„Rappelvolles Tierheim“: Neubau in der Schmalenau geplant
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VonTanja Brinkmannschließen
Ein Neubau auf dem Grundstück in der Schmalenau soll gegen das akute Platzproblem im Tierheim Garmisch-Partenkirchen helfen. Um dieses Projekt zu stemmen, muss der Tierschutzverein mindestens 175.000 Euro aufbringen und hofft auf Spenden.
Garmisch-Partenkirchen – „Das ist unser tägliches Brot, dass wir rappelvoll sind.“ Tessy Lödermann und ihr Team nehmen‘s mit Galgenhumor. Und sie versuchen alles, um jedem Tier zu helfen. „Es vergeht kein Tag, an dem nicht eines oder mehrere reinkommen“, sagt die Leiterin des Tierheims Garmisch-Partenkirchen. Drei seien‘s im Schnitt täglich. „Wir müssen bei jedem überlegen, wie können wir‘s handeln, wo bringen wir‘s unter.“ Selbstredend werden immer wieder gerade Katzen und Hunde vermittelt. Kranke und alte bleiben jedoch auf Dauer in der Schmalenau. Kleintiere wie Hasen und Meerschweinchen finden aber in der kalten Jahreszeit kein neues Zuhause. „Und Vögel sind nicht mehr in Mode, die bringen wir gar nicht mehr unter“, bedauert Lödermann, die zudem Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis und Vizepräsidentin der Organisation in Bayern ist.
Ein Weg aus der Misere ist der Neubau auf dem Tierheim-Grundstück. „In dem Gebäude sollen die ehemaligen herrenlosen Katzen gut untergebracht werden und ein freies Leben führen können“, sagt Lödermann. Noch nutzen sie das Wildkatzendorf, liebevoll „Schnurrhausen“ genannt. Die kleinen Holzhütten verfaulen aber zusehends und werden nun abgerissen. Zudem erhalten die Papageien in dem neuen Haus Freiflugvolieren. Die Mitglieder haben dem Vorhaben schon zugestimmt – mit dem Wissen, dass der Verein von den veranschlagten etwa 350.000 Euro mindestens die Hälfte aufbringen muss. „Bis zu 50 Prozent beantragen wir beim Freistaat aus der Tierheim-Förderung.“ Die Chefin hat in München schon vorgefühlt und ist zuversichtlich, dass das klappt. Bleiben aber noch um die 175.000 Euro übrig. „Dafür sind wir dringend auf Spenden angewiesen.“
Gemeinden zahlen pro Jahr und Einwohner einen Euro für Fundtiere
Einen Beitrag will auch das Garmisch-Partenkirchner/Murnauer Tagblatt im Rahmen seiner Weihnachtsaktion leisten. „Dafür sind wir von Herzen dankbar“, sagt Lödermann. Schon 2003, als es um den Neubau des Katzen- und Kleintierhauses ging, unterstützten die Leser den Verein großzügig.
Solche Projekte sind ein Kraftakt für den Tierschutzverein. Schließlich muss auch der laufende Betrieb, für den Lödermann pro Jahr 700.000 Euro ansetzt, geschultert werden. „Sehr gut ist unsere Fundtierregelung.“ Mit allen Gemeinden im Landkreis besteht eine Absprache, die alle fünf Jahre neu verhandelt wird. Derzeit zahlen diese einen Euro pro Jahr und Einwohner, damit der Verein diese kommunale Pflichtaufgabe übernimmt und sich um die Fundtiere kümmert. In diesem Jahr flossen dafür 90.081 Euro. Dem gegenüber stehen 41 Hunde, 187 Katzen, 37 sonstige Tiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel, die ansonsten von den Gemeinden sechs Monate lang untergebracht werden müssten. Außerdem haben Ehrenamtliche 89 herrenlose Katzen – etliche in Naturschutzgebieten, wo sie eine Gefahr etwa für Bodenbrüter darstellen, – eingefangen. „Große Themen waren auch der illegale Welpenhandel, Animal-Hoarding-Fälle und aus dem Ruder gelaufene Tierhaltungen.“
Tierschutzverein bringt viel Eigenleistung ein
Neben der Pauschale erhält der Verein noch – als freiwillige Leistung – 21.500 Euro „für die besonderen Aufgaben des Tierschutzes“. Darunter fällt beispielsweise, ein Tier aufzunehmen, dessen mittelloser Besitzer längere Zeit in der Psychiatrie behandelt wird. „Tatsache ist, dass wir nur ein Siebtel unserer laufenden Kosten aus Zuschüssen bekommen“, sagt Lödermann. Etwa 117.000 Euro erwirtschaftet das Tierheim jedes Jahr, unter anderem aus Tierpensionen, Flohmärkten, Altkleider-Sammlungen und Vermittlungsgebühren. Die decken allerdings nicht, was meist im Vorfeld für ein Tier ausgegeben werden musste. „Für eine Katze bekommen wir 150 Euro inklusive Mehrwertsteuer, haben davor aber schon für den Tierarzt für die Kastration et cetera circa 300 Euro ausgegeben.“ Die verbleibenden gut 490.000 Euro stemmt der Verein aus eigener Kraft – aus Mitgliedsbeiträgen, Tierpatenschaften und Spenden.
Kommt dann ein außergewöhnliches Projekt dazu, wie der geplante Neubau, sind Lödermann und ihr Team immer auf zusätzliche Zuwendungen angewiesen. Dabei will auch das Tagblatt mit seiner Weihnachtsaktion helfen. Tiere werden schließlich laut Bayerischer Verfassung als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet und geschützt. Als Lödermann 1999 den Vorsitz des hiesigen Tierschutzvereins übernommen hatte, „haben wir bei Null angefangen“. Was jetzt in der Schmalenau steht, ist eine Vorzeigeeinrichtung. „Die konnten wir mit viel ehrenamtlichem Engagement, Eigenleistung und Spenden hinstellen“, betont Lödermann. Darauf ruhen sie, die Mitglieder und die Mitarbeiter sich aber nicht aus.
Wer helfen möchte,
den Neubau auf dem Tierheimgrundstück zu unterstützen, in dem herrenlose Katzen gut untergebracht und ein freies Leben führen können sowie Papageien Freiflugvolieren erhalten, kann seine Spende – unter dem Stichwort Tagblatt-Weihnachtsaktion 2024 – auf das Konto des Tierschutzvereins im Landkreis Garmisch-Partenkirchen überweisen:
IBAN DE66 7035 1030 0000 0460 03 bei der Sparkasse Oberland (BIC: BYLADEM1WHM).
Alle Spenden sind zweckgebunden für unsere Aktion. Der Durchschlag des Überweisungsträgers wird bis zu 300 Euro vom Finanzamt als Zuwendungsbestätigung anerkannt. Für Spenden über 300 Euro stellt der Tierschutzverein eine Spendenquittung aus. Geben Sie dazu Ihre vollständige Adresse bei Ihrer Überweisung an. Die Spender sollen im Tagblatt genannt werden. Wer das nicht möchte, möge auf seiner Überweisung „kV“ für „keine Veröffentlichung“ vermerken.