Ungewohnte Kritik in Russland: Ex-General prangert Mängel in Putins Militär an
Der ehemalige General Wladimir Schamanow erhebt schwere Vorwürfe in Russland. Er vergleicht das Militär mit einer „Partisanenabteilung“.
Moskau – Trotz politischer Repression wird in Russland nach wie vor vereinzelt Kritik am russischen Militär laut. Jüngst auch aus Putins eigenen Reihen. Der ehemalige General Wladimir Schamanow hat nun Vorwürfe gegen die russische Militärführung erhoben. Dem Verteidigungsministerium warf der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma vor, die russischen Truppen im Ukraine-Krieg mit Uniformen von schlechter Qualität zu versorgen.
In einer Ansprache vor dem Unterhaus des russischen Parlaments soll Schamanow das russische Militär mit einer „Partisanenabteilung“ verglichen haben. Das berichtete das US-Magazin Newsweek unter Berufung auf einen russischen Medienbericht.
Kritik am Militär steht in Putins Russland unter Strafe
Kritik am Moskauer Regime und dem Ukraine-Krieg ist in Russland zu einer Seltenheit geworden. Per Gesetz hat der Kreml bereits kurz nach Beginn des Kriegs im Jahr 2022 jegliche Kritik an der russischen Armee unter Strafe gestellt. Wie das Gesetz ausgelegt wird und wie hoch die Strafe ausfällt, das scheint willkürlich. Wer aus Sicht des russischen Machthabers Wladimir Putin die Armee „diskreditiert“ kann mit einer Geld- und Haftstrafen bis zu 15 Jahren rechnen.

Ex-General kritisiert Militärführung in Russland
Im Falle des ehemaligen russischen Generals können seine Aussagen jedoch bei weitem nicht als Kritik an dem Krieg in der Ukraine verstanden werden. Der ehemalige General zeigte sich in der Vergangenheit als absoluter Befürworter des russischen Angriffs auf die Ukraine. Im Jahr 2022 bezeichnete Schmanow in einem Interview die Kultur der Ukrainerinnen und Ukrainer als „Krankheit“. In dem Interview, das auf YouTube veröffentlicht wurde, sagte er wörtlich: „Wir brauchen etwa 20 bis 40 Jahre, um die Krankheit auszurotten.“
Schamanow leitete von Mai 2009 bis Oktober 2016 die russischen Luftlandetruppen und wurde nach seinem Ausscheiden aus dieser Position Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma. Seine jüngste Kritik gilt dem russischen Verteidigungsministerium.
Russlands Soldaten leiden um Ukraine-Krieg offenbar unter mangelhafter Ausrüstung
Bereits zuvor hatte es Berichte über mangelhafte Ausstattung russischer Soldaten gegeben. So berichtete der britische Guardian im Oktober 2022, dass es damals auf Telegram Dutzende Diskussionskanäle gegeben habe, in denen sich Angehörige mobilisierter Männer Ratschläge darüber gegeben hätten, wo sie am besten Körperschutz und Kleidung für ihre Verwandten kaufen könnten.
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„Wir mussten unser Monatsgehalt für die Ausrüstung meines Mannes ausgeben, damit er wenigstens eine Chance hat, zurückzukommen“, sagte eine Lehrerin aus Brjansk gegenüber der Zeitung. „Ehrlich gesagt, ist das völlig peinlich. Es ist ein Chaos“, fügte sie hinzu.
Soldaten aus Russland sollen gezwungen sein, Kleidung für Einsatz im Ukraine-Krieg selbst zu beschaffen
Auch der ehemalige russische General wies laut Newsweek darauf hin, dass die Soldaten ihre Kleidung für den Einsatz im Krieg aufgrund der mangelhaften Uniformen selbst kaufen müssten. „Die Qualität der Uniformen, die mitgebracht und ausgegeben werden, unterliegt einfach keiner Beurteilung“, sagte demnach der pensionierte General.
In der Vergangenheit ist Kritik an der Kriegsführung in Russland in der Regel nicht ohne Folgen geblieben. Beispielsweise kritisierte der damals russische General Iwan Popow im Sommer 2023 infolge hoher Verluste im Ukraine-Krieg die Kriegsführung Moskaus. Er forderte eine Rotation der Kampfeinheiten. Infolge seiner Kritik wurde Popow entlassen. Zuletzt berichtete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf ein Militärgericht in Moskau, dass der Ex-General wegen des Vorwurfs von Betrug und Veruntreuung von für die Armee bestimmten Gütern verhaftet worden sei. (pav)