Tag isst, wie viele Süßigkeiten und Knabbereien in der vergangenen Woche verzehrt wurden oder wie viel man üblicherweise pro Tag trinkt. Beim Thema Stress gelingt nur jedem Fünften ein gesunder Umgang mit der täglich empfundenen Belastung.