Deutscher Batteriehersteller gibt Werk auf – alle Mitarbeiter werden gekündigt
Im Mai meldete das Fraunhofer-Spin-off Insolvenz an, die Übernahme durch neue Investoren rettet nun zwar den Betrieb – nicht jedoch ein Werk in Baden-Württemberg.
Tübingen – Die Berichte über Insolvenzen in Baden-Württemberg nehmen nicht ab. Häufig haben Firmen ab diesem Punkt keine Zukunft mehr, so erging es zuletzt beispielsweise einem deutschen Traditionsbäcker in Familienhand. In einigen Fällen kann durch Übernahme aus dem Ausland oder neue Investoren aber der Betrieb gerettet werden, wie vor kurzem bei einem Medizintechnik-Unternehmen bei Heilbronn geschehen.
CustomCells schließt Werk in Tübingen trotz Rettung nach Insolvenz
Dass die vermeintliche Rettung aber nicht immer nur Gutes verheißt, müssen nun die Mitarbeiter des deutschen Batterieherstellers CustomCells am Standort Tübingen am eigenen Leib miterleben. Im Mai meldete die Firma Insolvenz an – Grund dafür waren unter anderem ausgebliebene Zahlungen eines wichtigen Kunden: die des Flugunternehmens Lilium, seines Zeichens ebenfalls von der Insolvenzwelle getroffen. Vor wenigen Tagen dann die Meldung: neue Investoren sind gefunden, das Unternehmen „gerettet“ – nicht jedoch das Werk in Tübingen.

Die Mitarbeiter am Stammsitz in Itzehoe in Schleswig-Holstein dürfen sich freuen, dass der Spezialist für Batteriezellentechnologie von einem Konsortium industrienaher Family Offices rund um den bestehenden Investor ABACON zusammen mit SALVIA übernommen wird. 80 Prozent der Arbeitsplätze bleiben dort erhalten.

Alle Tübinger Mitarbeiter werden entlassen
Bei den 68 Beschäftigten in Tübingen kommt die Hilfe jedoch nicht an. Das Werk war bereits geschlossen, nach der Übernahme ist nun klar, dass das auch so bleibt und der Standort bis auf Weiteres aufgegeben wird. Es hätten sich „keine Perspektiven für eine Wiedereröffnung ergeben“, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung. Die Arbeitsverhältnisse aller aktuell freigestellten Mitarbeiter werden im Laufe des Monats gekündigt.
Ein wenig überraschend kommt das durchaus, hatte das Land Baden-Württemberg die Batterieforschung von CustomCells in Tübingen im März noch mit acht Millionen Euro gefördert, der Bau einer Pilotanlage am dortigen Standort zur Entwicklung einer neuen Generation von Rundzellen-Batterien war in Planung.

Diese Planungen dürften nun Geschichte sein. Für das Unternehmen CustomCells beginnt unter der Obhut der neuen Investoren in Itzehoe ein frisches Kapitel: „CustomCells hat die Sanierungschancen unter dem Schutz des Insolvenzrechts genutzt und mit den neuen Investoren bestehen wieder stabile Perspektiven für die Zukunft“, so Insolvenzverwalter Dr. Malte Köster – nur eben nicht in Tübingen.