Aufstand im Osten: Deutsches Unternehmen fordert wieder russisches Gas – „Zeit, die Strategie zu überdenken“

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Die Industrie in Deutschland beklagt zu hohe Energiepreise. Der Chef des Chemieparks Leuna fordert deswegen eine Rückkehr zu russischem Gas.

Leuna - Der Geschäftsführer des Chemieparks Leuna, Christof Günther, hat sich für eine Wiederaufnahme russischer Gasimporte über Pipelines ausgesprochen. Nach drei Jahren Krieg in der Ukraine sei es an der „Zeit, um die Strategie zu überdenken“, sagte Günther im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Die Energiepreise in Deutschland seien nicht wettbewerbsfähig.

Leuna-Chef: Energieangebot muss ausgebaut werden – Gas aus Russland kann helfen

„Das Energieangebot muss ausgebaut werden, damit die Preise sinken“, betonte Günther. Zudem sei es unplausibel, dass Deutschland russisches Flüssiggas importiere, aber die Pipelines abgestellt sind.

Mehrere Sprengungen hatten im September 2022 die beiden Rohre der Gas-Pipeline Nord Stream 1 sowie eines der beiden Rohre von Nord Stream 2 beschädigt. Durch Nord Stream 1 war zuvor russisches Erdgas nach Deutschland geflossen, auch über die fast zehn Milliarden Euro teure und 1.200 Kilometer lange Nord-Stream-2-Pipeline sollte Gas in die Bundesrepublik geliefert werden. Sie wurde nach der Fertigstellung aber nie in Betrieb genommen. Das umstrittene Gasgeschäft mit Russland wurde nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine letztlich auf Eis gelegt.

Christof Günther, Geschäftsführer InfraLeuna GmbH: „Das Energieangebot muss ausgebaut werden, damit die Preise sinken“
Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH: „Das Energieangebot muss ausgebaut werden, damit die Preise sinken“ © Jan Woitas/dpa

Die Chemieindustrie steckt in einer tiefen Krise. Laut Chemiepark-Chef Günther gab es 2024 in jedem Quartal einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen. Auch die Auslastung der Produktionsanlagen sei mit 70 bis 80 Prozent weiterhin zu niedrig. Die hohen Energiepreise seien vor allem auf die Verknappung der vergangenen Jahre zurückzuführen – verursacht durch die Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken sowie die Reduzierung russischer Gaslieferungen.

Chemiepark-Chef Günther fordert schnelle Entlastungen und eine Senkung der Strompreise

Diese Fehlentwicklungen ließen sich nicht kurzfristig korrigieren, so Günther. „Dennoch brauchen wir, um weitere irreparable Schäden zu verhindern, jetzt Entlastung.“ Eine mögliche Maßnahme sei die Absenkung des Strompreises für energieintensive Betriebe.

Die Chemieindustrie trägt mit rund 250 Millionen Euro jährlich zum Klima- und Transformationsfonds bei – einem Topf, aus dem eigentlich die Energiewende finanziert wird. Günther fordert, dass ein Teil dieses Geldes genutzt wird, um den Strompreis für energieintensive Unternehmen zu senken. (dpa/row)

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