Sechs Monate alter Säugling von Vater getötet? Mutter sagt vor Gericht aus

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Am Landgericht Memmingen wurde im Prozess gegen einen 43-jährigen Familienvater, der im Verdacht steht, seine Tochter im Säuglingsalter körperlich misshandelt und dadurch getötet zu haben, weitergeführt. © Mayer-Verbeek

Am Landgericht Memmingen wurde im Prozess gegen einen 43-jährigen Familienvater, der im Verdacht steht, seine Tochter im Säuglingsalter körperlich misshandelt und dadurch getötet zu haben, die Mutter der beiden gemeinsamen Kinder angehört.

Memmingen/Mindelheim – Am 13. November sagte die damalige Freundin des Angeklagten und Mutter der beiden gemeinsamen Kinder vor dem Landgericht aus. Das Gericht befragte die Zeugin unter anderem zum zeitlichen Ablauf des 18. und 19. Novembers 2023. Die Angaben der Kindsmutter stimmen zu einem großen Teil mit denen des Angeklagten (wir berichteten) überein. Sie sei beim Einkaufen gewesen, während der Vater sich zu Hause um die kleine Tochter gekümmert habe. Die ältere Tochter sei beim Einkaufen dabei gewesen. Weil sie die Milch zuerst vergessen hatte, ging die Mutter nochmal los, dieses Mal ohne die damals Dreijährige. Diese sei gemeinsam mit ihrem Geschwisterchen und dem Vater in der Wohnung geblieben. Auch die Mutter sprach davon, dass sie einen für die Familie typischen Abend verbracht hätten.

Mutter sagt vor Gericht aus: Vorausgegangene Untersuchung war unauffällig

Die medizinischen Untersuchungen des Säuglings konnte die Mutter bezeugen. Weil das kleine Mädchen den Arm nicht mehr bewegen konnte, hatte sie mit ihr einen Kinderarzt aufgesucht. Dieser war von einem ausgekugelten Gelenk ausgegangen, ordnete aber dennoch ein Röntgenbild an, um einen möglichen Bruch ausschließen zu können. Aufgrund des hohen Patientenaufkommens im Memminger Klinikum konnte die Röntgenaufnahme allerdings nicht gemacht werden. Am Folgetag ließ die Zeugin ihr Baby im Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren untersuchen. Der behandelnde Arzt kümmerte sich um den Arm, ohne ein Röntgenbild aufzunehmen. Der Säugling konnte nach der Behandlung seinen Arm wieder bewegen.

Mutter sagt vor Gericht aus: „Er war ein liebevoller Vater“

Zu den familiären Umständen berichtete die Mutter dem Gericht, dass ihr damaliger Partner sehr liebevoll und fürsorglich gewesen sei. „Seine Kinder waren sein Ein und Alles“, sagte die Zeugin. Der Angeklagte habe sich sehr für seine Kinder interessiert, so die Mutter. Sie seien im täglichen Austausch gestanden, da der Vater werktags arbeitsbedingt nicht in Mindelheim gewohnt hat. Er habe sich viel über den Alltag mit den Kindern erkundigt. Aufgrund dieser Fürsorge habe es die Zeugin auch verwundert, dass ihr damaliger Partner ihr gegenüber den Vorfall vom 18. November nicht direkt erwähnt habe. Sie habe erst am Tag der polizeilichen Vernehmung von dem Unfall, bei dem ihr Kind auf den Wohnzimmertisch gefallen sein soll, erfahren. Sie berichtete, dass ihr das Schweigen des Angeklagten – in Anbetracht seines sonst so umsorgenden Verhaltens – ungewohnt und unstimmig vorkam.

Der Prozess dauert aktuell an, es werden weitere Zeugen angehört. Wann das Urteil fallen soll, ist zurzeit noch unklar.

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