World Athletics führt bei weiblichen Athleten Geschlechtstest ein
Der Präsident von World Athletics (Welt-Leichtathletik-Verband), Sebastian Coe, hat angekündigt, dass künftig obligatorische Geschlechtstests für Athletinnen durchgeführt werden. Diese Maßnahme solle dazu dienen, die Integrität des Frauensports zu schützen.
Verbandspräsident: Tests notwendig, um "Vertrauen zu schaffen"
Das Nachrichtenportal "Sky News" berichtet, dass der Welt-Leichtathletik-Verband dafür Tests wie nicht-invasive oder minimalinvasive Wangenabstriche oder Trockenbluttests einsetzen möchte. Damit soll das biologische Geschlecht der Athletinnen überprüft werden, ohne dass Messinstrumente in den Körper eingeführt werden. "Dies ist ein wirklich wichtiger Weg, um Vertrauen zu schaffen", sagte Coe nach einem Treffen des World Athletics Council.
Die Tests sollen laut Berichten der "New York Times" die Athletinnen auf das SRY-Gen untersuchen, das für die Geschlechtsdifferenzierung beim Menschen verantwortlich ist. Damit soll ausgeschlossen werden, dass die Sportlerinnen hohe Testosteronspiegel und stärkere Muskelentwicklung aufweisen.
"Der Freigabetest ermöglicht es Athleten, in der weiblichen Kategorie anzutreten. Der Prozess ist sehr einfach, sehr klar und von großer Bedeutung." Coe betont, dass die Tests nach höchsten medizinischen Standards durchgeführt würden.
Auch Olympische Komitee diskutiert über Geschlechtstests
Diese Entscheidung folgt auf frühere Maßnahmen von World Athletics, die vor zwei Jahren Personen, die bei der Geburt als männlich identifiziert wurden, von Frauen-Wettbewerben ausgeschlossen haben.
Neben World Athletics hat auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) über die Wiedereinführung von Geschlechtstests diskutiert. "Sky News" berichtet, dass die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry offen für Gespräche mit internationalen Verbänden ist, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Sportverband hält trotz EGH-Urteil an Testosteronregeln fest
Der Dachverband verlangt von den DSG-Athletinnen, also Sportlerinnen mit unterschiedlicher Geschlechtsentwicklung, ihren Testosteronspiegel künstlich für mindestens zwei Jahre zu senken. Ein prominenter Fall ist die zweifache 800-m-Olympiasiegerin Caster Semenya, die gegen die Testosteron-Vorschriften des Verbands vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erfolgreich geklagt hatte.
Der Gerichtshof stellte mehrere Menschenrechtsverletzungen fest und erkannte eine Diskriminierung. Semenya, die einen hohen natürlichen Testosteronspiegel hat, lehnt die ihr nahegelegte Behandlung ab, die ihren Hormonspiegel senken würde.
Trotz des Urteils hält der Leichtathletik-Weltverband an seinen Vorschriften fest. Die bestehenden DSD-Bestimmungen werden weiterhin als nötig angesehen, um „den fairen Wettbewerb in der Frauenkategorie“ zu schützen, hieß es in einer Stellungnahme.