Trump im Wahlkampf wütend und unüberlegt – Republikaner sehen Chancen schwinden
Trump attackiert Harris vor der US-Wahl vor allem persönlich, Inhalte stehen hinten an. Warnungen der Republikaner dringen offenbar nicht zu ihm durch.
Washington, D. C. – Als Donald Trump am 15. Juli mit entrücktem Lächeln und Ohrverband auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee stand, schien er sich bereits als Sieger zu fühlen. Die Menge jubelte ihm frenetisch zu. Es schien sicher, dass er bei der US-Wahl 2024 Joe Biden besiegen würde. Nur die Größe seines Vorsprungs war noch unklar. Zwei Tage zuvor hatte Trump ein Attentat knapp überlebt und schien unbesiegbar.
Für Trump hat sich vor US-Wahl 2024 das Blatt gewendet – Kein Rezept gegen Kamala Harris
Doch seit dem 21. Juli hat sich das Blatt gewendet. Nun muss sich Trump gegen Kamala Harris, eine 20 Jahre jüngere Schwarze, im Wahlkampf behaupten. Trumps scheinbare Unverwundbarkeit und seine vermeintliche Überlegenheit gegenüber den Demokraten sind vergessen.
Der Ex-Präsident wirkt nervös, wütend und unüberlegt. Seine abfälligen Bemerkungen über Harris‘ Herkunft und Person treiben ihre Beliebtheitswerte bei Frauen und Schwarzen in die Höhe. Auch die weiße Wählerschaft kann sich laut Umfragen zur US-Wahl immer besser vorstellen, dass Harris die nächste US-Präsidentin wird.
Trump offenbar auch privat wütend auf Harris – Republikaner wirken vor US-Wahl verzagt
Innerhalb der Republikaner wächst die Sorge, dass Trump im Wahlkampf unterliegt, seit Harris als Kandidatin der Demokraten aufgetreten ist. Die Angst vor einer Wahlniederlage nimmt zu. Viele zweifeln offenbar auch daran, ob Trump wirklich der richtige Kandidat für die Republikaner und das Land ist. Die New York Times sprach mit über ein Dutzend einflussreicher Personen innerhalb der republikanischen Partei und berichtet von zunehmender Besorgnis. „Die Menschen um Trump herum sehen einen aus der Fassung gebrachten Kandidaten“, schreibt das renommierte US-Blatt.

Statt einer positiven Aufbruchstimmung verbreitet Trump wütende Aggression. Auch in privaten Gesprächen soll er in den letzten Wochen vor allem zornig und schlecht gelaunt gewesen sein. Öffentlich beschimpft er seine Gegnerin Harris als „böse“ und als „Schlampe“, anstatt sich auf politische Inhalte zu konzentrieren.
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McCarthy kritisiert Trumps Verschwörungsmythen und Attacken auf Harris – „Hör auf“
Kevin McCarthy, ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses, kritisierte Trumps Verhalten in einem Interview mit Fox News. „Hör auf, die Größe ihrer Zuschauermengen infrage zu stellen, sondern fang an, ihre Positionen infrage zu stellen“, mahnte er. McCarthy bezog sich damit auf Trumps Verschwörungsmythen über die Größe der Menschenmenge bei Harris-Kundgebungen.
McCarthy kritisierte auch indirekt Trumps persönliche Angriffe auf Harris: „Man kann den Wahlkampf nicht nur auf Basis ihrer Persönlichkeit führen.“ Trump sollte sich auf politische Inhalte konzentrieren und Harris im Bereich der Kriminalität, der Grenzpolitik und der Inflation angreifen. Doch in einem zweistündigen Interview mit Elon Musk zeigte sich Trump von der Kritik unbeeindruckt und verbreitete stattdessen eine Reihe von Fake News.
Umfragen sehen Rückhalt von Trump schwinden – US-Wähler glauben an Harris-Sieg
Umfragen zeigen, dass Trumps Vorsprung gegenüber Harris schrumpft, wenn nicht sogar verschwindet. In einigen Erhebungen zu den entscheidenden Swing States hat Harris Trump sogar schon überholt. Die Begeisterung der Trump-Fans ist laut einer Umfrage im Auftrag von The Economist stark gesunken: Neun Prozent weniger als in der Vorwoche gaben an, sie seien begeistert von der anstehenden US-Wahl. Erstmals glaubte laut einer Umfrage eine Mehrheit in den USA, dass die nächste Präsidentin Kamala Harris heißen wird – unabhängig von der Parteipräferenz der Befragten. Auch die republikanischen Anhänger sehen Trumps Chancen schwinden.
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In den nächsten Tagen dürfte sich die Situation für Trump nicht verbessern. Der Parteitag der Demokraten steht an, bei dem Kamala Harris und Tim Walz offiziell als Kandidatin und Vize-Kandidaten gekürt werden. Es wird ein viertägiges Groß-Event mit Unterstützung der prominentesten US-Amerikaner, darunter Barack Obama und George Clooney. Das Medieninteresse wird sich hauptsächlich auf Harris konzentrieren, was den Demokraten kostenlose Wahlkampfunterstützung bietet. Selbst Trumps Schimpftiraden auf seiner eigenen Plattform Truth Social und X (vormals Twitter) – wo Elon Musk ihn wieder freischalten will – werden wohl ins Leere laufen.