Satellitenbilder zeigen wahres Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen

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Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Weite Teile der Enklave sind vollständig zerstört. Es fehlt praktisch an allem.

Gaza – Weite Teile des Gazastreifens sind angesichts der anhaltenden israelischen Militäroffensive zerstört. Das bestätigen auch Satellitenbilder. Die meisten der rund zwei Millionen Palästinenser müssen deswegen in Ruinen oder in Zelten leben. Kaum ein Gebäude in der Enklave, was seit Beginn des Kriegs in Israel nicht zum Teil oder komplett zerstört ist.

Die Menschen werden in ein immer engeres Gebiet getrieben und die zivile Infrastruktur zerstört. Menschenrechtsorganisationen sind über die Lage in Gaza empört – vor allem angesichts der Ankündigung der Regierung in Israel, dass die Militäroperation weitergehen soll. Begonnen hatte diese als Reaktion auf den Angriff der Hamas im Oktober 2023. Die Terrororganisation ermordete dabei über 1.200 Menschen und entführte mehr als 200 Personen aus Israel – darunter etliche Frauen, Kinder und Senioren.

Schwere Vorwürfe gegen Israels Regierung wegen Pläne für den Gazastreifen

„Der Plan der israelischen Regierung, die Überreste der zivilen Infrastruktur des Gazastreifens zu zerstören und die palästinensische Bevölkerung auf ein winziges Gebiet zu konzentrieren, würde eine abscheuliche Eskalation der andauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der ethnischen Säuberung und des Völkermordes bedeuten“, schreibt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auf ihrer Internetseite.

Ähnlich reagiert auch die EU auf die Situation im Gazastreifen. „Wenn man hört, wie israelische Beamte mit ihren Plänen prahlen, die zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens in ein noch kleineres Gebiet zu quetschen und den Rest des Landes unbewohnbar zu machen, sollte das in London, Brüssel, Paris und Washington wie ein Feueralarm behandelt werden“, zitiert HRW Federico Borello, Interimsexekutivmitglied der Europäischen Kommission.

HRW kritisiert Netanjahu und Regierung in Israel wegen Gaza-Offensive

Die jüngste Großoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen sehe vor, „einen Großteil der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens zu vertreiben und gleichzeitig das Gebiet zu besetzen und einzunehmen“. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert die Worte Bezalel Smotrichs, Finanzminister der Regierung von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. „Smotrich, der gesagt hat, dass der Gazastreifen vollständig zerstört werden wird und die palästinensische Bevölkerung in großer Zahl in Drittländer abwandern wird, schlägt ebenfalls vor, diese Pläne nicht zu ändern, selbst wenn die Geiseln freigelassen werden“. Nach Angaben der israelischen Regierung soll vor allem die Terrormiliz Hamas vernichtet und die übriggebliebenen Geiseln befreit werden.

Weite Teile des Gazastreifens sind durch den Krieg zerstört.
Angesichts der Zerstörung und Hungers sind die Menschen im Gazastreifen verzweifelt. © dpa/Omar Naaman

US-Präsident Donald Trump äußerte sich ähnlich. Er hatte im Februar von einer „Umsiedlung“ der Palästinenser in afrikanische Länder gesprochen. Danach solle der Gazastreifen zu einer Riviera des Nahen Ostens werden, verkündete das amerikanische Staatsoberhaupt.

Hungersnot im Gazastreifen: Kritik an Israel und USA

Auch der neue Papst Leo XIV. zeigt sich besorgt um die Menschen im Gazastreifen. „Die Lage im Gazastreifen wird zunehmend besorgniserregender und schmerzhafter. Ich erneuere meinen eindringlichen Appell, würdige humanitäre Hilfe zu ermöglichen und die Feindseligkeiten zu beenden, deren herzzerreißende Folgen Kinder, Alte und Kranke tragen“, teilt der Pontifex auf X mit.

US-Senator Bernie Sanders wirft der US-Politik sogar eine Mitschuld vor und fordert auf X ein Ende der Hilfen für Israel. „Fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens ist akut unterernährt und viele stehen am Rande des Hungertods. Die Geschichte wird die Mitschuld der USA an dieser schrecklichen humanitären Katastrophe nicht vergessen. Der Kongress muss die Finanzierung der Netanjahu-Kriegsmaschinerie jetzt beenden“.

Besonders die Kinder leiden unter der Vertreibung und dem Krieg. Die britischen Menschenrechtsorganisation Save the Children kritisiert die internationale Staatengemeinschaft. „Gaza ist kein Kriegsgebiet – es ist ein Friedhof für das Gewissen der Menschheit“.

Israels Regierung lässt Hilfslieferungen in den Gazastreifen

Wie schlimm es um die humanitäre Lage im Gazastreifen bestellt ist, bestätigen Helfer vor Ort. Es fehlt praktisch an allem. Nach israelischer Lesart stiehlt die Hamas Hilfsgüter und verkauft sie auf dem Schwarzmarkt, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Die UN halten allerdings dagegen, dass Israel keine Beweise dafür vorgelegt habe. Israel hatte sich zu Wochenbeginn auf Druck auch von Verbündeten hin bereit erklärt, wieder vereinzelt Hilfstransporte nach Gaza zuzulassen. 

Situation im Gazastreifen „barbarisch“

In den noch funktionsfähigen Krankenhäusern mangelt es selbst an Skalpellen, wie die britische Chirurgin Victoria Rose im „heute Journal“ des ZDF sagte. Auch Anästhetika seien Mangelware: „Wenn wir operieren, dann halten andere Mediziner diese Patienten fest.“ Viele könnten nicht betäubt werden, sagte die Ärztin. „Es ist wirklich barbarisch.“ (erpe/dpa/AFP)

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