Vorbereitungen für Kriegsfall: Von der Leyen bittet Finnland um Hilfe für EU
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat im Rahmen des EU-Gipfels den finnischen Ex-Präsidenten um einen Bericht zur Vorbereitung auf einen Kriegsausbruch gebeten.
Brüssel – Nicht nur aus Sicht von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen herrscht beim Thema Sicherheit in Europa großer Nachholbedarf. Von Mitgliedsland Finnland könnte sicher der Rest des Bündnisses etwas abschauen, zeigte sie sich im Vorlauf des EU-Gipfels überzeugt. Aus diesem Grund hat sie Finnlands Ex-Präsidenten Sauli Niinistö gebeten, sein Wissen mit den anderen Mitgliedern der Union zu teilen.
Russische Bedrohung: EU soll von Finnland für Verteidigung im Kriegsfall lernen
Bei einer Pressekonferenz in Brüssel sagte von der Leyen, gerade Finnland kenne sich mit der Bedrohung durch einen aggressiven Nachbarn aus. „Wir wissen, dass Putins Pläne nicht in der Ukraine enden“, sagte sie, „im Gegenteil“. Das skandinavische Land teilt eine etwa 1.340 Kilometer lange Grenze mit Russland.
„Finnland hat immer eine starke Verteidigung aufrechterhalten“, sagte von der Leyen weiter. Entscheidend sei dabei, dass nicht nur das Militär, sondern die gesamte Gesellschaft dabei Verantwortung übernehme. Diese umfassende Zivilschutzstrategie bereite das Land neben dem militärischen auch auf weitere Katastrophenszenarien vor.
„So sieht richtige Vorbereitung aus“, schwärmte von der Leyen. „Und das ist es, was Finnland zu einer resilienten Nation macht.“ Diese spezielle Denkweise wolle sie für den Rest von Europa adaptieren, worauf sie anhand eines Berichts Niinistös zu dem Thema hoffe, schloss die EU-Kommissionspräsidentin.
Nicht nur in der EU verlässt man sich auf Finnlands Verteidigungsexpertise. Seit einem knappen Jahr ist Finnland Mitglied in der Nato. Damit profitiert das Atlantikbündnis nicht nur von einem geografisch bedeutsamen Posten im Nordosten Europas. Darüber hinaus kann das skandinavische Land laut eigenen Angaben schrittweise bis zu 280.000 Reservisten mobilisieren.
Finnlands Vorbereitung auf Kriegsfall lässt sich historisch erklären
Aus historischen Gründen hat Finnland in der Vergangenheit immer einen Sonderweg beschritten. Bis zum Ersten Weltkrieg unter zaristischer Herrschaft, widersetzte sich das Land später militärisch einer Einverleibung in die Sowjetunion – allerdings mit schweren Verlusten an Land und Leuten. Diese Erfahrung mit den Nachbarn im Osten dürfte dazu geführt haben, sich nicht an der allgemeinen Abrüstung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu beteiligen. (pkb)