Nato-Abwehr: Putin könnte in Ungnade gefallenen Kommandeur einsetzen

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Ein bekannter russischer Generaloberst soll einen neuen Posten an der Grenze zur NATO bekommen. Dabei war er während des Ukraine-Kriegs gefeuert worden.

Moskau – Erst gefeiert, dann gefeuert, befördert und bald in einer Führungsposition an der Grenze zur NATO? So könnte der Lebenslauf des russischen Generalobersts Alexander Lapin aussehen. Knapp eineinhalb Jahre nachdem Lapin während des Ukraine-Krieges in Ungnade gefallen war, gilt er laut dem US-Magazin Newsweek nun nämlich als Favorit für eine neue Schlüsselrolle im russischen Militärapparat. Wie das Magazin berichtet, könnte Lapin von Kreml-Chef Wladimir Putin zum Kommandeur des Leningrader Militärbezirks ernannt werden – nur wenige Wochen nach Einrichtung des Bezirks entlang der nördöstlichen Nato-Grenze.

Das US-Magazin verweist dabei auf Medienberichte aus Russland, die sich im Falle der russischen Veröffentlichung Ura.ru auf eine ungenannte Quelle aus russischen Militärkreisen beziehen sollen. Noch sei nichts offiziell, aber Lapin gelte als wahrscheinlichster Kandidat, heiße es derweil bei der St. Petersburger Zeitung Fontanka.

Der russische General Alexander Lapin (Foto von 2021) könnte zum Kommandeur des neuen Leningrader Militärbezirks ernannt werden, berichten russische Medien.
Der russische General Alexander Lapin (Foto von 2021) könnte zum Kommandeur des neuen Leningrader Militärbezirks ernannt werden, berichten russische Medien. © IMAGO/Yegor Aleyev

Lapin verlor Befehlshaber-Posten während des Ukraine-Krieges – Scharfe Kritik hoher Militärs

Mit Lapin würde ein durchaus umstrittener russischer Militär das Ruder an der Nato-Grenze übernehmen. Im Juli 2022 nach der Eroberung der ukrainischen Großstadt Lyssytschansk im Donbass noch mit dem Orden „Held Russlands“ ausgezeichnet, verlor er in der Folge seine Position als Befehlshaber des Zentralen Militärbezirks in der Ukraine. Putin setzte den Militär Ende Oktober 2022 ab – nach einer Reihe von Niederlagen und scharfer Kritik an Lapin aus höchsten Kreisen.

Besonders Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow und der mittlerweile verstorbene Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hatten den Befehlshaber verbal attackiert. Beide machten Lapin für die russische Niederlage in Lyman verantwortlich. Während Kadyrow seine Degradierung zu einem normalen Soldaten forderte, hatte Prigoschin vorgeschlagen, Lapin „mit einem Maschinengewehr und barfuß“ an die Front zu schicken.

Lange musste der 1964 geborene Militär nicht auf eine neue Aufgabe warten. Bereits im Januar 2023 wurde er zum Generalstabschef der Heerestruppen berufen. Dies führte in Russland zu Kritik, und galt manchem Experten als Schritt Putins, im damaligen Machtkampf mit Prigoschin den Einfluss des Wagner-Chefs zu beschränken. Im April 2023 veröffentlichte der Kreml denn auch ein Video, in dem Lapin als zentrale Persönlichkeit im Kommando der Truppen im Ukraine-Krieg inszeniert wurde.

Russland könnte Krieg gegen NATO vorbereiten, meint amerikanischer Think Tank

Nun also die neue Rolle im Militärbezirk Leningrad. Diesen hatte Putin erst im Februar 2024 gemeinsam mit dem Militärbezirk Moskau neu eingerichtet. Vorher hatte Putin eine stärkere Militärpräsenz im russisch-finnischen Grenzgebiet angekündigt und das mit dem Nato-Beitritt Finnlands begründet. Moskau werde im Nordwesten des Landes den „Militärdistrikt Leningrad“ einrichten und dorthin eine „gewisse Anzahl an Einheiten“ verlegen, sagte Putin Ende Dezember im russischen Staatsfernsehen. Der Nato-Beitritt Finnlands werde „Probleme“ schaffen, so Putin. Gleichzeitig wies er Befürchtungen des Westens vor einem möglichen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat der Nato als „völligen Blödsinn“ zurück.

Wie Newsweek berichtet, schätze ein in den USA ansässiger Think-Tank, dass die neuen Militärbezirke darauf hindeuteten, dass Putin sich auf einen möglichen groß angelegten Krieg mit der Nato in der Zukunft vorbereite. So sei die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) damals zu dem Schluss gekommen, dass damit „die parallelen Ziele“ unterstützt würden, „die Kontrolle über russische Operationen in der Ukraine kurz- bis mittelfristig zu festigen und auf lange Sicht auf einen möglichen künftigen groß angelegten konventionellen Krieg gegen die Nato vorzubereiten.“ (Florian Neuroth)

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