Ukraine entwickelt eigene Langstreckenraketen und Shahed-Drohnen – „Wie unser wahrer Zorn aussieht“
Die Ukraine stellt sich auf einen längeren Krieg ein – vermehrt mit eigenen Waffen. Drohnen, Luftverteidigung und Langstreckenraketen spielen eine Rolle.
Kiew – Auch im neuen Jahr 2024 muss sich die Ukraine im Krieg gegen die russischen Invasoren verteidigen. Dabei kann und will Kiew vermehrt auf eigene Waffen zurückgreifen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau in seiner Neujahrsansprache vor der Schlagkraft der „heimischen“ Waffenproduktion gewarnt. Die Ukraine werde 2024 mindestens „eine Million“ zusätzliche Drohnen in ihrem Arsenal haben, sagte Selenskyj am Sonntag (31. Dezember 2023). Moskaus Streitkräfte würden sehen, „wie unser wahrer Zorn aussieht“, versicherte Selenskyj, dessen Fernsehansprache von Bildern ukrainischer Artillerie und Kampfflugzeugen untermalt wurde.
Ukraine-Krieg: Versechsfachung der Waffenproduktion geplant
Dazu kämen von den westlichen Partnern gelieferte F-16-Kampfjets. „Unsere Piloten beherrschen bereits die F-16-Kampfjets und wir werden sie auf jeden Fall an unserem Himmel sehen.“ In den vergangenen Monaten hatte Selenskyj seine westlichen Partner wiederholt aufgefordert, ihre Unterstützung aufrechtzuerhalten. „Die Ukrainer sind stärker als alle Intrigen, alle Versuche, die weltweite Solidarität zu schwächen und die Koalition unserer Verbündeten zu untergraben“, sagte der ukrainische Präsident in seiner Ansprache zum neuen Jahr.
Wie der Minister für strategische Industrien der Ukraine sagte, sei kommenden Jahr eine Versechsfachung der Waffenproduktion Kiews geplant. Die Verteidigungsindustrie solle „zum Motor der wirtschaftlichen Erholung“ werden, äußerte Oleksandr Kamyshin auf einer Pressekonferenz am 27. Dezember 2023.
Langstreckenraketen? Ukraine-Minister „wird wahrscheinlich nie darüber reden“
Angesichts massiver russischer Angriffe um den Jahreswechsel steht das Thema Luftverteidigung hoch auf der Agenda. „Wir haben unsere sowjetischen Systeme genommen, sie mit unseren westlichen Partnern zusammen mit westlichen Raketen und westlichen Trägerraketen integriert und am Ziel ein neues hybrides Luftverteidigungssystem erhalten“, sagte er. Die Entwicklung eines neuen Systems dauere fünf Jahre, aber so lange würde die Ukraine nicht warten. „Wir entwickeln unsere Systeme: groß, komplex, teuer und langfristig.“ Diese Lösungen hätten bereits im Winter zu Ergebnissen geführt.
Über Langstreckenraketen hüllte Kamyschin aber den Mantel des Schweigens. „Dies ist das geheimste und wichtigste Programm in der Ukraine. Ich werde wahrscheinlich nie darüber reden“, gab er zu. Selbst fünf Jahre nach Kriegsende würde es sich nicht lohnen, Einzelheiten darüber preiszugeben, wo und welche Fabriken die Raketen hergestellt haben, fügte er hinzu.
Ukraine baut eigene Versionen von Shahed-Drohnen
Auskunftsfreudiger war er beim Thema ukrainische Drohnen. Er berichtete von einer „schmerzhaften Geschichte.“ Obwohl die Ukraine seit 2016 Drohnen mit einer Reichweite von mehr als tausend Kilometern entwickelt habe, wurden sie aus irgendeinem Grund nicht in Massenproduktion hergestellt. Das änderte sich im August 2023, als Kiew „mit der Massenproduktion begonnen“ habe. „Heute produzieren wir Dutzende davon pro Monat“, erklärte er.
Meine news

Ihm zufolge gibt es bereits „ukrainische Shaheds“ – Analoga der iranischen Drohnen, die die Russen aktiv für Angriffe auf zivile und militärische Objekte einsetzen. „Wir haben mehr als fünf Analoga von Shahed-131, die sich in Massenproduktion befinden, und es gibt eine [Drohne], die ein Analogon von Shahed-136 ist. In dieser Hinsicht kann man jede Position wählen, und es handelt sich alles um Serienprodukte, die sowohl serienmäßig hergestellt als auch verbessert werden“, verriet Kamyshin. Zuletzt stellte die Ukraine eine neue Drohne vor. Die Ukraine ist die erste Armee der Welt mit einer eigenen Drohnen-Staffel.
Kiew geht 2024 in ihr drittes Kriegsjahr. Trotz westlicher Waffen im Wert von Milliarden von Dollar gelang der Ukraine bei der im Sommer gestarteten Gegenoffensive kein nennenswerter Durchbruch gegen die russischen Truppen. Am Freitag waren bei einer der massivsten russischen Angriffswellen seit Kriegsbeginn mindestens 39 Menschen getötet worden. (cgsc mit dpa)